Heiligenkalender
12. Februar
Der heilige Meletius, Bischof von Antiochia
(Einzig wahrer Glaube)
Die Gefahren, welche dem Menschenleben von Außen zusetzen, z. B. Feuer, Wasser, wilde Tiere, sind nicht so verderblich, als die Gefahren, welche von innen heraus den Körper angreifen, nämlich die verschiedenen Krankheiten. Wenn tausend Menschen an Unglücksfällen von Außen, im Krieg oder auf dem Wasser das Leben verlieren, so sterben Millionen an Krankheiten. Desgleichen ist es mit der christlichen Kirche. Die Anfechtungen, welche sie von Heiden und Juden zu bestehen hatte, sind bei weitem nicht so gefährlich gewesen, als die Anfechtungen in der Kirche selbst, nämlich die Spaltung und Trennung im Glauben, die Ketzereien. Über dreihundert Jahre lang wurde die Kirche von Juden und Heiden verfolgt; allein wenn auch viele tausend Christen zu Tode gemartert wurden, so hat doch ihre Seele dabei keinen schaden gelitten. Hingegen entstand nach den Zeiten der Verfolgung eine Ketzerei in der Kirche, wodurch in ganzen Ländern der rechte Glaube verloren ging, und doch meinten die Leute dabei, sie hätten recht.
Dreihundert Jahre nach Beginn des Christentums stand ein Priester Namens Arius auf und verbreitete die Lehre, Jesus Christus sei nicht Gott, sondern sei nur das erste und höchste Wesen, das Gott erschaffen habe. Er bekam bald einen großen Anhang, und selbst Kaiser und viele Bischöfe hielten zu dieser falschen Lehre und verfolgten diejenigen, welche dem katholischen Glauben, daß Jesus der wahre Sohn Gottes und dem Vater gleich ist, treu blieben.
Zu diesen Zeiten lebte Meletius und wurde zum Bischof von Antiochia gewählt, wo später der hl. Chrysostomus Bischof war. In Antiochia waren aber sehr viele Arianer, d. h. solche, die vor der falschen Lehre des Arius anhingen. Diese hofften ihrerseits, daß Meletius zu ihnen halten werde; daher gingen nicht nur die Katholiken, sondern auch die Arianer dem neu gewählten Bischof bei seiner Ankunft entgegen, um ihm ihre Ehrfurcht und Freude zu bezeugen. Was wir aber von Meletius zu halten haben, läßt sich besonders aus den zwei Leichenreden ersehen, welche die zwei berühmten Kirchenväter, der hl. Gregor von Nyssa und der hl. Chrysostomus ihm gehalten haben, und welche noch übrig sind. Diese priesen an Meletius alle Tugenden, Gottesfurcht, Keuschheit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit: ganz besonders habe er sich aber ausgezeichnet durch seine außerordentliche Sanftmut, Bescheidenheit und Liebe zum Frieden. Man habe ihm sein liebreiches friedfertiges Wesen an den Augen und im ganzen Gesicht angesehen. Nun aber ist einem solchen Mann nichts unerträglicher als Zwist und Unfriede. Daher musste dem Meletius seine Lage zur besonderen Versuchung gereichen, als Bischof mitten unter Arianern zu leben. Den Frieden hätte er gern bewahrt, und doch ließ es die Pflicht nicht zu. Wie benahm er sich nun?
Gleich in dem ersten Monat seines neuen Amtes reinigte er seine Gemeinde von aller Ketzerei, indem er Alle von der Kirche ausschloss, welche nicht aufrichtig den Glauben an die Gottheit Christi bekannten. Die Arianer wurden darüber sehr erbittert und brachten es bei dem Kaiser Konstantius, der zwar ein Christ war, aber einen wetterwendischen Charakter hatte, dahin, daß er den hl. Meletius in die Verbannung schickte.
Der Statthalter wollte ihn selbst auf seinem Wagen zur Stadt hinaus führen. Aber die Leute, welche nicht zu den Arianern gehörten, waren so erbittert, daß man ihnen ihren Bischof nehmen wollte, daß sie einen Hagel von Steinen auf den Statthalter warfen. Da nahm sich Meletius selbst um ihn an und bedeckte ihn mit seinem Mantel.
Als Meletius nach Samosata kam, wohin er verbannt wurde, verleumdete man ihn daselbst noch, er sei nicht wegen der Verteidigung des Glaubens, sondern wegen verschiedener Streitigkeiten fortgeschickt worden, die er mit seiner Geistlichkeit bekommen habe. Selbst der berühmte Kirchenvater Hieronymus ließ sich täuschen, so daß er meinte, Meletius sei wegen schlechter Aufführung abgesetzt worden.
Der Kaiser setzte nun in Antiochia einen Hauptschüler des Arius und eben so großen Irrlehrer zum Bischof ein. Die Arianer glaubten nun, sie könnten ihre Ketzerei zur Herrschaft bringen. Allein die Katholiken in Antiochia hielten treu an ihrem vertriebenen Bischof und ließen sich nicht vom Glauben abwendig machen. Ihre Achtung und Liebe zum hl. Meletius war so groß, obschon er weit von ihnen entfernt war, daß sie ihren Kindern in der Taufe seinen Namen gaben, und daß sie sein Bild in ihren Häusern aufstellten, und selbst auf ihr Geschirr und Siegel dasselbe einzeichnen ließen. Auch hielten sie ihren Gottesdienst fortwährend abgesondert von den Arianern, um auch nicht den entferntesten Schein zu bekommen, als stimmten sie dem Irrglauben der Arianer bei.
Nach dem Tod des Kaisers Konstantius, da Jovian ihm nachfolgte, durfte der hl. Meletius wieder nach Antiochia zurück; fand aber viele Verwirrung und mannigfachen Zwiespalt daselbst, weil ein Teil der Katholiken einen andern Bischof angenommen hatten aus Argwohn, als sei der hl. Meletius selbst nicht im rechten Glauben. In kurzem starb auch der gut katholische Kaiser Jovian, und sein Nachfolger Valens war ein eifriger Arianer. Dieser wollte die Katholiken zwingen, auch den falschen Glauben anzunehmen, und da sich der hl. Meletius widersetzte, so wurde er auf`s Neue fortgeschickt. Dasselbe geschah ihm später noch einmal, so daß er dreimal seinen Bischofssitz verlassen musste, weil er offen und standhaft am katholischen Glauben festhielt.
Als endlich der Kaiser Valens im Krieg sein Leben verloren hatte, kam dessen Neffe Gratian zur Regierung, welcher seinerseits wieder katholisch war. Dieser rief die verbannten katholischen Bischöfe zurück. Da auch Meletius zurück kam, so ging ihm die ganze Stadt entgegen, wie der hl. Chrysostomus berichtet, und die, welche vor Menschenmenge ihm nicht nahe kommen konnten, hielten sich schon für glücklich, wenn sie nur von weitem seine Stimme hören oder sein Gesicht sehen konnten.
Um nun die Glaubens-Streitigkeiten auszugleichen und zu erforschen und festzusetzen, was die wahre apostolische Lehre sei, wurde in Antiochia eine große Kirchen-Versammlung gehalten im Jahre 379. Es kamen sehr viele Bischöfe zusammen, und der hl. Meletius war der Vorstand dieser Versammlung. Es wurde hier gegen solche Irrlehrer, welche die hl. Dreifaltigkeit leugneten, die katholische Glaubens-Wahrheit untersucht und bezeichnet.
So hatte der hl. Meletius lebenslänglich die qualvolle Mühe, gegen mannigfache Irrlehrer streiten zu müssen. Er selbst war ein höchst friedfertiger sanfter Mann, und die Irrlehrer waren oft äußerst schlau den Schein des wahren Glaubens anzunehmen: dennoch wollte der hl. Meletius lieber seine Ruhe und sich selbst aufopfern, als mit Irrlehrern in Gemeinschaft stehen und sein Volk durch ihre falschen Behauptungen vergiften zu lassen.
Gegen Ende seines Lebens wurde er zu einer neuen Kirchen-Versammlung nach Konstantinopel berufen, um auch dort den Vorsitz zu führen. Um diese Zeit (381 nach Christi Geburt) war ein sehr eifriger christlicher Kaiser auf den Thron gelangt, Theodosius der Große genannt. Dieser hatte einige Tage vorher, als er Kaiser wurde, den hl. Meletius im Traum gesehen, wie er ihm den kaiserlichen Mantel umlegte und das Diadem aufsetzte. Er kannte aber den hl. Meletius nicht von Angesicht. Der Kaiser befahl deshalb, wenn die Bischöfe zur Kirchen-Versammlung kämen, solle ihm Niemand den hl. Meletius, den Bischof von Antiochia zeigen; er wolle selbst sehen, ob er ihn nicht nach dem Traumbild erkenne. Als die Bischöfe mit einander in den kaiserlichen Palast kamen, erkannte Theodosius sogleich den hl. Meletius, wie er ihn im Traum schon gesehen hatte, lief auf ihn zu, umarmte ihn wie ein Sohn, der seinen Vater nach langer Zeit zum ersten Mal wieder sieht, und küßte ihn auf die Augen, den Mund und die Hände, und erzählte vor Allen, was er im Traum gesehen habe.
Während dieser Kirchen-Versammlung starb nun der hl. Meletius in Konstantinopel, und es wurde ihm mit ganz außerordentlicher Ehre ein Leichenbegängnis zu Konstantinopel gehalten, und sein Leichnam dann nach Antiochia geführt und dort beerdigt. Daselbst und auch sonst in andern katholischen Ländern wurde er als großer Heiliger verehrt.
Es gibt Menschen, welche so wenig wissen, was das heißt: an Christus Teil haben, daß sie sagen, es sei einerlei ob man Jude oder Türke oder Christ oder Heide sei, wenn man nur rechtschaffen lebe. Solche Menschen sind eigentlich selbst noch Heiden, wenigstens Christen sind sie nicht, weil sie nicht daran glauben, daß man nur durch Christus selig werden kann. Die Märtyrer haben gezeigt, daß man lieber die ganze Welt und das Leben aufopfern soll, als vom Christentum lassen, weil das Christentum das höchste Gut ist. Aber auch unter denen, welche das Christentum für notwendig ansehen, gibt es doch Manche, die sich einbilden, es liege nicht viel daran, ob man von der Lehre der katholischen Kirche abweicht oder nicht. Denen mag das Beispiel des hl. Meletius zeigen, wie man mit Treue, Sorgfalt und Standhaftigkeit an der wahren Lehre der katholischen festhalten müsse.
Bekanntlich haben vor 300 Jahren Luther, Calvin, Zwingli und andere große Spaltung verursacht, sind von der alten katholischen Kirche abgefallen. Diejenigen, welche ihnen anhangen, heißt man Protestanten, Reformierte, Lutheraner, Calvinisten usw. Die Absonderung von der Kirche kann aber weder dem Heiland gefallen, noch den Abgetrennten zum Heil gereichen. Christus will, daß nur ein Hirt und eine Herde sei. Er ist das Haupt der Kirche; ein Haupt kann aber nicht zwei oder drei Leiber haben; darum kann Christus nur das Haupt der katholischen Kirche sein, weil diese immer bestanden hat, die Abgetrennten aber erst später aufgekommen sind. Desgleichen wird im ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus 3, 15 die Kirche eine Grundsäule und Grundfeste der Wahrheit genannt; folglich muss bei der Kirche die Wahrheit gesucht werden, welche seit den Aposteln schon bestanden hat, nicht aber bei einer Kirche, die erst von Luther oder Zwingli aufgebracht worden ist.
Wir wollen Niemanden verdammen: aber es kann doch gewiß nicht einerlei sein, ob man an aller Wahrheit und allen Sakramenten Teil hat, die in der katholischen Kirche gespendet werden; oder ob man einen großen Teil zur Seite geworfen hat, wie die Protestanten. Auf jeden Fall ist es ein Unglück für den Protestanten, nicht der katholischen Kirche anzugehören. Aber man kann ihn damit entschuldigen, daß er eben nicht anders unterrichtet worden ist. Aber womit will sich der Katholik entschuldigen, der seinen wahren Glauben und die Gnadenfülle, welche ihm die Kirche in den heiligen Sakramenten anbietet, aufgibt, oder wenigstens in dieser Sache leichtsinnig ist? Man soll duldsam gegen Andersgläubige sein; und gerade seinen besseren Glauben durch größere Liebe beweisen; der Herr hat ja gesagt: „Daran soll man erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt.“
Aber niemals ist es erlaubt, die Irrtümer einer abgewichenen Religion selbst anzunehmen. Darum ist es eine schwere Sünde, wenn in einer gemischten Ehe der katholische Teil einwilligt, daß die Kinder protestantisch erzogen werden. Dieses ist eben soviel, als wenn der katholische Teil selber seinen Glauben verletzt und protestantisch würde; denn wenn er die katholische Religion und die Sakramente für ein wahres großes Gut ansehen würde, könnte er nicht seine Kinder um dasselbe bringen lassen. Und weil so viel am wahren katholischen Glauben gelegen ist, so sollst du auch keine protestantische Predigten regelmäßig besuchen, sollst keine Bücher annehmen, welche von Pietisten verbreitet werden um die Katholiken abwendig zu machen, … Bedenke wohl, am rechten Glauben ist unendlich viel gelegen; selbst wer große Sünden getan hat, kommt doch im wahren Glauben eher wieder zur Bekehrung und Rettung. Wer hingegen vom Glauben abfällt, von dem gilt das Wort an die Hebräer 6, 4-6: „Denn es ist unmöglich, diejenigen, welche einmal erleuchtet waren, die himmlische Gabe geschmeckt haben, und des heiligen Geistes teilhaftig geworden, zudem noch geschmeckt haben das vortreffliche Wort Gottes und die Kräfte der künftigen Welt – wenn sie dennoch abfallen, wieder zur Sinnesänderung zu erneuern.“ –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 1 Januar bis März, 1872, S. 224 – S. 229