Von der Präfation bis zum Paternoster

Von der Bestimmung des Priesters: Er steht in der heiligen Messe vor dem Hochaltar

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung

§ 2. Das heilige Messopfer

Die Zeremonie von der Präfation bis zum Paternoster

1. Die Präfation ist die Einleitung zum zweiten Hauptteil der Opferfeier, dessen Mittelpunkt die Konsekration oder Wandlung bildet. Feierlich und würdevoll hebt der Priester seine Hände empor, um den Aufschwung seiner Seele zu Gott dem Volk dem Volk anschaulich zu machen, und ruft diesem zu: „Empor die Herzen!“ Das Volk antwortet: „Wir habe sie zum Herrn erhoben.“ Über diese Worte, die in den ältesten Liturgien vorkommen und sehr wahrscheinlich apostolischen Ursprungs sind, schreibt der hl. Cyrill (Katech. 23) sehr schön und bezeichnend: „Wohl ist es nötig, daß wir in jener furchtbaren Stunde unser herz zu Gott empor und nicht hernieder zur Erde und zu den irdischen Geschäften wenden. Zwar sollten wir allezeit Gottes gedenken: da dieses aber bei der menschlichen Schwäche unmöglich ist, so sollen wir zum wenigsten in jenem Augenblick die Sorgen des Lebens und die häuslichen Bekümmernisse fahren lassen und unser Herz bei Gott, dem Liebhaber des menschlichen Geschlechtes, im Himmel haben.“ Der Priester muntert dann die Anwesenden auf, mit ihm vereint Gott Dank zu sagen und denselben zu verherrlichen durch Jesum Christum, unsern Herrn. Da ihm aber die Danksagung und das Lob sterblicher Lippen allzu schwach erscheint, so vereinigt er dasselbe mit dem ewigen Triumphgesang der Engelchöre und ruft mit ihnen voll heiliger Begeisterung: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Heerscharen! Himmel und Erde sind deiner Herrlichkeit voll. Hosanna in der Höhe!“ Während so sein Geist im Himmel weilt, schaut er gleichsam, wie der menschgewordene Sohn Gottes im Begriff steht, auf den Altar herab zu steigen, und er beeilt sich, ihn jubelnd zu begrüßen mit den Worten: „Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“ Während so sein Geist im Himmel weilt, schaut er gleichsam, wie der menschgewordene Sohn Gottes im Begriff steht, auf den Altar herab zu steigen, und er beeilt sich, ihn jubelnd zu begrüßen mit den Worten: „Gebenedeit sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“

2. Von nun an bis zum Paternoster verrichtet der Priester die sämtlichen Gebete mit leiser Stimme, weil die leise Rede überhaupt auf etwas Verborgenes, Geheimnisvolles hindeutet. Das leise Aussprechen des Kanon gibt also dem gegenwärtigen Volk zu verstehen, daß ein unaussprechliches und unbegreifliches Geheimnis vollbracht werde, und ist eben deshalb geeignet, jene Ehrfurcht einzuflößen, mit der die Gläubigen dem hochheiligen Opfer beiwohnen sollen. Wie bei den Opferungs-Gebeten, so begegnet uns auch in den Gebeten vor der Konsekration die doppelte Bitte, der himmlische Vater möge die ihm geweihten Gaben mit Wohlgefallen annehmen und seine Huld uns zuwenden. –
An diese allgemeine Bitte schließt sich die besondere, Gott möge die Früchte dieses Opfers der gesamten Kirche zukommen lassen, namentlich dem Papst, dem Bischof und allen rechtgläubigen Bekennern des katholischen und apostolischen Glaubens; er möge in seiner Erbarmung eingedenk sein seiner Diener und Dienerinnen, die der Priester hier in Gedanken näher bezeichnet, sowie aller, die beim Opfer zugegen sind und dasselbe für sich und ihre Angehörigen darbringen. –
Nachdem der Priester so für die streitende Kirche und ihre Mitglieder gebetet, feiert er, auf die Gemeinschaft der Heiligen sich stützend, das Andenken der triumphierenden Kirche, damit Gott „in Ansehung ihrer Verdienste und Fürbitten gnädigst verleihe, daß wir in allem seinen hilfreichen Schutz erfahren.“

3. Bei den Sühnopfern des Alten Bundes legte der Opfernde vor der Schlachtung des Opfertieres die Hände auf dasselbe, um anzudeuten, daß er seine eigene und des Volkes Sündenschuld gleichsam auf das Opfertier übertrage, damit dieses sie durch einen stellvertretenden Tod sühne; dabei flehte er zum Allerhöchsten um Nachlassung der Sünde und der Strafe, sowie um gnädige Verleihung alles dessen, was zum leiblichen und geistlichen Wohle notwendig und ersprießlich sei. Diesen alttestamentlichen Gebrauch nachahmend, breitet der Priester des Neuen Bundes vor der geheimnisvollen Schlachtung des sühnenden Gotteslammes in seinem und des Volkes Namen die Hände über die Opfergaben aus und bittet Gott, er wolle, mit ihm und dem ganzen Volk „versöhnt, allen in diesem Leben den Frieden gewähren, alle vor der ewigen Verdammnis bewahren und der Schar seiner Auserwählten beigesellen.“ –
Jetzt versetzt sich der Priester in den Speisesaal zu Jerusalem, wo Jesus zum ersten Mal dieses dieses heilige Geheimnis feierte, und tut dasselbe, was Jesus dort getan. Er nimmt das Brot in seine geweihten Hände, erhebt seine Augen gen Himmel, zu Gott, dem allmächtigen Vater, dankt mit Verneigung des Hauptes, segnet das Brot und spricht dann mit tiefster Ehrfurcht im Namen Christi die geheimnisvollen Worte der Wandlung. Alsbald beugt er anbetend das Knie und zeigt darauf die heilige Hostie dem Volk, damit auch dieses seinen gegenwärtigen Gott und Heiland anbete. Ähnlich geschieht die Konsekration des Kelches und die Anbetung des heiligen Blutes. Beim Aufheben der Hostie wie des Kelches gibt der Messdiener mit der Schelle ein Zeichen, um alle Anwesenden auf das, was auf dem Altar vor sich geht, aufmerksam zu machen. Denselben Zweck hat das Schellen bei den andern Hauptteilen der hl. Messe.

4. Nach der Wandlung liegt nun das göttliche Opferlamm im Zustand des mystischen Todes auf dem Altar. Ein überreicher Gnadenschatz ist erschlossen, und es handelt sich jetzt darum, ihn zu heben und zu verteilen. Zuerst bittet der Priester noch einmal, wie schon vorher, der himmlische Vater wolle dieses reine, heilige, unbefleckte Opfer huldvoll entgegen nehmen, wie er einst das Opfer des gerechten Abel, des Patriarchen Abraham und des Hohenpriesters Melchisedech entgegen genommen habe; er möge es durch den Dienst seiner hl. Engel zum Himmel empor tragen lassen, damit von dort die Fülle alles Segens auf die Opfernden herab steige. Darauf gedenkt er der leidenden Seelen im Fegefeuer und erfleht ihnen in Kraft dieses Opfers die baldige Aufnahme in den Himmel. Ähnlich bittet er, indem er reumütig an die Brust schlägt, der Herr möge auch „uns Sündern“, die wir noch auf Erden weilen, in seiner reichenBarmherzigkeit Anteil geben an dem seligen Lose der Himmelsbewohner. Dies verleihe, sagt er, „durch Christum, unsern Herrn, durch welchen du, o Herr, alles dieses Gute immer schaffest, heiligest, belebest, segnest und uns zuteilest: durch ihn, mit ihm und in ihm ist dir, o Gott, allmächtiger Vater, in Einigkeit des Hl. Geistes alle Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ (*)
Die an dieser Stelle des Kanons übliche kleine Erhebung der hl. Hostie und des Kelches ist eine Zeremonie, die mit der mündlichen Lobeserhebung im schönsten Einklang steht und die innere Gesinnung des Lobes und der Verherrlichung den Sinnen darstellt.

(*) Der Priester macht an dieser, sowie auch an manchen andern Stellen der Messe das Kreuzzeichen über das hl. Opfer; dann nimmt er die hl. Hostie und beschreibt mit derselben drei Kreuze über den Kelch und zwei außerhalb desselben. (siehe weiter den Beitrag: Das Kreuzzeichen über das heilige Opfer) – aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 3. Band Lehre von den Gnadenmitteln, 1912, S. 187-190

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