P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung
Vom apostolischen Glaubensbekenntnis
§ 4 Die Engel
3. Verhältnis der gefallenen Engel zu den Menschen
Wie sind die bösen Engel gegen uns gesinnt?
Die bösen Geister hassen und beneiden uns; darum suchen sie uns an Leib und Seele zu schaden und durch Verführung zur Sünde uns ins ewige Verderben zu stürzen.
Über die Gesinnung der Höllengeister gegen die Menschen läßt uns die Hl. Schrift ebenso wenig im Zweifel als über ihr Dasein. Ihre Gesinnung ist eine höchst feindselige. Sie hassen uns mit unversöhnlichem Hasse, und zwar aus denselben gründen, um derentwillen die guten Engel uns lieben. Sie hassen uns, weil wir Ebenbilder und Kinder Gottes sind, weil wir im Himmel die Plätze einnehmen sollen, die sie verloren haben; sie hassen uns, weil Gott und die guten Engel uns lieben. Ein höllischer Neid verzehrt sie beim Gedanken an unsere Bestimmung, an unsere Rechte, an unsere Hoffnungen, beim Anblick der leiblichen und geistlichen Wohltaten, mit denen Gottes Güte uns überhäuft, und der Seligkeit, die uns jenseits erwartet.
Dieser Haß und Neid treibt die bösen Geister an, beständig auf unser Verderben zu sinnen; denn „durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen“. (Weish. 2,24) Vor allem stellen sie uns nach, um uns durch Verführung zur Sünde in den Abgrund der Hölle zu stürzen. Darum sagt der hl. Petrus (1. Br. 5,9), daß „der Teufel umher gehe wie ein brüllender Löwe, suchend, wen er verschlingen könne“. Und der hl. Paulus schreibt an die Epheser (6,13): „Wir haben nicht (bloß) zu kämpfen wider Fleisch und Blut (d. h. wider Menschen), sondern… wider die Geister der Bosheit, die in den Lüften sind.“ Nach dem Zeugnis der Hl. Schrift verleitete Satan den Judas zu seinem Verrat (Joh. 13,27) und Ananias und Saphira zu ihrer verhängnisvollen Lüge. (Apgsch. 5,3) Selbst an den Gottmenschen wagte sich der höllische Versucher (Matth. 4), und dieser ließ es zu, damit wir einsähen, daß niemand, auch die Heiligen nicht, vor den Anfechtungen des Höllengeistes sicher seien. „Es schmerzt nämlich den Satan“, wir Tertullian sagt (De poenitentia, cap. 7), „daß der Diener Christi ihn und seine Anhänger richten wird; deshalb umspäht und umlagert er ihn, ob er seine Augen durch fleischliche Begierlichkeit blenden oder sein Herz durch weltliche Lüste fesseln oder seinen Glauben entweder durch Furcht vor irdischer Macht untergraben oder durch verkehrte Lehren beirren könne.“
Daß der böse Feind dem Menschen auch in zeitlicher Hinsicht, an seinen Glücksgütern, an Gesundheit und Leben zu schaden sucht, zeigt uns die Geschichte Jobs so klar, daß es überflüssig wäre, fernere Beweise anzuführen. Auch die mannigfaltigen Leiden, welche nach dem Bericht der Hl. Schrift die vom Teufel Besessenen auszustehen hatten, sind unabweisliche Belege dafür. Dazu kommen noch zahlreiche, wohl bewährte Tatsachen späterer Jahrhunderte, die uns zeigen, daß den bösen Geistern auch nach ihrem Fall eine große, ja, wie Benedikt XIV. sich ausdrückt (De beatificat., L. 4. c. 3), „ihre ganze natürliche Kraft, nach außen körperlich zu wirken, geblieben ist“, und daß sie diese ihre Kraft, insoweit Gott es zuläßt, dazu gebrauchen, dem Menschen auch am Leibe zu schaden. Was ferner diese Wahrheit über allen Zweifel erhebt, ist die gläubige Überzeugung, welche die Kirche von jeher hierüber gehegt hat. Diese Überzeugung spricht sie in vielfacher Weise aus, vorzüglich in ihren Gebeten, Segnungen und Beschwörungen (Exorzismen), wie sie seit den ersten Zeiten des Christentums üblich und vorgeschrieben waren.
Warum läßt Gott zu, daß die bösen Geister uns nachstellen?
Er läßt es zu, weil er ihre Nachstellungen zu seiner Verherrlichung und zum Heile der Menschen zu lenken weiß.
Der böse Feind kann uns wohl sündhafte Gedanken eingeben und durch reizende Vorspiegelungen die böse Lust in uns wecken, m. a. W. er kann uns versuchen, allein uns zur Sünde zwingen kann er nicht. Der Versuchte ist und bleibt frei und mit Hilfe der Gnade stark genug, den Anfechtungen der ganzen Hölle zu widerstehen. Denn auch in Bezug auf die Versuchung vermag der Höllengeist die ihm von Gott gesetzten Grenzen nicht zu überschreiten; der allgütige Gott aber läßt niemals zu, daß wir über unsere Kräfte versucht werden. Darum vergleicht der hl. Augustin den Satan mit einem Kettenhund, der wohl bellen, aber nicht beißen kann, es sei denn, daß man sich ihm unvorsichtig oder mutwillig nahe. Ebenso verhält es sich auch mit seinen Versuchen, uns am Leibe oder an den zeitlichen Gütern zu schaden; auch darin hängt er ganz vom Allerhöchsten ab. „Siehe, alles, was Job hat“, sprach der Herr zu Satan, „ist in deiner Gewalt; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus:“ (Job 1,12) Mit diesen Worten war ihm bloß die Gewalt über die äußeren Güter Jobs verliehen, und wirklich zerstörte er auch nur diese. Als aber hierauf Gott zu Satan sprach: „Siehe, Job ist in deiner Hand, doch schone seines Lebens“, „da ging er und schlug Job mit einem überbösen Geschwür von der Fußsohle bis zum Scheitel“ (Job 2, 7); allein er vermochte nicht, ihm das Leben zu rauben. Über sieben Männer, welche Sara, die Tochter Raguels, zur Ehe begehrt hatten, hatte der böse Geist Macht erhalten und sie getötet, dem jungen Tobias aber konnte er nichts anhaben, weil der Engel des Herrn es nicht zuließ (Tob. 8). Mit einem Worte: die höllischen Geister sind in ihrem Wirken nach außen so ganz von Gott abhängig, daß sie am See Genesareth ohne seine Erlaubnis nicht einmal in die Schweine fahren konnten. (Mark. 5,12 u. ff.)
Aber warum läßt Gott den Geistern der Finsternis überhaupt eine Gewalt, den Menschen nachzustellen und ihnen zu schaden?
Die Gründe hierfür haben wir bereits früher gehört, wo von der Zulassung des Bösen im allgemeinen die Rede war. Gott läßt die verschiedenen Nachstellungen der bösen Geister zu, weil er dieselben zu seiner eigenen Verherrlichung und zum Heile der Menschen zu lenken weiß. Ja, die Nachstellungen des bösen Feindes gereichen
1. zur Verherrlichung Gottes. Das ersehen wir schon aus dem Evangelium. Die unwiderstehliche Macht nämlich, welche Jesus über die bösen Geister ausübte, bewog viele, an den Gottmenschen zu glauben. Als er zu Kapharnaum einen Besessenen befreit hatte, da kam Schrecken über alle, und sie redeten untereinander und sprachen: Was ist das, mit Macht und Kraft gebietet er den unreinen Geistern, und sie fahren aus? Und der Ruf von ihm verbreitete sich überallhin im Lande.“ (Luk. 4,36. 37) Dieselbe Macht verschaffte den Heilsworten der Apostel Eingang in die Herzen der Ungläubigen. „Die Scharen merkten einmütig auf das, was Philippus sagte, weil sie die Zeichen hörten und sahen, die er tat; denn viele von ihnen hatten unreine Geister, die unter lautem Geschrei ausfuhren.“ (Apgsch. 8, 6. 7.) In den ersten Zeiten des Christentums trug die große Gewalt der Gläubigen über die Geister des Finsternis sehr viel dazu bei, das Heidentum zu beschämen und das Reich Christi zu verbreiten. Darum beriefen sich auch diejenigen, welche das Christentum durch Schutzschriften verteidigten, mit Vorliebe auf diese höhere Macht der Anhänger Jesu Christi; wie die Macht der Christen, so betonten sie mit Recht, müsse auch ihr Glaube von Gott stammen und könne nicht einer dämonischen Zauberei zugeschrieben werden. –
Der hl. Märtyrer Justin sagt in seiner Schutzrede (II,6): „Durch Anrufung des unter Pontius Pilatus gekreuzigten Jesus heilten und heilen noch jetzt manche aus unseren Christen auf der ganzen Welt und in eurer Stadt (Rom) sehr viele vom Teufel Gequälte, so daß die Teufel überwältigt und vertrieben wurden, obschon jene von anderen Beschwörern und Zauberern nicht geheilt werden konnten.
Und Tertullian (Apolog. c. 23) spricht noch zuverlässiger: „Man stelle hier vor euere Richterstühle einen wirklich vom Teufel Besessenen hin. Sobald was immer für ein Christ dem Geiste zu sprechen befiehlt, wird dieser sich ebenso wahrhaft für einen Teufel erklären, als er sonst für einen Gott sich ausgab. Desgleichen führe man einen aus jenen vor, die von einem Gott besessen sein sollen… Wenn diese (vermeinten Götter), die es nicht wagen, einem Christen zu lügen, nicht eingestehen, daß sie Teufel seien, dann vergießet auf der Stelle das Blut dieses Christen.“Octavian (bei Minutius Felix, einem der ältesten lateinischen Kirchen-Schriftsteller) beruft sich auf das Zeugnis der Heiden selbst, die nicht leugnen könnten, daß ihre Gottheiten, durch die Beschwörungen der Christen genötigt, sich laut als Teufel bekannten. „Glaubt ihnen auf das Wort“, spricht Octavian zu den Heiden, „da sie selbst versichern, daß sie Teufel sind.“ In demselben Sinne schreibt der hl. Cyprian an den heidnischen Beamten Demetrian. Auf diese unleugbare Macht der Diener Christi über die Geister der Finsternis beriefen sich auch Laktanz, Arnobius, Eusebius, Gregor von Nazianz, Chyrillus von Jerusalem, Hieronymus, Cyrillus von Alexandrien u.a.m.
Doch nicht bloß die leiblichen Plagen, die von Satan herrühren, auch die Versuchungen gereichen zur Verherrlichung Gottes. Denn je heißer und zahlreicher die Kämpfe sind, desto herrlicher strahlt der Ruhm desjenigen, für den sie gekämpft werden, und der den Kämpfenden den Sieg verleiht; derjenige aber, für den der Christ kämpft, und der ihm den Sieg verleiht, ist Gott.
2. Die Nachstellungen des bösen Feindes gereichen auch zu unserem Heile. Dieselben sind zunächst vorzüglich geeignet, unsere Seele zu läutern. Durch den Kampf, zudem sie uns nötigen, büßen wir nicht bloß unsere früheren Fehler ab, sondern schwächen auch die noch vorhandenen bösen Neigungen. So bewirken sie an unserer Seele etwas Ähnliches wie bei einem metallenen Gefäß das Scheuern mit angefeuchteter Asche. Die Asche scheint zwar das Gefäß zu beschmutzen; allein durch den Widerstand, den es der Reibung bietet, wird es tatsächlich nur reiner und glänzender. Sodann sind die Versuchungen ein treffliches Mittel, uns in der Demut zu erhalten. Mancher glaubt stark zu sein und bereits große Fortschritte in der Tugend gemacht zu haben. Kommt aber dann die Stunde der Versuchung, dann wird er inne, wie schwach er noch ist, und daß er ohne den Beistand von oben sich selbst vor einem schweren Fall nicht zu bewahren vermöchte. Drittens bieten uns die Anfechtungen des bösen Geistes den besten Anlass, unsere Liebe und Treue gegen Gott zu bewähren, und in allen christlichen Tugenden, vorzüglich aber in der Geduld, zu erstarken. Der Baum, der vom Sturm gerüttelt wird, senkt seine Wurzeln desto tiefer ein; so auch die echte Tugend, wenn der Sturm der Versuchung sie umtost. Endlich wird unsere himmlische Siegeskrone um so glänzender sein, je mehr wir hienieden gekämpft haben. Wie aber könnten wir kämpfen, wenn kein Feind da wäre, uns anzugreifen?Was sollen wir tun, damit die Nachstellungen des bösen Feindes uns nicht schaden, sondern vielmehr zum Heile gereichen?
1. Wir sollen beten.
„Wachet und bete, damit ihr nicht in Versuchung fallet“, sprach Christus zu seinen Jüngern, als die Versuchung ihnen bevor stand. (Matth. 26,41) Dem Betenden steht der Allmächtige selbst zur Seite und streitet für ihn; wie könnte er da unterliegen, stände auch die ganze Hölle ihm gegenüber? Goliath, der Schrecken von ganz Israel, vermochte mit seiner Riesenkraft und gewaltigen Waffenrüstung nichts gegen David, den unansehnlichen Knaben, der bloß mit Schleuder und Stab bewaffnet ihm entgegen zog. Der riesige Krieger wurde vom Hirtenknaben besiegt, weil dieser gegen ihn zog „im Namen des Herrn der Heerscharen“. (1. Kön. 18,45) So wird auch der Satan mit all seiner Macht und Arglist nichts gegen uns ausrichten, wenn wir beten, zumal das demütige Flehen eines Versuchten niemals unerhört bleibt. Weicht auch die Versuchung nicht immer sogleich, so erhalten wir doch stets reichliche Kraft, um uns vor der Einwilligung zu bewahren.
Wenn daher der böse Feind dich zur Sünde anreizt, so verrichte ein andächtiges Stoßgebet oder rufe die heiligsten Namen Jesus und Maria an und empfiehl dich deinem hl. Schutzengel. Bist du allein, so bezeichne dich mit dem hl. Kreuzzeichen. „Was fürchten die Höllengeister“, fragt Origenes (Hom. 6, Nr. 8, üb. 2. Mos.), „wovor zittern sie? Ohne Zweifel vor dem Kreuze Christi, weil sie durch dasselbe überwunden wurden.“ Sehr ratsam ist es auch, bei länger anhaltender Versuchung sich mit Weihwasser zu besprengen. Die hl. Theresia bezeugt aus eigener Erfahrung (In ihrer Lebensbeschreibung, Hpst. 31): „Es gibt nichts Wirksameres, die bösen Geister so zu vertreiben, daß sie nicht wiederkehren, als das Weihwasser. Es muss also eine große Kraft in der Weihe dieses Wassers liegen.“ „Das ist“, fügt die Heilige bei, „keine leere Einbildung; ich habe es oft genug erfahren. Ich frohlocke darum vor Entzücken, wenn ich die geheimnisvolle Kraft betrachte, welche das Gebet der Kirche dem Wasser mitteilt, und den erstaunlichen Unterschied zwischen dem geweihten und ungeweihten Wasser sehe.“
2. Wir sollen allen Versuchungen standhaft widerstehen.Willige nicht ein in die Versuchung, mag sie noch so heftig und anhaltend sein. Entschiedener Widerstand ist das vorzüglichste Mittel, den Satan in die Flucht zu treiben. „Widersteht dem Teufel“, sagt der hl. Jakobus (4, 7), „ so wird er von euch fliehen.“ Sieht der Versucher, daß er mit all seiner List und Gewalt nichts gewinnt, daß er uns vielmehr Anlass gibt, unsere Verdienste zu vermehren, so zieht er voll Ärger und Beschämung ab. Christus der Herr hingegen blickt, wie ein Feldherr auf seine tapferen Soldaten, mit Liebe und Wohlgefallen auf uns herab, erteilt uns zur Belohnung der Standhaftigkeit reichlichere Gnaden und nicht selten süßen Himmelstrost und Frieden. Nach einem schweren Kampf mit den Höllengeistern ward einst der hl. Antonius der Einsiedler plötzlich mit überschwänglichem Trost erfüllt. Ein himmlisches Licht erleuchtete seine Zelle, und der Heilige rief in seiner Entzückung aus: „O mein Heiland, wo warst du denn bisher? Warum kamst du nicht früher mir zur Hilfe?“ Und eine göttliche Stimme sprach aus dem Licht: „Ich war immer bei dir, ich habe deinen Streit immer gesehen, aber ich wartete auf den Ausgang des Kampfes. Weil du nicht gewichen bist, so werde ich dir fortan immer zum Siege verhelfen.“ (Im Leben des hl. Antonius, vom hl. Athanasius geschrieben: Op. Athan. ed. Migne t.2. Col. 859)
Zuweilen ist der Versucher in seinen Angriffen außergewöhnlich hartnäckig; obgleich ständig zurück gewiesen, kommt er dennoch immer wieder und läßt nicht ab, uns zu belästigen. Dabei flüstert er dann wohl dem geplagten Herzen den Gedanken ein, es sei doch am besten nachzugeben, um so endlich von der lästigen Versuchung frei zu werden. Wehe uns, wenn wir dieser Einflüsterung Gehör schenken und in die Sünde einwilligen; denn dann gewinnt er immer mehr Macht über uns, und er hört nicht auf, uns zuzusetzen, bis er uns vollends ins Verderben gestürzt hat. Der Hartnäckigkeit des Angriffs müssen wir einen ebenso hartnäckigen Widerstand entgegen setzen. Wir brauchen keine gewaltigen Anstrengungen dabei zu machen; solches würde uns ermüden; vielmehr sollen wir mit möglichster Ruhe unsere Aufmerksamkeit immer wieder von der Versuchung ablenken und uns zu beschäftigen suchen; dann wird der böse Feind schließlich selbst ermüden und das Feld räumen; wir aber werden dann als Sieger da stehen und zu neuen Kämpfen umso tüchtiger sein.
Bemerken wir, daß der Teufel uns in dem einen oder anderen Stücke besonders häufig und heftig angreift, so suchen wir schon vor der Versuchung gerade diese Seite unseres Herzens durch Gebet und Übung der entgegen gesetzten Tugend sicher zu stellen. Die bösen Geister machen es nämlich ähnlich wie ein Feldherr, der eine Festung erobern will. Er späht zuerst die schwächste Seite derselben aus und richtet dann gegen diese hauptsächlich seine Angriffe. Wie deshalb die Verteidiger der Festung eben diese Seite auch nach Möglichkeit zu befestigen suchen, ebenso müssen wir uns gerade in jener Tugend zu stärken trachten, in der wir noch am schwächsten sind, und gegen die darum der Versucher seine Hauptangriffe richtet. (Vgl. Exerzitien-Büchlein des hl. Ignatius, Regeln über die Unterscheidung der Geister)
Um im Kampf gegen die Mächte der Finsternis desto leichter Sieger zu bleiben, ist es wichtig, noch auf zwei Punkte besonders zu achten.
1. Der Teufel pflegt seine sündhaften Einflüsterungen durch allerlei Scheingründe zu unterstützen. Indem er uns irgend einen trügerischen Grundsatz der Welt vorhält oder auch einen an sich richtigen Grundsatz selbst ein Wort der Hl. Schrift verdreht, sucht er uns zu überreden, seine Zumutungen seien durchaus vernünftig oder wenigstens nicht gar so schlimm. Die Versuchungen, mit denen er sich dem Heiland in der Wüste nahte, sind ein treffendes Beispiel dafür. Die Art und Weise, wie der Heiland ihn zurück wies, sind aber auch das Vorbild, wie wir es in solchen Fällen machen sollen. Wir sollen dem trügerischen Wort des Versuchers das klare Wort Gottes entgegen halten, d. h. die Lehren und Grundsätze des Glaubens. Darum mahnt uns der hl. Petrus (1. Br. 5,9); dem Teufel „widerstehet standhaft im Glauben!“ Desgleichen der hl. Paulus (Eph. 6,16): „Vor allem ergreift den Schild des Glaubens, mit welchem ihr alle feurigen Pfeile des Bösewichtes auslöschen könnt.“
2. Wir dürfen uns niemals entmutigen lassen, sondern müssen stets das frohe und feste Vertrauen bewahren, daß Jesus Christus uns im Kampfe beistehen und den Sieg verleihen wird. Ein zaghafter Streiter ist von vorne herein besiegt. Der hl. Antonius, von dem bereits zu wiederholten Malen die Rede war, wußte aus eigener Erfahrung, wie er selbst bezeugte, „daß die bösen Geister nichts mehr fürchten als das Vertrauen auf Jesus Christus. Sie wissen, daß Christus zu den Seinigen gesagt hat: Siehe, ich gebe euch Macht, auf Schlangen und Skorpionen zu treten, und über alle Gewalt des Feindes, und nichts wird euch schaden.“ (Luk. 10,19) „Nur die Zaghaften fürchten den Teufel“, sprach dieser hl. Einsiedler zu seinen Schülern, „deshalb kann er nur ihnen Schrecken einjagen.“ In Übereinstimmung mit sämtlichen Geisteslehrern erteilt auch der hl. Ignatius im Exerzitien-Büchlein den Rat, sich in den Versuchungen des Satans nicht zu ängstigen. „Es ist“, sagt er, „dem bösen Feinde eigen, alle Kraft und allen Mut zu verlieren, sobald derjenige, welcher im Kampfe gegen seine Anfechtungen begriffen ist, herzhaft und unerschrocken widersteht. Wenn aber der Versuchte gleich anfangs in Angst gerät, sich fürchtet und den Mut verliert, so gibt es keine Bestie auf Gottes Erdboden, welche ungestümer, grimmiger und hartnäckiger den Menschen anfällt, als Satan es tut, um ihn seinen höllischen Absichten gemäß zu verderben.“-
aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Bd. 1, 1911, S. 214 – S. 220