Heiliger Gottfried Bischof von Amiens

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

8. November

Der heilige Gottfried Bischof von Amiens

Der heilige Gottfried wurde um das Jahr 1065 aus einer adeligen, reichen Familie zu Soissons in Frankreich geboren und von seinen frommen Eltern schon mit fünf Jahren dem Kloster St. Quintin übergeben, wo er unter den Augen des gelehrten, tugendhaften Abtes Gottfried, seines Taufpaten, gottesfürchtig erzogen und unterrichtet wurde. Man nahm bald wahr, daß Gott über den kleinen Gottfried wache und ihn zum geistlichen Stande bestimmt habe. Ein Kranich versetzte ihm einst mit seinem Schnabel einen so starken Hieb zwischen die Augen, daß er Gefahr geriet, wo nicht sein Leben, doch sein Gesicht zu verlieren. Der schon im Glauben mit Jesus vereint lebende Knabe rief den Namen Jesus an und machte das Kreuzzeichen über die Wunde: da verschwand augenblicklich die Gefahr; die Wunde heilte, und es blieb nichts, als eine kleine Narbe zum Denkzeichen des geschehenen Wunders. Gottfried suchte schon in seinen jungen Jahren sein Leben nach dem Beispiel der Religiosen einzurichten. Er war eifrig im Gebet, emsig im Studieren und zu aller Arbeit bereitwillig, die er verrichten konnte.

Als er das gehörige Alter erreicht hatte, trat er in dieses Kloster als Mitglied ein. Unter mehreren Ämtern trug man ihm auch die Besorgung der Kranken auf. Er war unermüdlich im Dienst derselben, betete mit ihnen und las ihnen aus geistlichen Büchern vor. Im 25. Jahre seines Alters erhielt er ungeachtet seiner demütigen Weigerung die Priesterweihe und bald danach vom Erzbischof zu Reims den Befehl, der verfallenen Abtei von Nogent als Abt vorzustehen und sie wieder aufzurichten. Nicht lange nachher wurde er auf der Kirchenversammlung zu Troyes 1103 allgemein zum Bischof von Amiens erwählt. Er suchte zu entfliehen, wurde aber wieder eingeholt und, ungeachtet seiner Tränen, vom Erzbischof zu Reims geweiht. Als er zu seinem bischöflichen Sitz reiste, ging er zu Fuß in die Stadt und zuerst in die Kirche. Hier hielt er nach einem inbrünstigen Gebet eine so geistvolle Predigt, daß man den heiligen Geist aus seinem Munde zu hören glaubte.

Die bischöfliche Würde änderte bei Gottfried die vorige strenge Lebensweise nicht im mindesten, sondern diente ihm nur als eine Gelegenheit, noch mehr für die Ehre Gottes, zum Nutzen der Kirche und zum Trost der Armen tun zu können. Den Armen stand der bischöfliche Palast stets offen. Er bediente sie oft in eigener Person am Tisch, wusch ihnen die Füße und ließ keinen derselben ohne Almosen von sich. Einst, als er zu Tische saß, kam ein Aussätziger und bat um eine Speise, seinen Hunger zu stillen. Gottfried befahl, ihm einen Fisch zu reichen, welcher auf seiner Tafel stand. Hierüber murrte der Hausmeister. Der heilige Bischof aber sagte: „Geziemt es sich denn, daß ich auf meiner Tafel einen Überfluss habe, und Christus in seinen Armen Hunger leide?“ Zu einer anderen Zeit begegnete ihm ein halbnackter Bettler. Weil er mit Geld nicht versehen war, zog er seinen Rock vom Leibe und schenkte ihn dem armen Bettler. Die Missbräuche und Sünden, welche in der Stadt herrschten, suchte er durch beständiges Predigen, Ermahnen und Zureden, auch durch ernstliche Drohungen zu vertilgen und ließ sich hierin weder durch Murren, noch durch die Drohungen der Mächtigen irre machen. Aus Zorn darüber entschlossen sich einige, den heiligen Bischof um das Leben zu bringen. Sie schickten ihm unter dem Vorwand der Höflichkeit und Freundschaft vergifteten Wein. Gott offenbarte aber seinem treuen Diener den Betrug und errettete ihn vom Tode. Dennoch, weil der heilige Bischof sah, daß er mit allen seinen Bemühungen wenig Gutes stiftete, wollte er lieber das bischöfliche Amt selbst niederlegen.

Daher begab er sich heimlich in die große Karthause bei Grenoble, um da die übrigen Jahre hindurch für das Heil seiner Seele allein zu sorgen; er schrieb aber einen Brief an die Synode, welche zu Beauvais abgehalten wurde, worin er demütig bat, die Kirche zu Amiens einem anderen anzuvertrauen. Die Synode willigte nicht ein, sondern schickte zwei Gesandte, die ihn zu der verlassenen Kirche zurückführten. Ein Einwohner der Stadt empfingen ihn mit großen Freudenbezeigungen. Gottfried fing aufs neue an, die herrschenden Laster mit allem Ernst zu bestrafen und die Sünder zur Besserung zu ermahnen. Er richtete aber ebenso wenig aus, als zuvor. Deswegen kündigte er der unbußfertigen Stadt in prophetischem Geiste die bevorstehende göttliche Strafe mit deutlichen Worten an. Diese erfolgte bald. Es wütete damals in der Stadt ein Aufstand, und durch Mord und Brand richteten die Aufrührer entsetzliches Unheil an. Auch die Pest und Hungersnot bedrängten die Einwohner. Hierauf folgte zwar eine Besserung bei denen, die ihr Leben nicht in den Drangsalen verloren hatten; sie dauerte aber nicht lange. Der heilige Bischof betrübte sich sehr und reiste nach Reims, um sich wegen einiger Geschäfte zu besprechen. Auf der Reise überfiel ihn eine Krankheit. Der Abt Odo von St. Crispinian brachte ihn nach Soissons in sein Kloster, wo er nach dem Empfang der heiligen Sakramente, die Augen zum Himmel erhebend an einem Fieber am 8. November im Jahre 1118 starb. Gott verherrlichte sein Grab durch Wunder. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 897 – S. 899

Tags: Heilige

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