Heiliger Adelwold Bischof von Winchester

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

1. August

Der heilige Adelwold Bischof von Winchester

(Auserwählung)

Es sind nicht ganz tausend Jahre, da lebte zu Winchester in England ein christliches Ehepaar, welches in Frömmigkeit und guten Werken Gott diente. Einstens träumte die Frau, sie sehe eine prächtige Fahne, deren Spitze den Himmel berührte, dann sich herab neigte und sie bedeckte; hierauf habe sich die Fahne wieder in den Himmel zurück gezogen. Erstaunt wachte das Weib auf, aber während sie über den Traum sich ihre Gedanken machte schlief sie wieder ein; alsbald träumte ihr wieder, aus ihrem Mund komme ein goldener Adler, breite sich zu wunderbarer Größe aus, fliege auf und überschatte mit seinem Gefieder die ganze Stadt und verschwinde dann. – Einige Zeit darauf gebar sie einen Knaben, welcher in der hl. Taufe den Namen Adelwold bekam.

Sehr früh schon wurde der Knabe in den Wissenschaften unterrichtet und zeichnete sich in hohem Grade aus durch Geistesgaben, Fleiß und tugendhaften Wandel. Damals war der hl. Elfeg Bischof in Winchester; dieser weihte den jungen Adelwold nach erforderlichem Alter zum Priester. Mit ihm bekamen noch zwei andere die Priesterweihe, Dunstan und Edelstan. Als die Weihung und hl. Messe zu Ende war, sprach in prophetischem Geist der hl. Elfeg zu den Umstehenden: „Ich habe nun drei Männern die Hände aufgelegt; zwei derselben werden zur bischöflichen Würde empor steigen; der dritte aber wird sich durch die Lust der Welt verlocken lassen und ein böses Ende nehmen.“ – Die Worte des hl. Bischofs wurden durch den Erfolg bestätigt. Edelstan ging elend in Vergnügungslust zu Grund.

Adelwold begab sich nun in das Kloster Glastenbury, um unter der Leitung des vortrefflichen Abtes dort in allen geistlichen Wissenschaften und Tugenden noch mehr ausgebildet zu werden. Als er hier nach einiger Zeit zum Dekan ernannt wurde, so war ihm dieses Ehrenamt so wenig eine Versuchung zum Hochmut, daß er täglich selbst im Garten arbeitete, und für die Brüder Gemüse und Obst zur Mahlzeit zubereitete.
Zu dieser Zeit war das alte Kloster Abingdon dem gänzlichen Zerfall nahe; da faßte der fromme König Edred den Entschluss, sich desselben anzunehmen. Er schenkte bedeutende Güter an das Kloster, und setzte den hl. Adelwold als Vorstand dahin. Dieser führte daselbst eine musterhafte Ordnung ein, zugleich füllte sich das Kloster mit Männern, denen es ernst war, ganz dem Dienst Gottes zu leben, so daß Abingdon durch die Menge und Vortrefflichkeit seiner Ordensleute zu großer Blüte gelangte.

Unterdessen wurde Dunstan, welcher mit Adelwold die hl. Priesterweihe bekommen hatte, zum Bischof von Winchester ernannt und einige Jahre später zum Erzbischof von Canterbury. 37 Jahre lang regierte Dunstan hier die englische Kirche, und als er sein heiliges Leben beschloss, geschahen an seinem Grab viele Wunder. Da durch den Übergang des hl. Dunstan nach Canterbury das Bistum von Winchester erledigt war, so wurde der hl. Adelwold zum Bischof daselbst erwählt und von dem hl. Dunstan konsekriert.

Das Erste, was der neu gewählte Bischof in Winchester tat, bestand darin, daß er die Kirche von unordentlichen, schlechten Geistlichen reinigte. Die sich unverbesserlich zeigten, setzte er ab und ließ dafür Mönche kommen aus seinem Kloster zu Abingdon. Wie aber die gefallenen Engel nicht nur bös, sondern Teufel wurden, so fällt auch der geistlich so hoch gestellte Priester, wenn er sich dem Bösen ergibt, viel tiefer als ein gewöhnlicher Mensch. Einige der schlechten Geistlichen, welchen die neue Ordnung unerträglich schien, faßten den Entschluss, ihren Bischof von der Welt zu schaffen, um selber dann wieder in der alten Zuchtlosigkeit ein ausgelassenes Leben zu führen. Da Adelwold einmal gerade Gäste hatte, wurde ihm heimlich Gift in den Becher getan; kaum hatte er den Becher ausgetrunken, so wurde er blaß und fühlte heftige Leibschmerzen; er stand deshalb vom Tisch auf und suchte das Bett auf, das Gift aber kroch gleichsam in alle Glieder und der Tod schien ganz nahe bevor zu stehen. Da ermannte sich Adelwold und sprach zu sich selbst: „Wo ist dein Glaube? Sind die Worte Christi nicht wahr und treu, womit er im Evangelium verspricht: wenn die Glaubenden etwas Tödliches getrunken haben, so wird es ihnen nichts schaden? Ist der, welcher solches gesagt hat, nicht selbst gegenwärtig? Gewiß kann der, welcher immer Alles vermag, auch die Kraft des Giftes in dir vernichten.“ Mit diesen und ähnlichen Worten fachte er den Glauben in sich an, und durch den Glauben löschte er das Gift und seine Schmerzen aus, und kehrte wieder mit heiterem Gesicht, von dem alle Blässe entschwunden war, in den Saal zu seinen Gästen zurück. – So ist durch die Hilfe Gottes der ruchlose Ratschluss seiner Feinde zunichte gemacht worden.

In der Geschichte des hl. Adelwold werden nun zahlreiche Klöster aufgezählt, welche er in verschiedenen Gebieten seines Bitsums errichtete. Er war nämlich davon überzeugt, daß die Wirksamkeit gut regierter Ordensleute sicherer und größer sei, als wenn nur da und dort einzelne Weltgeistliche die Seelsorge verwalten. Bei denVisitationen, welche er hielt, zeigte er sich den verkehrten, ungesitteten Priestern furchtbar wie ein Löwe, den beschiedenen und folgsamen hingegen mild wie ein Lamm. Aber wenn auch der Eifer für kirchliche Ordnung ihn zuweilen nötigte, Strafen aufzulegen, so kam seine Strenge nicht von Herzenshärte, sondern von der Liebe; er liebte innerlich mit väterlicher Zärtlichkeit diejenigen, welche er äußerlich mit Strafen gleichsam verfolgte. Er war ein Vater der Geistlichen, ein Schützer der Jungfrauen, der Witwen Trost, der Fremden Herberge, der Kirchen Verteidiger, der Irrenden Zurechtweisung, der Armen Erquickung, der Waisen Pflegevater…

Adelwold war viel krank, er litt im Eingeweide und an Geschwulst der Beine. Dessen ungeachtet und obschon er vor Schmerzen die Nächte meist schlaflos zubrachte, so ging er des Tages doch wieder seinen Geschäften nach, wie wenn er gesund wäre…
Der glückselige Tod des hl. Adelwold wurde von Himmel und Erde verherrlicht; von der Erde, indem überall her die Menschen, reich und arm, alt und jung, zusammen kamen, um sein Leichenbegängnis in großer Trauer und Verehrung zu feiern; vom Himmel, indem wunderbare Heilungen an seinem Grab geschahen.

Die Vorausbestimmung

Die Kirche lehrt: der Mensch, welcher zur Seligkeit gelangt, sei schon von Ewigkeit her durch Gottes Ratschluss dazu auserwählt. (siehe den Beitrag: Die katholische Lehre von der Prädestination) Und wenn man die zwei Männer, den hl. Adelwold und den mit ihm gleichzeitig zum Priester geweihten Edelstan, neben einander betrachtet, so erscheint hier diese Auserwählung im Voraus sehr deutlich. Denn schon vor der Geburt des hl. Adelwold zeigte sich der Mutter desselben bildlich im Traum, daß ihr Sohn ein auserlesenes Werkzeug Gottes sein werde. Aber scheint nicht auch anderseits, daß Edelstan eben so zur Verwerfung auserwählt gewesen sei, da der hl. Elfeg in höherer Erleuchtung ihm voraus sagte, daß er ein unseliges Ende nehmen werde? Und wenn jeder Mensch entweder zur Seligkeit oder zur Verdammung voraus bestimmt ist, ist es dann der Mühe wert, sich anzustrengen, ein tugendhaftes Leben zu führen? Es wird auf jeden Fall Jeder dahin kommen, wohin er bestimmt ist. –

Allein so ist die Vorausbestimmung nicht zu verstehen.

Gott will, daß jeder Mensch zur Erkenntnis der Wahrheit, zur Tugend und Seligkeit gelange. Dies steht ausdrücklich in der hl. Schrift. Gott will also an sich von keinem Menschen Menschen, daß er verdammt werde; aber er sieht voraus, wie ein jeder Mensch seinen freien Willen gebrauchen werde, zum Guten oder zum Bösen. Deshalb sieht Gott auch voraus und beschließt voraus, daß der oder jener Mensch selig werde oder verdammt. Berufen bist du zur Seligkeit; aber ob du auch auserwählt bist, dies hängt zuletzt von dir ab. Wenn du die von Gott dir angebotenen Gnaden benützt, um ein wahrhaft christliches Leben bis an dein Ende zu führen, so bist du auserwählt. Wenn du aber dieses nicht tust, so bist du bestimmt zur Verwerfung – aber durch deine eigene Schuld. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 3 Juni bis September, 1872, S. 175 – S. 180

Tags: Heilige

Verwandte Beiträge

Das Pontifikat von Paul III. (1534-1549)
Gründung des Jesuitenordens