Unsere Liebe Frau von Guadalupe

Die Kathedrale von Guadalupe in Mexiko
Eine Skulpturengruppe in steinigem Gelände: Indianer nähern sich auf Knien oder wie die Frauen mit aufrechtem Gang der Muttergottes, die im Strahlenkranz mit ausgebreiteten Armen diese Menschen empfängt

Nationalheiligtum Unsere Liebe Frau von Guadalupe

Fest am 12. Dezember

Anmerkungen zu den Gesängen von Fritz Esser SJ

Die in den vorstehendem Gedicht geschilderten Ereignisse fallen in das Jahr 1531, das elfte Jahr nach der Eroberung Mexikos durch Cortez. Die Erscheinungen der Mutter Gottes fanden am neunten Dezember und den darauffolgenden Tagen statt. Wir haben uns nur im letzten Gesang eine Abweichung von dem historischen Verlauf der Ereignisse gestattet, indem wir statt des doppelten Baues erst einer Kapelle, dann der großen, herrlichen Wallfahrtskirche, zu welcher erst im J. 1695 der Grundstein gelegt wurde, von vornherein die Wallfahrtskirche entstehen lassen. Die Kirche erhebt sich eine Legua (ca. 5 ½ km) von Mexiko entfernt am Fuße des Tepeyak; sie ist ein Nationalheiligtum des Landes, von frommen Verehrern Marias mit zahlreichen, kostbaren Gaben und Kunstgegenständen ausgestattet, vor allem aber von den Indianern mit ganz besonderer Vorliebe besucht. Außer der Kirche mit der anstoßenden Gnadenkapelle findet sich daselbst noch eine kleinere Kapelle an dem Ort, wo Maria Juan Diego erwartete, als er oben auf dem Felsen die Rosen pflückte (s. Sechster Gesang), endlich eine dritte größere Kapelle auf dem Plateau des Felsens, an der Stelle, wo die wunderbaren Rosen standen. (s. Kath. Miss. 1894, S. 97ff.)

Die Eroberung Mexikos geschah von Ende April 1519 bis Mitte August 1521. Das Land erfreute sich eines wohl geordneten Staatswesens und großen Wohlstandes, und die Bevölkerung hätte ein sehr glückliches Dasein führen können, wenn nicht der Aberglaube mit seinen gräulichen Menschenopfern düstere Schatten über das ganze Land geworfen hätte. „Fest ohne Menschenopfer waren eine Seltenheit und von den Azteken kam der Gebrauch der Menschenopfer auch an die übrigen Stämme. Anfangs waren sie seltener, nach und nach aber, namentlich kurz vor Ankunft der Spanier, massenhaft; bei einem einzigen Tempel waren 136000 Schädel von Geopferten als Ehrendenkmal für den Gott aufbewahrt; bei der Einweihung des großen Tempels Huitzlipotschli`s (des Hauptgottes) im Jahre 1486 sollen 70000 Gefangene geopfert worden sein… Die Zahl der jährlichen Opfer soll mindestens 6000 nur in Cholula betragen haben, im ganzen Reich mindestens 20000.“ (Dr. J.B. Weiß, Lehrbuch der Weltgeschichte, Wien 1870, S. 70)

„Das Bild ist herrlich, so daß Kenner sagen, es sei so fein gemalt wie die Flügel eines schönen, bunten Schmetterlings. Und doch war der Stoff ein äußerst grober, ein Hanfgewebe, welches in seiner leichten Webart ein Löchlein neben dem anderen zeigt; noch heute tragen die Indianer Mäntel von diesem Stoff… Es ist in der Tat ein Wunder, daß auf diesem groben Stoff ein solch zartes Gemälde ausgeführt wurde. Schon oft ist das Bild von Künstlern und Kunstkennern untersucht worden. Aber keiner konnte sagen, wie es gemalt sei. Auch die letzte, durch den nordamerikanischen Konsul veranlaßte Untersuchung ergab als Resultat, die Malweise und die Entstehung des Bildes entziehe sich jeder wissenschaftlichen Erklärung.“ (Kath. Miss. a.a.O. S. 99)

Noch heute führen die Indianer vor dem Gnadenbild ihre Tänze auf, „die den Fremden freilich anfangs sonderbar anmuten, aber durch ihren schlichten, einfachen Charakter rasch versöhnen. Die Männer, die Mädchen und die Kinder tanzen getrennt, jedes in seiner Weise. Die Mädchen tragen dabei über ihr weißes Gewand eine rote, vor der Brust gekreuzte Schärpe und auf den langen Locken ein farbiges Kopftuch. In der Hand halten sie ein Stäbchen, mit dem sie auf den Boden stoßend den Takt geben. Der Tanz besteht bloß in durchaus sittsamen, rhythmischen Körperbewegungen, welche die Mädchen in einer Reihe hintereinander nach einem eintönigen, feierlichen Gesang ausführen. Die Kinder tanzen wieder ganz anders in einer gesonderten Gruppe zum Klang der Indianerviolinen, welche drei bis vier rote ernste Gestalten spielen. Die Kinder tragen die indianische Nationaltracht, einen reich verzierten Rebozo oder Poncho über dem weißen hemdartigen Gewand und weißen Beinkleidern. Der religiöse Ernst, mit dem die Kinder diese Zeremonie aufführen, macht einen durchaus erbaulichen Eindruck.“ (Kath. Miss. a.a.O.) –
aus: Fritz Esser SJ, U.L. Frau von Guadalupe, 1895, S. 60 – S. 64

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