Heiliger Rumoldus Bischof und Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

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Heiligenkalender

1. Juli

Der heilige Rumoldus Bischof und Märtyrer

Lieber Leser, wenn du es etwa befremdlich finden möchtest, daß in der Legende das Leben so vieler Heiligen beschrieben wird, welche von vornehmem Stand waren und es dir vorkommt, als seien nur die Vornehmen und Hohen zur Heiligkeit auserwählt, so mögest du bedenken, daß die katholische Kirche Heilige aus allen Ständen zählt, daß der Stand, welcher er auch sein mag, niemals heilig macht und nur deswegen das Beispiel von Heiligen aus hohem Stande den Gläubigen vor Augen gestellt wird, damit sie sehen, wie die Diener Gottes Ehre, Reichtum und Würden verachten müssen und mit seiner Gnade dies Opfer auch bringen können, und erkennen mögen, welch große Gewalt die Religion Jesu Christi über die Herzen hat, indem sie dieselben bewegt, freiwillig und freudig hinzugeben und zu verlassen, was die Welt so hoch achtet, wonach sie so begierig verlangt und strebt!

Am heiligen Rumoldus kannst du dieses wieder deutlich sehen. Er war eines frommen Königs von Schottland Sohn. Schon als Kind gab er Zeichen seines zukünftigen Berufes. Ein gottseliger Bischof zog ihn auf und unterrichtete ihn in den Wissenschaften. Als er fünfzehn Jahre zählte, wurde er an den Hof seines Vaters abgeholt und zu den Regierungs-Geschäften verwendet. Er war hierin dem Vater gehorsam, fand aber an dem weichlichen Hofleben keine Freude. Wenn die Hofleute den Ergötzungen nachjagten, eilte er in die Hauskapelle und betete dort, auf den Knien liegend, voll Inbrunst. Am Liebsten besuchte er die Kranken und die Gefangenen, und die Armen fanden an ihm einen Helfer.

Gottes Auge ruhte mit Wohlgefallen auf dem frommen Jüngling und als er in einer Nacht, wie er es oft tat, dem Gebet oblag, erschien ihm ein Engel, der ihm den Rat erteilte, das irdische Reich und die vergängliche Krone hinzugeben für das Reich des Himmels und die Krone der ewigen Herrlichkeit. Jetzt war das Herz des guten Rumoldus wie umgewandelt, die ganze Welt kam ihm ekelhaft vor und er fühlte kein anderes Verlangen mehr, als jeglichem Gute und Vergnügen der Welt um Jesu willen zu entsagen und Gott sein ganzes Leben zum Opfer zu bringen.

Bald sollte es sich zeigen, ob es ihm Ernst damit sei. Er war bereits ein stattlicher Mann und die Reichsstände verlangten, daß er sich verheirate. Als ihm seine Eltern davon sagten, gab er zur Antwort: „Ich bitte euch, liebe Eltern, sprecht mir doch nicht mehr von irdischen Gütern und Freuden, denn ich habe den Entschluß gefaßt, um Christi willen Alles zu verlassen und ihm in Armut zu dienen.“ Seine Mutter meinte, er rede nur so aus Schüchternheit und es sei so ernstlich nicht gemeint; aber bald sollte sie die Wahrheit erfahren. Rumoldus trat in den geistlichen Stand und wurde nach dem Tode des Bischofs von Dublin zu dessen Nachfolger gewählt und geweiht. Er hielt sich dieser Würde für unwürdig und war voll Angst über seine Erhebung; aber ein Engel tröstete ihn. Als Bischof war er ein Vater der Armen, ein Tröster aller Betrübten und sein schönes Beispiel machte einen solchen Eindruck auf die Herzen, daß selbst die verstocktesten Sünder nicht mehr widerstehen konnten und sich bekehrten.

Während er sein heiliges Amt mit größtem Eifer verwaltete, starb sein Vater. Nun aber kam eine neue schwere Prüfung über ihn. Die Reichsstände kamen und drangen in ihn, daß er sich an seines Vaters Stelle zum König sollte krönen lassen. Zwei Kronen standen ihm jetzt vor Augen, eine irdische, die er gleich haben, und die himmlische, die er sich noch erringen sollte. Doch hatte er sich bald entschieden und schlug mit heiligem Ernst die irdische Krone aus, um die himmlische zu erlangen. Da aber große Gefahr vorhanden war, daß er zur Annahme der Königskrone gezwungen werden könnte, ermahnte ihn wieder eine Engel, das Vaterland zu verlassen und einem andern Volk das Evangelium zu verkünden. Er gehorchte mit Freuden, und reiste, von einem Freund begleitet, heimlich nach Frankreich und von da nach Deutschland, wo er überall predigte und viele Seelen zu Gott bekehrte. In Frankreich machte er einen Blindgeborenen sehend und in Deutschland heilte er einen Aussätzigen plötzlich von einer schrecklichen Krankheit. Überall, wohin er in unserm deutschen Vaterlande seinen Fuß setzte, verbreitete er Gottes Segen; Hunderten von Heiden öffnete er die Augen, daß sie an Jesus, den Sohn Gottes glaubten.

Um aber noch mehr und erfolgreicher für das Reich Christi wirken zu können, machte er eine Reise nach Rom zum heiligen Vater Stephan II., um von diesem die Sendung und den Segen hierzu zu empfangen. In der heiligen Stadt Rom betete er mit glühender Andacht bei den Gräbern der heiligen Apostel Petrus und Paulus und besuchte die Ruhestätten der heiligen Märtyrer. Die Betrachtung der großen Liebe dieser heiligen Blutzeugen entflammte sein Herz so sehr, daß er nichts sehnlicher wünschte als wie sie für Jesus den Martertod zu sterben. Seine Sehnsucht sollte auch gestillt werden. Ein Engel erschien ihm im Gebet und befahl ihm, nach den Niederlanden zu ziehen und dort dem Volk, das noch in der Finsternis des Götzendienstes lag, zu predigen; auch offenbarte er ihm, daß er in diesem lande des Martertodes sterben werde.
Mit größter Freude wanderte er unter großen Mühen und Gefahren dahin. Die Batavier, wie man dies Volk hieß, waren wild und lasterhaft. Ihr großes Elend rührte sein Herz, entflammte seinen Eifer; Tag und Nacht war er bemüht, Seelen zu retten; ganze Nächte lag er an einsamen orten auf den Knien und flehte zu Gott um Gnade für das blinde Volk.

In der Gegend, wo er predigte, lebte ein vornehmer Graf, aus dem Stamme des Königs Pippin, Ado mit Namen, der mit seinem Weibe schon 60 Jahre verehelicht war und noch keinen Leibeserben hatte. Dieser Graf wandte sich an Runoldus und bat ihn, er möge zu Gott flehen, daß er ein Kind erhalte. Rumoldus tröstete ihn, ermahnte ihn, von jeder Sünde sich zu enthalten, reichlich Almosen zu geben und versicherte ihm, daß Gott seinen Wunsch erfüllen werde; er solle aber den Sohn, den er erhalten werde, Libertus heißen und werde an dem heiligen Leben desselben große Freude erleben. Dann begab sich der Heilige in das Gebet und wirklich gebar die Gräfin zur bestimmten Zeit einen Sohn, der alsbald in der heiligen Taufe den Namen Libertus erhielt.

Als das Kind heran gewachsen war und nach Kinderart einst mit mehreren Knaben am Ufer eines Flusses spielte, fiel es in das Wasser und ertrank. Da war überaus große Trauer im gräflichen Schloß; man rief nach Rumoldus, aber der war nirgends zu finden. Er hatte nämlich nach seiner Gewohnheit einen heiligen Freund Gumarus besucht, mit dem er jedesmal unter einem einsam stehenden Eichbaum zusammen traf und geistliche Gespräche führte. Hierher schickte nun der Graf eilig Boten ab, die den heiligen rufen sollten. Rumoldus machte sich sogleich auf den Weg, ging in das Schloß und weinte mit den jammernden Eltern bitterlich, als er den lieben Knaben Libertus so bleich im Sarg liegen sah. Er faßte sich aber bald wieder, blickte zum Himmel, rief dreimal den Namen Jesus aus, und o Wunder, sogleich sprang der Knabe, der schon drei Tage tot war, auf und lächelte. Die Freude der Eltern läßt sich nicht beschreiben; sie boten dem Heiligen große Schätze zum Dank an, allein Rumoldus schlug jede Gabe aus und verlangte vom Grafen nur einen Platz, um eine Kirche und eine Wohnung für fromme Diener Gottes bauen zu können. Der Graf gewährte gerne die Bitte des Heiligen, der sogleich zu bauen anfing. Als die Kirche samt der Wohnung vollendet war, begehrte auch Libertus aufgenommen zu werden. Der Heilige nahm ihn auf, und unter seiner Leitung führte Libertus bald ein so vollkommenes Leben, daß er zuletzt Abt des Klosters wurde. Bei einem räuberischen Einfall der Hunnen und Dänen wollte er nach Spanien fliehen, aber auf der Flucht wurde er in der Kirche des heiligen Trudo gefangen, des Glaubens wegen gemartert und getötet. Das ganze Land wurde verwüstet, viele Priester wurden hingemordet. –

Rumoldus allein blieb wunderbar am Leben und machte sich sogleich daran, die niedergebrannten Gebäude der Kirche und des Klosters wieder aufzuführen.
Er ließ mehrere erfahrene Baumeister kommen, unter denen aber einer war, der ein gottloses Leben führte und deswegen vom Heiligen öfters und ernstlich zur Besserung gemahnt wurde. Darüber aber wurde dieser Mann so zornig, daß er mit einem der Werkleute den Plan faßte, den Heiligen zu erschlagen und das Geld, welches sie in seinen Händen glaubten, zu rauben. Die Gelegenheit zur Ausführung ergab sich bald.

Rumoldus besichtigte eines Abends den Bau, da schlich sich der Arbeiter hinter den Rücken des Heiligen und versetzte ihm mit dem Hammer einen so starken Streich auf das Haupt, daß Rumoldus zu Boden sank und in kurzer Zeit seinen Geist aufgab. Sogleich suchten die beiden Meuchelmörder nach dem Geld, fanden aber nicht mehr als drei Groschen. Jetzt aber erwachte ihr böses Gewissen; sie fürchteten, entdeckt zu werden, und warfen daher den Leichnam in einen Fluß, um verborgen zu bleiben. Aber kaum war der Leib in das Wasser versenkt, als vom Himmel sich glänzende Lichter niederließen und die Stelle hell beleuchteten, wo der heilige Leib lag. –

Fischer bemerkten die Lichter und meldeten diese Erscheinung dem frommen Grafen Ado. Dieser kam eilig an das Ufer des Flusses, sah die Erscheinung und befahl den Fischern nachzuforschen. Diese suchten nun mit ihren langen Schiffshaken im Wasser nach und zogen zum größten Erstaunen den Leichnam des heiligen Rumoldus heraus. Man sah an seinem Haupt die klaffende Wunde, und Schmerz und Trauer ergriff nun aller Herzen, denn sie hatten ja ihren besten Freund und Vater verloren. Graf Ado ließ den heiligen Leib erheben und ehrenvoll begraben. Über des Heiligen Grab, wo viele Wunder geschahen, erhob sich später eine prachtvolle Kirche, welche heute noch in der Stadt Mecheln steht. Papst Alexander IV. hat das Fest des heiligen Rumoldus auf den 1. Juli festgesetzt. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, S. 1090 – S. 1094

Tags: Heilige

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