Heiliger Gerard Sagredo Bischof und Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

24. September

Der heilige Gerard Sagredo, Bischof und Märtyrer

Um das Jahr 1003 wanderten mehrere Pilger durch Ungarn gen Stuhlweißenburg. Das Ziel ihrer Wallfahrt war das heilige Grab unseres gekreuzigten Erlösers in Jerusalem. Der heilige Stephan, damals König in Ungarn, wurde aufmerksam auf diese Pilger, unter denen ihm zwei italienische Mönche aus dem Orden des heiligen Benedikt, Gerard und Maurus, wegen ihrer gelehrten Bildung und tiefen Demut vorzüglich wohl gefielen. Diese Beiden hielt er mit Gewalt und Bitten zurück, daß sie ihm helfen möchten, sein Volk im Christentum zu unterrichten.

Gerard, der ungefähr dreiunddreißig Jahre alt war, verlangte vom König, daß er ihm Zeit zur Vorbereitung auf diese Mission gebe, bis der gegenwärtige Krieg beendigt und die Bewilligung vom Papst angekommen wäre; dann baute er in der Einöde Beel eine kleine Einsiedelei und lebte dort sieben Jahre in Gebet, Betrachtung und sehr strenger Abtötung mit seinem Freund Maurus.

Als der Friede hergestellt und alle Vollmacht von Rom eingetroffen war, rief der König die zwei Benediktiner aus ihrer Waldzelle und nötigte den mit heiliger Demut widerstrebenden Gerard, das Bistum Csanad anzunehmen, d. h. seine Missionstätigkeit als Bischof in diesem Teil des Landes zu beginnen und dort das Volk zum christlichen Glauben zu bekehren.

Gerard besaß ein besonderes Geschick, durch Leutseligkeit und durch die kindlich herzliche Art seines Benehmens, den rohen, nur an Jagd und Krieg gewöhnten Heiden Achtung und Zuneigung abzugewinnen, so daß sie ihn gerne, ja begierig anhörten und den Samen des göttlichen Wortes in ihre Herzen aufnahmen. Mit beständigem Gebet zu Gott und durch die Fürbitte Mariä erflehte er den Segen des Himmels auf diese Herzen herab, und wundersam blühte die junge Saat auf. Er wanderte von Ort zu Ort, und der ihm voraus gehende Ruf seiner Herzlichkeit erweckte in den Leuten das Verlangen, den „so freundlichen Bischof“ zu sehen und zu hören. In wenigen Jahren mehrte sich die Zahl der Getauften außerordentlich, und Gerard`s Eifer sorgte nun für die Errichtung von Kirchen und Kapellen, für eine erbauliche Feier des Gottesdienstes zur Befestigung des christlichen Sinnes und Lebens. Als Muster richtete er ein seine Kathedrale zu Csanad mit einem prachtvollen Mutter-Gottes-Altar, an dem er jeden Samstag zu Ehren der gütigen und milden Jungfrau ein Hochamt zelebrierte und jeden Morgen und Abend das Opfer seines bischöflichen Gebetes verrichtete. Vor diesen Altar stiftete er ein silbernes Glutbecken, auf welches zwei Greise abwechselnd alle Stunden des Tages kosbaren Weihrauch schütteten. Seine kindliche Liebe zu Maria war unbeschreiblich groß. Wer ihn um was immer im Namen Mariä bat, war der Erhörung gewiß, wofern es nichts Sündhaftes war. So oft er selbst oder in seiner Gegenwart Jemand den Namen Maria aussprach, entblößte und neigte er sein Haupt. Von ihm haben die Ungarn jetzt noch den Brauch, Maria als „Unsere Frau“ anzurufen.

Rastlos durchreiste er die große Diözese, um überall selbst nachzusehen, wie die Priester ihr Amt verwalten, wie der Gottesdienst gehalten werde, ob seiner Herde nichts mangele. Arme und Kranke pflegte er mit Vaterliebe und nahm sie in sein Haus, in sein eigenes Bett auf. Bei aller dieser erschöpfenden Anstrengung trug er unter dem groben Oberkleid ein hartes Bußgewand, und musste er dem ermatteten Körper eine kurze Ruhe gönnen, so zog er sich in eine kleine Einsiedelei zurück, um sich durch Gebet und Betrachtung zu erfrischen. So streng er gegen Hartnäckige verfuhr, so gnädig war er gegen Reuige; nur sich selbst verzieh er nichts und büßte den kleinsten Fehler streng. So z. B. verdemütigte er sich vor einem Diener, den er zwar gerechter Weise, aber hart bestraft hatte, und bat ihn auf den Knien um Verzeihung.

Mit dem Ableben des heiligen Königs Stephan (1038) begann für die junge Kirche Ungarns eine trübe Zeit. Schon Peter, sein erster Nachfolger, wandelte nicht mehr auf den Wegen Gottes und wurde im Jahre 1042 vom Thron weg gejagt. Sein Gegenkönig Aba wütete grausam wider die Anhänger Peter`s, wider den Adel und begnügte sich mit der Gunst des gemeinen Volkes. Von solcher Schar begleitet ging er auf das Osterfest nach Csanad, zog mit großem Gefolge in die Kathedrale und verlangte, daß Gerard als der älteste Bischof ihn kröne. Aber Gerard war nicht der feige Mann, der diesen Eindringling für sein Unrecht noch krönte; er bestieg die Kanzel und sprach in feuriger Rede: „Die heilige Fastenzeit ist den Sündern zur Versöhnung, den Gerechten zum Verdienst eingesetzt; du aber, Aba, hast sie durch Mord befleckt und bist heute der Gnade des Himmels nicht würdig. Da ich für meinen Erlöser jeden Augenblick zu sterben bereit bin, so soll meine Zunge nicht schweigen, vernimm das Gericht: Im dritten Jahr wird das Schwert dir die durch List und Gewalt erlangte Herrschaft und das Leben nehmen.“ So sehr Aba ergrimmte, so wagte er es dennoch nicht, den heiligen Bischof zu ergreifen. Im dritten Jahr entriß ihm Peter das Reich und das Leben dazu, wurde aber bald wegen seiner Treulosigkeiten zum zweiten Male von den Großen fort gejagt. Diese wählten nun Andreas, einen Verwandten des heiligen Stephan, daß er das Gesetz, welches die heidnischen Götteropfer verbot, aufhebe. Andreas willigte ein – zum Jubel der Hölle. Was tut der Mensch nicht Alles aus Ehrgeiz und Herrschsucht!

Sobald der heilige Gerard davon Kunde erhielt, eilte er mit noch drei Bischöfen zum neuen König, um ihn zu bewegen, daß er das ruchlose Versprechen widerrufe. Er übernachtete in Giod, einem Dorfe an der Donau, feierte am Morgen das heilige Messopfer und verkündete dann seinen Begleitern: „Meine Brüder, heute noch werden wir zum Mahle des Lammes gerufen, lasset uns wohlgemut sterben für Christus, für dessen Reich wir diesen Weg unternommen haben.“ Sie setzten ihre Reise fort; in dem Augenblick, als sie über die Donau setzen wollten, stürzte, von Herzog Vatha, dem tollsten Eiferer für die Abgötterei, geführt, eine Rotte Empörer aus dem Versteck hervor. Sie griffen zuerst den Wagen des hl. Gerard mit Steinwürfen an; dann fielen sie den Pferden in die Zügel, rissen den Bischof auf den Boden, schlugen ihn mit Steinen und stießen ihm, während er in die Knie gesunken, betete: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde an!“ die tödliche Lanze in seine Brust (24. Sept. 1046) Am gleichen Tage wurden nebst vielen Priestern noch zwei andere Bischöfe getötet, der vierte durch herbei geeilte Christen gerettet. Aber das Blut dieser Märtyrer floß nicht umsonst; das böse Gewissen regte sich mächtig in dem neuen König, er raffte sich aus seiner feigen Schlaffheit auf; alle edleren Gemüter verabscheuten diese blutige Gräuel und standen wieder offen für das Christentum ein. Der König erschrak über die große Anzahl Ungarn, welche zu den Waffen griffen, um die Ordnung der Dinge zu verteidigen; diese Tatsache beleuchtete ihm die Größe seiner Schuld, und die Reichsversammlung stellte das alte Verbot des heidnischen Götzendienstes wieder her.

Der Leichnam des heiligen Gerard wurde feierlich in der Kathedrale zu Csanad beigesetzt und später nach Venedig, seiner Geburtsstadt übertragen, wo sie heute noch in der Mutter-GottesKirche zu Murano verehrt wird. Im Jahre 1083 wurde er mit dem König Stephan und dessen Sohn Emmerich heilig gesprochen. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 708 – S. 709

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