Heiliger Johannes von Gott Ordensstifter

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

8. März

Der heilige Johannes von Gott Ordensstifter

Der berühmte Stifter des Ordens der barmherzigen Brüder, Johannes, wurde 1495 in Portugal von armen, aber frommen Eltern geboren, welche ihrem einzigen Sohn eine recht innige Liebe zu Jesus und Maria als Erbschaft zu geben sich eifrigst bemühten. Johannes mochte neun Jahre zählen, als ein Priester aus Spanien im Hause einkehrte und Wunder erzählte von seinen Reisen und von der Schönheit der spanischen Hauptstadt Madrid. Der lebhafte Knabe fühlte eine solche Wanderlust, daß er mit diesem Priester heimlich davon ging. Unterwegs von diesem schändlich und hilflos verlassen, fand er bei dem Oberschäfer eines Edelmannes in Oropesa als Hirtenknabe Arbeit und Brot. Johann war fleißig und treu, betete täglich den Rosenkranz und fünfzehn Vater unser zum Andenken an die fünfzehn Jahre, welche Maria verlassen von Jesus nach seiner Himmelfahrt noch auf Erden lebte, und gewann durch sein kluges und gesittetes Wesen so sehr die Achtung des Edelmannes, daß dieser ihm nach achtzehn Dienstjahren seine Tochter zur Ehe antrug.

Johannes hatte in die Hände der göttlichen Mutter die Jungfräulichkeit gelobt, verließ daher seinen Dienst und trat, da Spanien gerade gegen Frankreich Krieg führte, unter die Waffen. Doch dadurch brachte er sein Seelenheil erst recht in Gefahr: die Ausschweifungen des Soldatenlebens hinderten ihn am Gebet und reizten ihn zu großen Sünden. Einmal, bei einem Ausritt verletzte er sich schwer durch einen Sturz vom Pferde und wurde wunderbar aus den Händen der Feinde gerettet. Wieder genesen, musste er die eroberte Beute bewachen; aber sie wurde ihm in der Nacht gestohlen und er, der unachtsame Wächter, kurzweg zum Tode durch den Strang verurteilt; doch unverhofft begnadigt, wurde er mit Schimpf und Schande fortgejagt.

Kleinmütig suchte Johannes seinen alten Edelmann wieder auf und diente ihm als Schäfer mehrere Jahre mit rühmlicher Treue und Redlichkeit. Da ertönte die Kriegstrompete wieder; es galt die Türken, welche mit 300000 Mann schon Wien belagerten und den katholischen Glauben vernichten wollten, zurück zu werfen. Johannes zog mit gegen die Türken und erkämpfte sich eine Ehrenmedaille. Nach Beendigung des Krieges kehrte er aus Ungarn nach Spanien zurück und wollte in der Heimat die seinigen besuchen, von denen er dreißig Jahre nichts gehört hatte; aber daheim war Alles fremd; die Mutter war bald nach seiner Entweichung vor Gram gestorben, der Vater hatte sein Leben als Franziskaner-Bruder geendet, die Erinnerung an seine Jugendsünden erhob bittere Klage wider ihn und drängte ihn fort in die Fremde, Brot und Frieden zu suchen. Planlos dahin wandernd übernahm er eine Schäferstelle bei der frommen Witwe Eleonore de Zuniga und fand so auf den einsamen Weideplätzen die kostbare Muße, seine traurige Vergangenheit zu überdenken, seine vielen Sünden zu beweinen und in reuevollem Gebet zu Gott um Erbarmen zu flehen. Die göttliche Gnade weckte in ihm das Verlangen, nicht länger den unvernünftigen Schafen, sondern lieber den unsterblichen Seelen zu dienen, in Afrika die gefangenen Christen zu unterstützen und dort vielleicht für Christus zu sterben.

Auf dem Wege dahin traf er in Gibraltar einen portugiesischen Edelmann, welcher mit Frau und vier Töchtern vom König des Landes verwiesen, nach Afrika ging; diesem verdingte er sich als Diener. In Ceuta gelandet, erkrankte bald die ganze Familie; das mitgebrachte Vermögen war bald aufgezehrt, und sie wurden jämmerlich arm. Johannes allein hatte Mitleid mit ihnen, verwendete sein Geld und sogar seine Kleider für sie, arbeitete als Handlanger bei einem Festungsbau und kaufte mit dem sauer verdienten Taglohn Brot für die hungernde Herrschaft. Ob dieser Liebeswerke fühlte er eine wunderbare Zufriedenheit. Da geschah es, daß ein gefangener Landsmann des Johannes, um von den schrecklichen Quälereien von Seiten seines Aufsehers erlöst zu werden, den katholischen Glauben abschwor. Johannes, schmerzlich betrübt, wollte Leib und Leben wagen, um den Abtrünnigen zu retten; aber sein Beichtvater belehrte ihn über das Nutzlose seines Vorhabens und riet ihm, nach Spanien zurück zu kehren.

In Spanien fing er an zu hausieren mit Heiligenbildern, Gebetbüchern und Katechismen. Gottes Segen ruhte auf seinem Geschäft so, daß er bald in Granada einen Buchladen halten konnte. Er fand großen Zuspruch; denn er war sehr höflich und leutselig und wußte vom Nutzen des Lesens und der Ehre des Wissens so überzeugend zu sprechen, daß die Zahl der Käufer sich mehrte. Am Schaufenster legte er auch schlechte Romane aus, aber nicht um sie zu verkaufen, sondern um die Nachfragenden über die Gefährlichkeit derselben zu belehren und sie zum Kauf guter Bücher zu bereden. (Deshalb haben die Buchdrucker und Buchhändler diesen Heiligen zu ihrem Patron erwählt.)

Am Fest des hl. Sebastian 1539 hörte der eifrige Buchhändler den damals berühmtesten Redner Spaniens, Johannes von Avila, predigen, daß der Christ lieber tausendmal den Märtyrertod wie der hl. Sebastian sterben solle, als Gott, das höchste Gut zu beleidigen. Johannes wurde so erschüttert, daß er laut aufseufzte: „Barmherzigkeit, o Herr! Barmherzigkeit!“ Er eilte nach Hause, verschenkte den ganzen Inhalt des Kaufladens an die Armen und zerriß alle schlechten Bücher, dann ging er durch die belebteste Straße, schlug an die Brust und schrie: „Barmherzigkeit, o Herr! Barmherzigkeit mir Sünder!“ Er warf sich auf den Boden, raufte sich die Haare und wälzte sich im Kot; der Pöbel und die Gassenbuben jubelten: „Ein Narr, ein Narr!“ und verfolgten ihn mit Kot, Steinen und Stöcken; er ermunterte sie: „Macht nur zu, mehr Schimpf und Verachtung gebührt mir, der ich Gott selbst verachtete und beschimpft habe!“ Mitleidige Bürger trugen ihn ins Irrenhaus, wo ihn die Ärzte acht Monate entsetzlich traktierten, um seinen Irrsinn zu brechen. Ohne Klage duldete er diese Buße, gab dann Zeichen seines gesunden Verstandes und half noch einige Zeit die Kranken verpflegen, bis sein Entschluss, sich ganz den Armen und Kranken zu widmen, zur Reife gediehen war.

Er begann sein frommes Werk damit, daß er täglich in der Frühe nach der heiligen Messe im Walde Holz sammelte, es auf dem Markt verkaufte und mit dem Erlös Arme unterstützte. Allein die Mittel, welcher er so sich erwarb, waren viel zu gering, um seinen Eifer im Dienst der Notleidenden zu befriedigen. Als er seine Not einmal der allerseligsten Jungfrau klagte, erschien ihm diese, und setzte ihm eine Dornenkrone auf`s Haupt, zum Zeichen, daß er durch viele Trübsale in den Himmel eingehen werde. Dieses stille Wohltun gewann ihm Gönner, so daß er ein Haus mieten und vierzig Betten aufstellen konnte. Die aufgenommenen Pfleglinge leitete er zuerst an, eine gute Beichte zu verrichten, ihre Leiden in büßender Geduld zu tragen; er unterrichtete sie in der Frömmigkeit und sorgte für eine passende Beschäftigung. Jeden Abend ging er mit einem Korb auf dem Rücken und zwei Töpfen in den Händen durch die Stadt, indem er ausrief: „Um Gottes willen, liebste Brüder, tut euch selbst gutes!“ Schnell füllten sich seine Geschirre mit Almosen; freudig trug er die teure Last heim und durchwachte die Nacht bei den Kranken in Dankgebeten. Gar oft kamen die heiligen Engel und halfen ihm beim Krankendienst. Sein Eifer in der Versorgung und Pflege der Armen und Kranken gefiel so sehr, daß Don Sebastian, Bischof von Tuy und Kanzler von Granada ihm den Namen „Johannes von Gott“ nebst reichem Almosen gab, daß die Bürger und adeligen ihm ein größeres Spital einrichten halfen, daß mehrere Männer sich zu gleichem Dienst unter seine Leitung stellten. So entstand der Orden der barmherzigen Brüder, den Papst Pius V. 1572 nach der Regel des hl. Augustin bestätigte, und der sich schnell über Europa verzweigte.

Johannes von Gott dehnte seine tätige Liebe weit über das Spital aus in die Hütten und Höhlen des menschlichen Elendes, die Bosheit verfolgte ihn mit Verdächtigung, Lüge, Undank, Verleumdung; aber der Segen seines Wirkens, die Wunder seiner Liebe, die Größe seiner Demut und das Martyrium seiner Bußfertigkeit triumphierten über alle Feinde. Wurde er recht ausgeschimpft, so antwortete er liebreich: „Teurer Bruder, früher oder später muss ich dir doch verzeihen; darum will ich dir lieber gerade jetzt schon von Herzen verzeihen.“ Eines abends fand er einen halbtoten Mann am Wege und trug ihn auf den Schultern heim. Als er ihn, wie gewohnt, die Füße wusch und küßte, sah er an denselben die Wundmale. Staunend sah er zu dem Armen auf; dieser lächelte und sprach: „Johannes, was du denArmen in meinem Namen tust, hast du Mir getan“; mit diesen Worten verschwand er, und ein solcher Glanz durchleuchtete das Spital, daß die Leute aus dem Bett sprangen und schrieen: „Feuer! Feuer!“ Als später einmal das Spital wirklich im Feuer stand und Niemand mehr die Kranken daraus zu retten wagte, eilte Johannes furchtlos durch die Flammen, trug einen nach dem andern heraus und rettete auch noch viel Mobiliar – dabei erlitt er keine andere Verletzung, als daß ihm die Augenbrauen verbrannten.

Das Mitleid mit den Armen beflügelte seine Schritte, den erlittenen Brandschaden durch mühsames Sammeln im Lande herum zu ersetzen; aber diese Anstrengung verzehrte rasch das Opfer seiner Kräfte. Tödlich krank lag er im Spital auf einem Brett, unter dem Haupt den Almosenkorb und mit dem Ordenskleid zugedeckt, als ihn eine vornehme Dame besuchte und im Auftrage des Erzbischofs ihm befahl, sich in ihrem Hause pflegen zu lassen. Wie ein Kind gehorchte Johannes, obschon das Verlassen des Spitals ihm bitterer war als der Tod. Mit den heiligen Sakramenten versehen, bat er die Wärter, ihn allein zu lassen, bis er sie rufe. Nach geraumer Zeit fanden sie ihn angekleidet in kniender Stellung – aber tot: die Leiche blieb in dieser Stellung sechs Stunden lang, bis sie für die Beerdigung zubereitet wurde. Sein Leichenbegängnis war vielleicht das großartigste, das Spanien gesehen. Papst Urban VIII. erklärte ihn 1630 „selig“, und Alexander VIII. 1690 „heilig“. Mit Dankestränen ehren ihn Tausende und Tausende, welche fortwährend in den Spitälern seines Ordens geistige und leibliche Pflege finden. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 176 – S. 178

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