Paulus fordert den Glauben an Christus

Der heilige Völkerapostel Paulus predigt mit erhobenen Händen Christus vor den Griechen, insbesondere den Weisen und Philosophen, die frohe Botschaft Jesu Christi

Paulus in der apostolischen Tugend des Glaubens

Der heilige Apostel Paulus sieht majestätisch aus, wie er da steht mit Vollbart und in der rechten Hand auf ein Schwert gestützt

Paulus fordert von den Juden und den Heiden den Glauben an Christus

Der Apostel lehrt ferner, wie der Glaube in dem Menschen wirksam sein, dessen ganzes Wesen, dessen ganzes inneres und äußeres Leben umfassen und durchdringen müsse; damit der Gläubige zur Rechtfertigung und Heiligung gelangen, in derselben verharren, fortschreiten und die Vollkommenheit erringen könne. Zuerst fordert er den Glauben in dem Herzen, den inneren Glauben, durch welchen der Verstand Allem beistimmt, und Alles für wahr hielt, was Gott geoffenbart hat: „Mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit“ (Röm. 10, 10); das ist, dieser innere Glaube des Herzens ist das erste Notwendige, um zur Gerechtigkeit zu gelangen. Dann fordert er das äußere Bekenntnis dieses inneren Glaubens mit dem Mund: „Mit dem Mund geschieht das Bekenntnis zum Heil“ (Röm. 10, 10); das ist, dieses äußere Glaubensbekenntnis ist außer dem innern Glauben allemal notwendig, so oft der innere Glaube ohne dasselbe verleugnet würde, wie z. B. bei den Märtyrern; und wenn es auch nur für Einen Menschen und auch nur einmal notwendig ist, muss es als wesentliches Erfordernis zum Heil mitgezählt werden. Weiter fordert er, daß man alles Dasjenige, was nach dem innern Glauben und nach dem äußeren Bekenntnis des Glaubens zu tun erforderlich ist, auch wirklich tue; daß man die nach dem Glauben erforderlichen Werke verrichte: „In Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern der Glaube, welcher durch die Liebe wirkt“ (Gal. 5, 6);das ist, der Glaube, welcher die von den zwei Geboten der Liebe Gottes und des Nächsten, an welchen „das ganze Gesetz und die Propheten hangen“ (Matth. 12, 40); befohlenen Werke vollbringt, nach dem Wort des Herrn: „Willst du zum Leben eingehen, halte die Gebote.“ (ebd., 19, 17) Wer so glaubt, der wird gerechtfertigt und geheiligt und erlangt Anspruch auf die ewige Seligkeit; denn er tut Alles, was das Evangelium fordert, damit der Mensch gerechtfertigt und geheiligt werde, und Anspruch auf die ewige Seligkeit habe.

Diesen Glauben erklärt der Apostel für unumgänglich notwendig zur ewigen Seligkeit: „Ohne den Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, daß er ist, und daß er diejenigen, welche ihn suchen, belohne.“ (Hebr. 11, 6) Wie er immer und überall von dem übernatürlichen Glauben, der eine Gnade Gottes ist, redet; so spricht er auch hier von Gott und von der ewigen Belohnung als von übernatürlichen Gegenständen, in welchen alle übrigen enthalten und zu verstehen sind, ohne daß er sie ausdrücklich nennt, da Gott der Grund und der Zweck von Allem ist. Diesen Glauben fordert er von den Juden und von den Heiden, von allen Menschen; den Juden sagt er: „Durch die Werke des Gesetzes wird kein Mensch vor ihm (das ist, vor Gott) gerechtfertigt; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“ (Röm. 3, 20) (*); und er sagt den Juden und den Heiden: „Jetzt aber ist ohne Gesetz die Gerechtigkeit Gottes geoffenbart worden, von welcher das Gesetz und die Propheten Zeugnis geben.“ (ebd., V. 21)Die Juden konnten durch die Beobachtung des Gesetzes eine gesetzmäßige, das ist, eine natürliche Gerechtigkeit erlangen, aber nicht „die Gerechtigkeit Gottes“, das ist, die übernatürliche Gerechtigkeit, welche aus Gott, und eine Gnade ist, welche den Menschen vor Gott rechtfertigt, selbst gerecht und heilig macht, und ohne das Zeremonien-Gesetz, und auch von den Heiden gewonnen werden kann, wie der heilige Augustinus über diese Stelle schreibt: „Der Apostel sagt nicht: Gerechtigkeit des Menschen; oder Gerechtigkeit des eigenen Willens; sondern: Gerechtigkeit Gottes, nicht durch welche Gott gerecht ist, sondern mit welcher er den Menschen bekleidet, wenn er den Sünder rechtfertigt.“ (De spirit. Et lit. c. 9 et 11)

Alle müssen sich durch den Glauben an Christus wenden

Um diese Gerechtigkeit zu erlangen, mussten die Juden im alten Bund, so wie im neuen Bund die Juden und Heiden, zu jeder Zeit alle Menschen durch den Glauben sich an Christus wenden; von welchem allein diese Gnade kommt: „Die Gnade Gottes durch Jesum Christum, unsern Herrn“ (Röm. 7, 25); weshalb er den Juden und den Heiden zuruft: „Gerechtigkeit Gottes nämlich vermittelst des Glaubens an Jesum Christum für Alle, und über Alle, welche an ihn glauben, denn es ist kein Unterschied. Denn Alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes, und werden gerechtfertigt ohne Verdienst durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Jesu Christo ist, welchen Gott dargestellt hat, als Sühnopfer durch den Glauben in seinem Blut, um seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen; damit er selbst gerecht sei, und denjenigen rechtfertige, der den Glauben an Jesum Christum hat.“ (Röm. 3, 22-27) Darüber schreibt Origenes: „Wir Alle gehörten vermöge der Schöpfung Gott an, aber wir haben uns um den Preis der Sünden dem Teufel verkauft und übergeben; deshalb wird gesagt, daß wir um den Preis des Blutes Christi aus der Gewalt des Teufels (nicht erkauft, sondern wieder erkauft, sondern zurück erkauft), erlöst worden sein.“ (Homil. 6 in Exod.) Von der Wohltat dieser Erlösung sagt der heilige Anselmus: „Was kann man Barmherzigeres denken, als wenn zum Sünder, welcher zu den ewigen Peinen verurteilt ist, und nichts hat, womit er sich von denselben erlösen kann, Gott der Vater spricht: Nimm meinen Eingebornen und gib ihn für dich als Lösegeld hin; und der Sohn selbst sagt: Nimm mich, und zahle mit mir für dich?“ (Libr. Cur Deus homo., c. 9) Über die Wirkung, Frucht und Gnade dieser Erlösung endlich schreibt der heilige Augustinus: „Der das Gesetz gegeben, hat auch die Gnade gegeben; aber das Gesetz hat er durch seinen Diener gesendet, mit der Gnade ist er selbst herab gestiegen; damit, weil das Gesetz die Sünden wohl zeigt, aber nicht weg nimmt, diejenigen, welche mit ihren Kräften das Gesetz erfüllen wollen, aber es nicht vermögen, genötigt werden, zur Gnade ihre Zuflucht zu nehmen, welche die Krankheit des Unvermögens und die Schuld des Ungehorsams weg nimmt.“ (Sent. 320)

(*) Indem das Gesetz gebietet und verbietet, erkennt man aus ihm, was Sünde ist; aber es kann die Sünde nicht tilgen und nicht rechtfertigen. –
aus: Georg Patiss SJ, Paulus in seinen apostolischen Tugenden, 1881, S. 158 – S. 161

Zur Rechtfertigungslehre siehe den Beitrag: Konzil von Trient: Über die Rechtfertigung

Zur Gnadenlehre siehe den Beitrag: Die Lehre von der Gnade: Begriff und Einteilung

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