Heiliger Leodegar Bischof und Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

2. Oktober

Der heilige Leodegar Bischof und Märtyrer

Der heilige Bischof und Märtyrer Leodegar ist im Jahre 616 aus einer berühmten Familie in Frankreich entsprossen und wurde frühzeitig an den Hof des Königs Chlothar II. gebracht. Die göttliche Vorsehung fügte es aber, daß er bald dem Bischof Dido von Poitiers zur Unterweisung übergeben wurde. Dieser trug alle mögliche Sorgfalt, den kleinen Leodegar in der Gottesfurcht und in den Wissenschaften gut zu unterrichten. Als er das 20. Jahr erreicht hatte, weihte ihn der Bischof zum Diakon und bald darauf erhob er ihn zum Erzdiakon seiner Kirche. Nach einiger Zeit wurde Leodegar Abt des Klosters St. Maxentius. Sechs Jahre regierte er seine untergebenen Ordensgeistlichen mit solchem Ruhme der Weisheit und Heiligkeit, daß man ihn einstimmig zum Bischof von Autun erwählte. Als aber der König Childerich II. den Thron bestieg, verjagte er den Oberhofmeister (Majordomus) Ebroin und berief an dessen statt den Leodegar zu sich an den Hof. Dem hl. Bischof fiel diese Änderung zwar sehr schwer; weil er aber hoffte, daß er bei dem noch jungen Könige viel Gutes für das Beste der Kirche und die Wohlfahrt der Untertanen wirken könnte, so begab er sich an den königlichen Hof und trat das ihm aufgebürdete Amt an.

Drei Jahre ging alles gut von statten, und alle Wohlgesinnten erfreuten sich, daß der heilige Bischof den König mit solcher Weisheit zu allem Guten anleitete. Es mangelte aber nicht an einigen Mißvergnügten, welche durch allerlei Verleumdungen das Gemüt des Königs einnahmen und wider den Heiligen aufregten. Sobald der Heilige des Königs Abneigung und Mißtrauen bemerkt hatte, verließ er, da er jetzt nichts Gutes mehr stiften konnte, heimlich den Hof, verweilte einige Zeit in einem Kloster und kehrte hierauf wieder in sein Bistum zurück. Nach dem meuchelmörderischen Tode des Königs Childerich II. kam der verstoßene Ebronius oder Ebroin wieder an den Hof und ließ einen angeblichen Sohn Chlotars III., den er Clodwig nannte, zum König ausrufen. Da Leodegar diesen nicht anerkannte und sich nicht zur Empörung wider den rechtmäßig erwählten König bewegen ließ, nahm die Feindschaft des Ebronius noch mehr zu; denn er hatte schon früherhin den heiligen Leodegar für die Ursache seiner Verbannung vom Hofe gehalten. Unter irgend einem Vorwand ließ er die Stadt Autun belagern. Der heilige Bischof ging aus Liebe gegen seine Schäflein, damit diesen kein Leid widerfahren möchte, dem erzürnten Ebroin in Begleitung des Klerus mit Kreuz und Fahnen entgegen.

Sobald Ebronius den heiligen Bischof erblickte, ließ er ihn gefangen nehmen und ihm beide Augen ausstechen. Der Mann Gottes ertrug eine so schmähliche und grausame Pein mit größter Geduld, ohne nur ein erbittertes Wort wider den Urheber dieser Grausamkeit auszustoßen. Die Erinnerung ans eine begangenen, wiewohl nicht schweren Sünden und die Vorstellung der künftigen Belohnung machten ihm alles leicht und erträglich; denn er sprach: „Ich habe gar wohl verdient, daß ich leide, weil ich gesündigt habe. Mein Leiden ist weit geringer als jene Glorie, die mir im Himmel bereitet wird.“ Ebroin, dessen Rache noch nicht gekühlt war, befahl dem heiligen Manne, barfuß auf einem Wege, der mit Scherben und spitzigen Steinen ganz bedeckt war, zu laufen. Der Heilige widersetzt sich nicht, sondern lief so lange, bis seine Füße ganz verwundet waren und stark bluteten, und er ganz ohnmächtig zu Boden sank. Endlich ließ ihm der unmenschliche, rachgierige Tyrann die Lippen und Zunge abschneiden und ihm ein Kloster zur ewigen Gefangenschaft anweisen. Auch dieser Schmach und Pein unterwarf sich der heilige Bischof heldenmütig und sprach: „Ich leide hier gern eine kurze zeit, damit ich danach eine ganze Ewigkeit lang regieren und mich erfreuen könne.“

Gott der Herr, welcher seinen getreuen Diener besonders stärkte, daß er so ungerechte und grausame Martern mit Geduld ertrug, erteilte ihm in dem Kloster, wohin er verwiesen wurde, viele und außerordentliche Gnaden. Es heilten seine Wunden; und obwohl ihm die Zunge und Lippen abgeschnitten waren, so konnte er dennoch ohne Hindernis wie zuvor reden. Diese Gnade gebrauchte der heilige Mann zum Lobe Gottes und Heile der Seelen. Er predigte zu dem Volke mit größtem Eifer und ermahnte dasselbe zu einem christlichen Lebenswandel. Als dies dem gotgergessenen Bösewicht zu Ohren gekommen war, ergrimmte er heftiger als jemals, ließ den heiligen Bischof aus dem Kloster heraus holen und enthaupten im Jahre 678. Ebroin und alle, die zur Marter des heiligen Leodegar etwas beigetragen hatten, wurden von Gott auf dieser Welt noch zur verdienten Strafe gezogen. Der grausame Ebroin wurde in seinen Sünden unversehens ermordet. Der Leib des heiligen Leodegar, den Ebroin in dem Walde hatte begraben lassen, wo der Heilige enthauptet worden war, wurde im Kloster zum heiligen Maxentius zu Poitiers beigesetzt und daselbst von Gott durch viele Wunder verherrlicht. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 788 – S. 789

Tags: Heilige

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