Das glorreiche Schwert des Weltapostels Paulus
Das Schwert, mit dessen Schärfe der heilige Paulus für die Erkenntnis und Anbetung des dreieinigen Gottes heldenmütig gestritten, den Riesenkampf gegen den Gesetzesstolz der Juden und den Wissensstolz der Heiden siegreich gekämpft und die Völker Asiens und Europa`s gezwungen hat, vor dem gnadenvollen Kreuz Jesu Christi ihre Knie zu beugen, an dem sich die Einen grimmig geärgert, das die Andern als widersinnige Torheit verachtet hatten, – war die göttliche Liebe, welche auch in unsere Herzen ausgegossen ist, durch den heiligen Geist, der in uns wohnt, und in dem wir rufen Abba – Vater. – Dieses glorreiche Schwert des Weltapostels war zweischneidig, war seine unbesiegbar große Liebe
1. Zu Jesus Christus. Er sagt: „Christus ist mein Ruhm, obwohl ich auf Fleisch (Irdisches) Vertrauen setzen könnte, mehr als Andere, denn ich bin ein Beschnittener, vom Geschlecht Israel, aus dem Stamme Benjamin, ein Hebräer von den Hebräern, dem Gesetz nach ein Pharisäer, dem Eifer nach ein Verfolger der Kirche Gottes, der Gerechtigkeit nach, die im Gesetz ist, wandelte ich ohne Tadel. Aber was mir Gewinn war, halte ich Alles für Schaden wegen der Alles übertreffenden Erkenntnis Jesu Christi, meines Herrn, um dessentwillen ich auf Alles verzichte und es für Kot erachte, damit ich Christum gewinne. (Phil. 3) Ich kämpfe nicht, um Luftstreiche zu tun, sondern ich züchtige meinen Leib und bringe ihn in die Dienstbarkeit (Christi), damit ich nicht etwa, nachdem ich Andern gepredigt habe, selbst verworfen werde. (1. Kor. 9) Mit Christus bin ich an das Kreuz geheftet; ich lebe aber, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Gal. 2) Wer also wird uns scheiden von der Liebe Christi? Etwa Trübsal oder Angst, oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Verfolgung oder Gewalt? Nein, in all` diesem überwinden wir um dessentwillen, der uns geliebt hat. Und ich bin gewiß, daß weder Leben noch Tod, weder Höhe noch Tiefe, kein Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die da ist in Jesu Christo, unserm Herrn.“ (Röm. 8)
2. Die Liebe des heiligen Paulus zu den Völkern. „Wir haben die Gnade und das Apostelamt empfangen, um alle Völker dem Glauben gehorsam zu machen für Christi Namen. Den Griechen und Nichtgriechen, den Weisen und Nichtweisen bin ich Schuldner. (Röm. 1) Obwohl ich von Jedermann unabhängig bin, habe ich mich doch zu Jedermanns Knecht gemacht, um desto Mehrere (für Christus) zu gewinnen. Mit großer Trübsal und Beklemmung des Herzens und unter vielen Tränen habe ich euch (Korinther) geschrieben, nicht um euch zu betrüben, sondern damit ihr erkennt, welche außerordentliche Liebe ich zu euch hege (2. Kor. 2); nicht um euch zu beschämen, sondern als meine geliebtesten Kinder zu ermahnen.“ (1. Kor. 4) Alle seine Briefe atmen die zärtlichste Liebe, das herzlichste Wohlwollen gegen alle Menschen, um Alle in der Gnade Jesu zu heiligen. Die Juden waren seine tödlich hassenden Verfolger an allen Orten; und gerade gegen sie spricht er die rührendste Liebe aus mit den Worten: „Ich sage die Wahrheit in Christo, ich lüge nicht, mein Gewissen gibt mirZeugnis im heiligen Geist, daß ich große Trauer und beständigen Schmerz in meinem Herzen trage; denn ich wünschte verworfen zu werden von Christus, statt meiner Brüder, die meine Verwandten sind dem Fleische nach.“ (Röm. 9,1) –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 495