Tätigkeit der Jesuiten auf dem Heiligberg

Eine Prozession christgläubiger Katholiken zu einem Gnadenort der Muttergottes Maria

Gnadenorte der hohen Himmelskönigin Maria

Unsere Liebe Frau, die Gottesmutter Maria, sitzt, umringt von vielen Heiligen, in der Mitte, ihren Sohn Jesus auf dem Schoß, eine Lilie in der linken Hand; unter ihr ist das Häuschen zu sehen, daß von Engeln zum Gnadenort Loreto getragen wird

Die Tätigkeit der Jesuiten auf dem Heiligberg in Böhmen

In der Zeit der Glaubensspaltung, während welcher die Furcht vor allem Heiligen schwand und auch viele Katholiken, wenn sie schon den alten Glauben nicht verließen, lau und gottvergessen wurden, wurde der Pribramer Bürger Paul Klobaucnjk im Traum ermahnt, dem Marienbild eine gesicherte Stätte anzuweisen. Daraufhin nahm er es zwei Jahre hindurch in sein Haus auf und betätigte auf diese Weise seinen frommen Sinn.

Der Jesuit Albert Chanowsky – so berichtete dessen Biographie – kam in die ihm unbekannte Stadt Pribram, die zur selben Zeit noch dem Irrglauben ergeben war. Ermüdet, setzte er sich der wahrhaft apostolische Mann auf einen Stein, und nachdem das Volk herbei gekommen war, erinnerte er es an den Glauben, den es verlassen hätte und ermahnte es wiederum zur Tugend. Darnach ordnete er einen Bittgang nach dem Heiligenberg an und auch später bestieg er ihn, obwohl mit furchtbaren Fußschmerzen kämpfend, um Maria seine Schäflein anzuempfehlen. –

Auch der Adel blieb nicht zurück. 1644 wallte Johanna, Gemahlin des Fürsten Lokow, nach dem Heiligenberg. 1645 brachte die Freifrau Swarowa einen Blinden mit Namen Sindanicek hierher, und er wurde sehend. 1646, in den letzten Julitagen, eilte selbst Kaiser Ferdinand III. aus der Gegend von Klattau, wo sich das kaiserliche Heer befand, auf den Heiligberg. Glückliche Zeiten, wo Fürst und Volk zu den geheiligten Stätten Mariens wallten, wo gutes Beispiel von oben die frommen Sitten in den unteren Schichten erblühen machte, wo das Band der Eintracht zwischen Volk und Fürsten noch nicht durch die Revolutionen zerfressen worden – wann kehrt er wieder? –

Bisher war die Wallfahrt zu dem wunderbaren Bild Mariens auf dem Heiligberg Sache frommer Seelen aus dem Laienstand. Kein lächelnder, freundlicher Blick Gott begeisterter Priester empfing den armen ermüdeten Wanderer, der vielleicht nieder gedrückt von unbekannten innern Leiden weinend zu Mariens Füßen saß und sich nach einem teilnehmenden Freund sehnte. Nun aber begann durch Gottes Fügung die katholische Kirche, die Nichts für so klein und unbedeutend hält, um es nicht als einen Faden zu benützen, der zu Gott hinleitet, sie begann die Wallfahrt unter ihren Schutz zu nehmen.

Der Gedächtnistag des heiligen Apostels Bartholomäus, der 24. April 1647, war der denkwürdige Tag, an welchem die bisher ärmlich besorgte Waldkapelle auf dem Heiligberg dem Jesuitenorden übergeben wurde.

Wo setzte je in den Zeiten des Glaubensabfalls ein Jesuit seinen Fuß hin, ohne daß er die falschen Propheten nicht wie scheue Rehe aus ihrem Lager gescheucht, die Verirrten auf den rechten Weg gebracht? Wer ist erfahrener in allen Zweigen der Wissenschaft, als der Jesuit?
Wer endlich, und das ist das weitere Merkmal eines echten Jesuiten, liebt die seligste Jungfrau mehr als er, glüht mehr für ihren Ruhm, führt mehr Seelen durch sie Gott zu, als er?

Maria rief also die Männer des Jahrhunderts als Wächter an ihr Heiligtum und sie rechtfertigten das Vertrauen, welches man in sie setzte. Doch war der Anfang ein harter; während der Kriegsunruhen gingen die Schätze der heiligen Kapelle verloren und das Gnadenbild musste mehrere Male, selbst in Wäldern vor der vandalischen Wut der Protestanten verborgen werden. Aber Gott half. Die Wogen legten sich und nun begann die Tätigkeit der Jesuiten im höchsten Grade. Bald zogen Scharen über Scharen frommer Pilger nach dem Heiligberg. Besonders der Adel war reichlich vertreten und mit Hilfe desselben schritten die Jesuiten dazu, die heilige Kapelle zu erweitern. Zu beiden Seiten derselben führte man zwei neue Kapellen auf, nämlich die Ignatiuskapelle, auf Kosten des Grafen Sternberg und die Xaverkapelle, vom Grafen Millesimo erbaut. Dann umgab man den heiligen Bau mit Ambiten oder gedeckten Gängen, in deren Ecken man ebenfalls vier Kapellen errichtete. Bis zum Jahre 1696 war Alles vollendet und 1662 schon legten die Jesuiten den Grundstein zu einer größeren Wohnung, Residenz genannt. (*)

1658 ließ Graf Wratislaw, der mit dem Grafen Martinitz ein vorzüglicher Gönner des Gotteshauses war, einen gedeckten und gemauerten Gang, 200 Klafter lang von Pribram aus bis zu den Ambiten führen, damit fromme Waller vor Sturm und Wetter geschützt, den heiligen Berg leichter ersteigen könnten.

So eiferten die frommen Väter, um das Haus Mariens zu erweitern und zu verschönern, unterstützt von adeligen Herren, die stolz darauf waren, katholisch zu sein und zu denken, und eben deswegen Großes vollbrachten.

Doch das Gute muss Widerstand finden, wahrhaft große Männer entgehen selten dem Hass niederer Seelen. Leise, aber zeitig schon drang ein Verderben suchendes Lispeln zu den Ohren des Kaisers Leopold. Ihre Zeit – die Zeit der Jesuiten, war jedoch noch nicht gekommen. Der gerechte Monarch wollte sich selber überzeugen und kam am 30. August 1673 unvermutet nach dem Heiligberg. Am folgenden Tage beichtete er und empfing den Leib des Herrn; dann aber besah er Alles mit eigenen Augen, prüfte selber die Zeugnisse von den stattgehabten Wundern.

Am 1. September verließ der Kaiser den heiligen Ort nach Anhörung zweier heiliger Messen, nachdem er zuvor von dem Wasser des sogenannten marianischen Brunnen getrunken und den Vätern tausend Gulden zum Residenzbau geschenkt hatte.

Die Feinde der Jesuiten hatten ihre Zwecke nicht erreicht, aber noch ruhten sie nicht. Kaiser Leopold bestätigte zwar die Jesuiten auf dem Heiligberg, aber am 4. April 1680 finden wir ihn zum zweiten Male dortselbst. Sein Gefolge war groß und in demselben befand sich auch Maria Anna, die Braut des Kurfürsten Maximilian von Bayern.

Alle bekannten ihre Sünden demütig und nahten sich dem Tisch des Herrn. Welches ergreifende Beispiel für das Volk! – Am nächsten Tag jedoch verlangte der Kaiser die heilige Statue der Mutter des Herrn in der Nähe und genau zu besehen. Es liegt nach den Andeutungen der Geschichtsschreiber außer Zweifel, daß das Gerücht von Veränderung des Angesichts dieser Statue bis zum Kaiser gedrungen war und ungläubige Menschen in seine Brust Zweifel hierüber gesät hatten. Gewiß befand sich die Hand der Jesuiten-Feinde im Spiel, welche die Gelegenheit benützten und die frommen Väter des Betruges beschuldigten, um sie zu stürzen. Es gelang nicht. Der Kaiser untersuchte die wunderbare Statue und bald nach seiner Abreise erschien auf sein Wort hin auch die Witwe Kaiser Ferdinands III. und brachte Geschenke des Kaisers und des Kronprinzen Joseph.
Demnach hatte das Bild Mariens auf den Kaiser den nämlichen Eindruck hervor gebracht, wie auf Adel und Volk, und die Ehre der Jesuiten war gerechtfertigt. (zur Anfeindung der Jesuiten siehe den Beitrag: Verfolgung insbesondere der Jesuiten)

Die Kürze des Raumes erlaubt nicht, die Menge der Geschenke anzuführen, welche zu Füßen Mariens nieder gelegt wurden. Und wunderbar! Während die Irrgläubigen mit Feuer und Schwert wüteten, um die Verehrung der Bilder und heiligen Gegenstände zu unterdrücken, schritt man auf dem Heiligberg dazu, das Bildnis Mariens feierlich zu krönen. Rom erteilte die Erlaubnis hierzu und unter ungeheurem Andrang des Volkes und des Adels nahm sie der Fürstbischof von Maiern vor.

1759 und 1772 arbeiteten zwei Goldarbeiter an der Errichtung eines silbernen Hauptaltars. Nach seiner Vollendung im Jahre 1773 am 5. September wurde den Jesuiten die Ausübung ihres Amtes untersagt. (siehe den Beitrag: Aufhebung des Jesuitenordens)
Arm an zeitlichen Gütern waren diese 1647 eingezogen in die heilige Kapelle unweit Pribram auf dem Heiligberg; arm an irdischen Gütern zogen sie nach etlichen und hundert Jahren bis auf Einige wieder hinaus in die weite Welt, ihr Brevier unter dem Arm, Gott im Herzen. Die Wenigen, welche zurückblieben, wurden dem Dechanten von Pribram unterstellt und versahen wie zuvor den Dienst am Heiligtum. Die Wut der Feinde der Kirche hatte den herrlichen Orden, diese Säule der Kirche, endlich unterdrückt; Gott aber sorgte, daß der Baum, welcher auf seine Zulassung gepflanzt wurde, damit die in die Hitze des Tages schmachtende Kirche unter seinem grünen Blätterdach sich stärke, nicht gänzlich aus dem Boden gerissen wurde. Nach der Entfernung der Jesuiten wurde die Wallfahrt zu Heiligberg und die Administration des Kirchen-Vermögens dem Theatiner Graf Ceyka übergeben und derselbe auch 1775 zum Probst für seine Lebenszeit ernannt. Er starb 1814; unter ihm besuchte Kaiser Franz I. den Heiligberg und der Besonnenheit dieses Probstes verdankt man die Erhaltung des Haupt-Altares… –

Und so schließen wir die Beschreibung der Wallfahrt zu U. L. Frau auf dem Heiligberg, erquickt an den Früchten einer gläubigen, guten, alten Zeit, in welcher ein frommes Volk, ein opferfreudiger Adel, gelehrte und eifrige Mönche und das wahrhaft katholische Kaiserhaus von Österreich Maria, der Gottes-Mutter, huldigten, ihr heiliges Bild verehrten; – wenn die Großen der Erde, bedrängt von dem Elend, welches die neue, gottlose, zweifelnde Zeit gewaltig anhäuft, die stillen geheiligten Stätten Mariens wieder aufsuchen und mit dem Volk und vor demselben zur Mutter der Gnade flehen, werden die gläubigen, die guten alten Zeiten wiederkehren! –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 2706 – Sp. 2710/Sp. 2723 – Sp. 2725

(*) 1905 erteilte Papst Pius X. dem Heiligtum den Titel „Basilika“.

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