Heiliger Korbinian Bischof von Freising

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

9. September

Der heilige Korbinian Bischof von Freising

Der hl. Korbinian, der erste Bischof von München-Freising, wurde 668 oder 680 zu Chartres im Bistum Paris geboren, und zeigte schon als Kind eine auffallende Liebe zum Gebet und zu den göttlichen Dingen; die fromme Mutter Korbiniana pflegte sorgfältig diese Neigung. Der Vater Waldeckis war schon vor der Geburt Korbinian`s gestorben. Als er durch den Tod der teuren Mutter 696 ganz verwaiste, verkaufte er sein ganzes Erbe, ließ sich in der Nähe als Klausner bei der Kapelle des heiligen Germanus nieder, und übte dort vierzehn Jahr lang strenge Bußwerke. Mehrere fromme Männer gesellten sich zu ihm zu einem klösterlichen Vereine; sie lebten sehr wahrscheinlich nach der Regel des hl. Benedikt. Der Ruf seiner Heiligkeit lockte viele Leute an, bei ihm Trost und Rat zu holen und sich seinem Gebet zu empfehlen, selbst den Reichsverweser Pippin. Diese zu häufigen Störungen in der geliebten Einsamkeit, so wohl gemeint und nützlich sie auch waren, machten ihn bange um sein Seelenheil und reiften in ihm den Entschluss, nach Rom zu reisen und dort mit Erlaubnis des Papstes am Grabe des hl. Petrus ganz einsam Gott zu dienen.

Aber Papst Konstantin, der schnell Korbinian`s Geist und Herz durchschaute, befahl ihm, seine Talente im Dienst der Kirche Gottes zu verwerten und als Missionar zu arbeiten, er erteilte ihm die Priester- und Bischofsweihe und beehrte ihn sogar mit dem Pallium.
Korbinian gehorchte in demütiger Unterwerfung und kehrte nach Frankreich zurück, wo sein Eifer ein übergroßes Arbeitsfeld fand. Denn die beständigen Bürgerkriege hatten Adel und Volk entsittlicht und verwildert. Mit dem Schwert des Wortes Gottes griff er rücksichtslos die herrschenden Laster der Hohen und Niederen an, kühn und offen nannte er jedes Schlechte beim rechten Namen. Seine in die Herzen einschneidende Sprache hatte wunderbaren Erfolg bei den Priestern und dem Volke. Pippin wünschte ihn an seinem Hofe zu sehen. Auf der Reise dahin kam Korbinian zu einem Galgen, an dem gerade ein berüchtigter Dieb namens Adalbert aufgeknüpft werden sollte. Voll Mitleid beschwor er die Richter, die Todesstrafe noch aufzuschieben, bis er Pippin gebeten, ihn zu begnadigen; allein er erhielt keinen Aufschub. Deshalb bereitete er den armen Sünder zum Tode vor, eilte dann zu Pippin und erlangte wirklich die Begnadigung des Verbrechers. Schnell kehrte er zurück; Adalbert hing schon am Strick; die Anwesenden erklärten: „Es ist zu spät, er ist schon tot.“ Allein Korbinian hieß ihn ablösen, und Alle überzeugten sich, daß er lebend und unversehrt geblieben. Adalbert blieb von da an unzertrennlich bei seinem Retter und gehorchte ihm bis zum Tode in standhafter Bußfertigkeit und sittenreiner Gottesfurcht.

Die Ehren, welche dem heiligen Bischof allenthalben erwiesen wurden, waren für seine Demut unerträglich; er flüchtete sich mit etlichen Schülern wieder in sein Klösterlein bei Chartres, um in strenger Abgeschiedenheit sich zu verbergen. Allein das Volk wußte den Hochgeschätzten zu finden, und der Zudrang vermehrte sich in dem Grade, daß er nach sieben Jahren die zweite Romreise antrat, um mit Erlaubnis des Papstes seine Würde nieder zu legen und jeden ferneren Verkehr mit der Welt abzubrechen.

Dieses Mal nahm er den Weg durch Schwaben und Bayern, wo er eine große Anzahl Heiden bekehrte und liebevolle Aufnahme fand bei Herzog Theodor II. zu Regensburg und bei seinem Sohne Grimoald in Freising. Beide wünschten sehr, daß er bei ihnen bleibe; er aber verharrte auf seinem Entschluss. Als er in Tirol am Fuße des Brenner im Wald übernachtete, zerriß ihm ein Bär sein Pferd. Nun befahl der Heilige dem Bären, sein Gepäck bis nach Rom zu tragen, wo er ihn dann entließ. Papst Gregor II. nahm den heiligen Bischof gütig auf, erhörte aber sein Bitten und Weinen nicht, sondern befahl ihm, nach Bayern zurück zu kehren und dort für den heiligen Glauben zu arbeiten.

Demütig gehorchend trat Korbinian die Rückreise nach Tirol an. Als er in Mais bei Meran eintraf, nahmen ihn Vertraute des Herzogs Grimoald sogleich in Empfang und meldeten seine Ankunft nach Freising. Während des gezwungenen Aufenthaltes gewann Korbinian diese Gegend lieb und wünschte sehr, das Stück Land – Kains – zu kaufen und bei der Kirche St. Valentin ein Kloster zu gründen. Inzwischen erschienen Grimoald`s Gesandte in Mais, um den Bischof abzuholen, nötigenfalls mit Gewalt wegzuführen.

Korbinian fügte sich, ließ aber sein Gepäck und die Geschenke, die er von König Luitprand erhalten hatte, zurück. In Freising angekommen, zeigte er dem Herzog an: „Ich werde dein Haus nicht betreten, bevor die Witwe deines Bruders, mit der du in unerlaubter Ehe lebst, entlassen hast; denn es steht geschrieben: Es ist dir nicht erlaubt, des Bruders Weib zu haben.“ (Mark. 6,18) Grimoald kämpfte einen harten Kampf zwischen sinnlicher Neigung und heiliger Pflicht; denn Piltrude war sehr schön und liebte ihn leidenschaftlich; doch nach vierzig tagen siegte sein Glaube über Fleisch und Blut, er fiel reuig vor dem Bischof nieder und entließ die Schwägerin, die deshalb den Bischof tödlich haßte.

Nun nahm Korbinian des Herzogs Gastfreundschaft an und arbeitete mit opferfreudigem Eifer an der Ausbreitung und Befestigung des christlichen Glaubens und Lebens. Der gesegnete Erfolg bestimmte ihn, Freising zum Bischofssitz und die Mutter-Gottes-Kapelle in der Burg zur Domkirche zu machen. Mit Beihilfe des freigebigen Herzogs erwarb er die Güter in Mais für den Unterhalt dieses Bistums. Westlich von Freising auf dem Berg Tetmons erbaute er eine Kirche zu Ehren des hl. Stephan mit einem Kloster – Weihenstephan. Dahin ging er jede Nacht zu Fuß, – nachdem er den ganzen Tag sich in den vielen Geschäften abgemattet, um mit seinen Mönchen das Chorgebet zu singen und in heiligen Betrachtungen sich zu neuen apostolischen Arbeiten zu stärken. Später gründete er auch bei der Kathedrale ein Kloster mit Kirche zu Ehren des heiligen Vaters Benedikt.

Während sich so in schönster Weise des heiligen Bischofs Werk und Ruhm mehrte, reifte auch Piltrudens Haß wider ihn zum fertigen Mordplan. Noch rechtzeitig wurde Korbinian gewarnt, er wich ihrem Zorn aus und ging mit den Seinigen nach Mais, welches inzwischen unter die Herrschaft des Langobarden-Königs Luitprand gekommen war; dort war er sicher.Als der Herzog die Sache erfuhr, bat er den Bischof dringendst um schnelle Rückkehr. Korbinian antwortete, der Prophet Elias sei auch dem Ingrimm der Jezabel ausgewichen, und blieb. Grimoald lebte nun wieder mit Piltrude wie zuvor, aber das Gericht Gottes kam schnell. Die Franken brachen in Bayern ein, Grimoald wurde erschlagen, Piltrude fiel in die Hände Karl Martell`s, folgte ihm nach Frankreich, verlor bald ihrer Schlechtigkeiten wegen seine Gunst, und wurde bettelarm auf einem Esel nach Italien abgeführt, wo sie im Elend umkam.

Der neue Herzog, Hegbert, rief sogleich den heiligen Bischof zum Jubel und Trost des ganzen Volkes durch eine sehr ehrenvolle Gesandtschaft in sein Land zurück. Korbinian arbeitete noch einige Jahre zum größten Segen des Bistums. Als das Ende, das ihm Gott geoffenbart hatte, nahte, bat er König Luitprand, daß er die Güter im Mais der Kirche in Freising als Eigentum bestätige und seine Leiche dort in der Kirche St. Valentin begraben lasse. Am Sterbetag legte er die bischöflichen Gewänder an und feierte die heilige Messe. Hernach in seine Wohnung zurück gekehrt, empfing er die heilige Ölung, legte sich nieder und starb ohne Zeichen eines Schmerzes im Jahre 730. Im Widerspruch zu seinem Testament wurde er in der Domkirche begraben: aber ein dreißig Tage anhaltender Regenstrom bewog die Freisinger, den heiligen Leib wieder zu erheben, der, noch so frisch wie am Todestage, nur zu schlafen schien. Sogleich hörte der Regen auf. In feierlichster Weis wurde nun die teure Leiche nach St. Valentin im Tirol gebracht und dort beigesetzt. Nach vierzig Jahren kamen seine Gebeine über Trient und Passau am 20. November 770 wieder nach Freising und wurden durch viele Wunder verherrlicht. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 668 – S. 670

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