Heiliger Paulinus Bischof von Nola

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

22. Juni

Der heilige Paulinus Bischof von Nola

Paulinus, zu Bordeaux um 353 geboren, stammte aus einer altberühmten reichen Senatorenfamilie und erhielt durch den weltberühmten Lehrer Ausonius eine vortreffliche Erziehung in der Rede- und Dichtkunst. Als dieser die Leitung der Studien des jungen Kaisers Gratian übernahm, ging Paulinus nach Rom und feierte dort solche Triumphe seiner Beredsamkeit, daß er, erst 25 Jahre alt, schon mit der Konsulwürde ausgezeichnet wurde. Verheiratet mit einer sehr frommen und reichen Spanierin, besaß er Alles, was das Menschenherz von der Welt nur wünschen kann: königliche Reichtümer, zahlreiche Bekanntschaften mit den hervorragendsten Männern, mächtige Freunde, die Gunst des Kaisers, die glänzendsten Würden – nur eines besaß er nicht, die Ruhe und den Frieden des Herzens – Gott. Die Freundschaft mit dem hl. Ambrosius von Mailand, Martin von Tours und Delphinus von Bordeaux und die Bitten der Gemahlin bewogen ihn, die heilige Taufe zu empfangen, die er nach dem damaligen Missbrauch bis ins Alter verschieben wollte.

Dieses heilige Sakrament wandelte sein Herz ganz um: er stieg herab von der Höhe seiner Ehrenstellen, verschenkte einen sehr großen Teil seiner Reichtümer an Arme, Spitäler und Kirchen und zog sich auf ein Landgut nach Spanien zurück. Dort lebte er mit seiner teuren Gattin, die endlich seine schmerzliche Sehnsucht durch die Geburt eines Sohnes in übergroße Freude verwandelte, ein einsames, abgetötetes, aber sehr zufriedenes Leben mit und in Gott. Und Gott hatte Wohlgefallen an ihm, so daß Er ihn von der Welt ganz weg – zu sich zog: der Tod riß ihm das einzige Kind vom Herzen; die zahlreichen Freunde ärgerten sich an seiner niedrigen Lebensweise und spotteten über seine Narrheit; die Verwandten schämten sich seiner und zürnten wegen Schändung des Familienadels; selbst seine Diener erlaubten sich gemeine Frechheiten gegen ihn. Paulinus blieb in diesen Trübsalen heiter und sagte: Wenn ich den Menschen gefiele, könnte ich Christi Diener nicht sein“ (Gal. 1,10) und auf die vielen Verleumdungen erwiderte er nur: „O glückliche Schmach, mit Christus der Welt zu mißfallen!“ Doch seine wahren Freunde Ambrosius, Augustinus, Martinus und Hieronymus verteidigten ihn mit solchem Lob, daß er von den besten Männern des Reiches in seiner Einsamkeit Besuche erhielt und wieder von der ganzen Welt bewundert wurde.

Paulin`s Demut und Bußgesinnung mochte diese Lobreden und Besuchte nicht ertragen, und er entschloß sich, nach Nola zum Grabe des von ihm so innig verehrten hl. Felix auszuwandern. Als das Volk diese ihm so schmerzliche Nachricht erhielt, umringte es ihn am Weihnachtsfest 393 in der Kirche zu Barcelona und verlangte, daß er sich zum Priester weihen lasse. Damit wollte es ihn zwingen, in Spanien zu bleiben. Paulinus gab dem Drängen des Bischofs und Volkes nur unter der Bedingung nach, daß ergehen könne, wohin er wolle.

Bald folgte er dem Sehnen seines Herzens nach Nola, wo er ein Landgut besaß. Hier verwendete er den noch bedeutenden Rest seines Reichtums zu frommen Stiftungen und behielt für sich nur die Armut.

Mehrere edle Männer drängten ihn mit Bitten, sie als Schüler anzunehmen. Er leitete sie zu einem so heiligen Leben, daß die ganze Christenheit diese „Einsiedler von Nola“ bewunderte und seine heiligen Freunde ihm in den beredtesten Worten gratulierten. Er antwortete ihnen mit der demütigen Bitte, daß sie doch seiner Eitelkeit schonen und kein Wort mehr über ihn schreiben möchten. „Was habe ich denn getan, das ein solches Aufsehen verdiente? Ist es etwas so Großes, Güter, die vergänglich und nur auf kurze Zeit die meinigen sind, hinzugeben, um dafür unvergängliche, ewige Güter zu erlangen? Ich gleiche jetzt einem Menschen, der einen breiten Strom durchschwimmen will und deshalb die Kleider abgelegt hat; aber habe ich schon das jenseitige Ufer erreicht? Muß ich nicht alle meine Kräfte anstrengen, um gegen Wind und Wellen zu kämpfen?“ – Inzwischen starb der Bischof von Nola; Priester und Volk wählten einstimmig den Paulinus zu ihrem Oberhirten. Er widerstand, flehte, weinte, weigerte sich aus allen Kräften; aber umsonst, er mußte diese Würde und Bürde annehmen.

Voll Güte und Liebe war er Allen Alles ohne Vorbehalt. Einmal hatte er nur noch ein Brot im Haus; ein Armer kam, und er befahl der Magd, es ihm zu geben. Sie aber meinte, diesmal nicht gehorchen zu sollen, und entließ den Bettler ohne Gabe. Am Abend des gleichen Tages meldete ein Bote, es seien neun Schiffe, mit Wein und Korn befrachtet, für den Bischof im Hafen angekommen, eines sei unterwegs ,it der Ladung versunken. „Siehst du jetzt“, sprach der Heilige zu der Magd, „daß du jenes Brot dem Bettler gestohlen hast! Ein Brot hast du der Armut entzogen, ein Schiff ließ Gott deswegen untergehen.“ Dem hl. Alipius, der ihn um sein Portrait bat, schrieb er zurück: „Deinem Verlangen kann ich unmöglich entsprechen; denn meine Sünden haben das Ebenbild Gottes in mir ganz entstellt und verzerrt.“ – Mit dieser Demut und Freigebigkeit verband er eine unermüdliche Tätigkeit, durch Predigten, Schriften und Gedichte die Liebe zu Gott und besonders zum heiligsten Altarsakrament zu fördern.

Um diese zeit wurde Nola von den Vandalen geplündert und aus Mangel einer andern Beute ein großer Teil der Bewohner als Sklaven nach Afrika fort geschleppt. In dieser Bedrängnis opferte Paulinus all` seinen Besitz zur Linderung der Not. Eines Tages kam, wie der hl. Papst Gregor der Große erzählt, eine jammernde Witwe zu ihm und bat um Hilfe, daß sie ihren einzigen Sohn, ihre einzige Stütze, aus der Sklaverei befreien könne. Paulinus, obwohl aller Mittel entblößt, entließ die Witwe mit dem Trost, daß ihr Sohn bald wieder heimkommen werde, reiste nach Afrika und bot sich selbst als Sklaven an für den Sohn dieser Witwe. Der Tausch wurde angenommen, und der Befreite eilte in die Arme der jubelnden Mutter.

Paulinus musste in den Gärten des Königs arbeiten, und Gott segnete wunderbar seinen Schweiß. Ein königlicher Minister, der sich öfters mit ihm unterhielt. Bemerkte bald, daß Paulinus nicht ein gemeiner Gärtner, sondern ein hochgelehrter Mann sei. Noch klarer wurde ihm dies, als Paulinus eines Tages ihm den baldigen Ton des Königs prophezeite und den Rat erteilte, bei Zeiten Vorsorge für das Reich zu treffen.

Der Minister hinterbringt dem König die Sache, und dieser läßt den Gärtner rufen. Wie Paulinus erscheint, erblaßte der König und erklärte: „Ich kenne diesen Mann schon, ich habe ihn während der letzten Nacht im Traume unter den Richtern gesehen, welche mir die Geißel aus der Hand nahmen.“ Nun wird Paulinus genötigt, zu gestehen, wer er sei. Sehr ungern bekennt er seine Würde und die Ursache seiner Sklaverei. Der König mit dem ganzen Hof ist auf`s höchste erstaunt über eine solche Tugend, kündigt ihm sofort an, daß er frei sei und sich noch eine Gnade ausbitten dürfe. Der hochherzige Bischof krönte sein großes Werk damit, daß er nichts als die Freilassung der gefangenen Nolaner begehrt. Die Bitte wird ihm gerne gewährt. Bewundert von den Vandalen, welche die Größe dieser Tat nicht genug loben konnten, eilte Paulinus mit seinen Erlösten heim, wo er mit einer unbeschreiblichen Freude begrüßt wurde.

Am 22. Juni 431 trugen die Engel seine Seele zu Gott empor. Uranius, ein Augenzeuge seines Todes ruft aus: „Wir haben es gesehen, und unter Tränen und Seufzern bekennen wir, es gesehen zu haben, wie der Gerechte hinweg genommen wird. Die Kirche weinte, das Volk wehklagte, ganze Provinzen trauerten, daß sie einen solchen Bischof verloren! O des heiligen Mannes, den alle Lippen preisen mögen, der so lebte, daß er nicht für sich, sondern für Alle sein Leben führte. Weil er dies auf Erden getan, lebt er jetzt in Christo, nicht für sich allein, sondern auch für uns, indem er täglich für uns betet!… Ja, ein wunderbarer Mann war er, mit allen Tugenden geschmückt, treu wie Abraham, gläubig wie Isaak, gütig wie Jakob, freigebig wie Melchisedech, bedachtsam wie Joseph, räuberisch wie Benjamin; denn er plünderte die Reichen, um den Armen zu spenden; in der Sorge für die Kirche, im Glauben und in der Liebe stand er den Aposteln und heiligen Bischöfen nicht nach!“ –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 474-476

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