Heiligenkalender
13. August
Heiliger Kassian Bischof, Schullehrer und Märtyrer
Der heilige Kassian wird in Bayern, namentlich in München und Regensburg hoch verehrt. Seine Abstammung ist unbekannt, aber desto bekannter sein heiliger Lebenswandel und seine Kenntnis in den göttlichen Wissenschaften. Vom Eifer, das Reich Gottes zu verbreiten, getrieben, kam er nach Sabiona, einer ehemaligen Stadt in Südtirol. Dort verbreitete er, namentlich in der Gegend der heutigen Stadt Brixen, das heilige Evangelium und erbaute auch eine Kirche zur Ehre der göttlichen Mutter Maria. Der Patriarch von Aquilea weihte ihn zum Bischof; aber nicht lange konnte er sein heiliges Amt ausüben, denn die Heiden vertrieben ihn aus der Gegend, welche er mit seinem Schweiß begoss. Er wanderte nun nach Bayern, um auch da den Samen des göttlichen Wortes auszustreuen; aber auch hier vertrieben, wanderte er nach Rom zu den Gräbern der heiligen Apostel.
Als er in die Gegend der heutigen Stadt Imola, im Kirchenstaat, kam und bemerkte, wie das Volk daselbst noch dem Götzendienst anhing, beschloss er zu bleiben und den Gekreuzigten zu predigen. Damit er dieses aber desto zuverlässiger tun könne, hielt er eine Schule und unterrichtete die Kinder in den alten Sprachen, ließ aber während des Unterrichts die Lehren des Christentums einfließen, und bereitete so ihre Herzen zur Annahme des heiligen Glaubens vor. Da aber dieses in der Stadt ruchbar geworden, wurde er bei dem Statthalter der Verbreitung einer neuen Religion angeklagt. Als ihn dieser fragte: wessen Standes er sei und welches Geschäft er treibe, gab er zur Antwort: „Den Unwissenden verkünde ich Jesum Christum, den Gekreuzigten, den Urheber des Heiles der ganzen Welt.“ Der Statthalter versuchte es, ihn zum Abfall zu bewegen, jedoch vergeblich. Deshalb wütend gemacht, übergab ihn der Statthalter den Händen der Schulkinder und reizte sie an, ihn zu Tode zu martern. –
Diese gottlosen Schulkinder ließen sich wirklich zu dieser Grausamkeit verleiten. Der Heilige wurde an eine Marmorsäule gebunden und mit entblößtem Leib dem grausamen Mutwillen der Kinder ausgesetzt. Die einen derselben schlugen ihn mit ihren Tafeln ins Gesicht und auf das Haupt, die andern aber stachen ihn mit ihren Griffeln, zerfleischten ihm die Haut und rissen ganze Stücke hinweg. Andere gingen in ihrem Mutwillen sogar so weit, daß sie ihre Aufgaben auf seine Haut schrieben. Am ganzen Leib zerrissen, an tausend Wunden verblutend, gab er endlich unter dem Hohngelächter der Wüteriche seinen Geist auf. Die Christen zu Imola begruben seinen Leichnam heimlich. – Später wurde er erhoben und in einer prachtvollen Kirche beigesetzt. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, Sp. 1399 – Sp. 1401