Heiliger Johannes Chrysostomus Kirchenlehrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

27. Januar

Heiliger Johannes Chrysostomus – Kirchenlehrer

Der heilige Chrysostomus im Bischofsgewand steht vor dem Eingang der Kirche, begleitet von Gläubigen; vor ihm die Schergen der Kaiserin und sie selber auch, um den Heiligen gefangen zu nehmen und zu verbannen

Am heutigen Tage ehrt die griechische Kirche mit begeisterter Liebe ihren Chrysostomus. „Lasst uns in Liedern lobpreisen die goldene Posaune, die in himmlischen Klängen ertönt, das unerschöpfliche Meer der Heilslehren … bitte Christum, dass Er unsern Seelen große Barmherzigkeit gewähre!“

Johannes, zu Antiochia in Syrien um 347 geboren, stammte aus sehr vornehmer, reicher Familie. Seine Mutter Anthusa, schon mit zwanzig Jahren Witwe, bot ihre ganze Liebe und Frömmigkeit auf, um Geist und Herz des reich begabten Kindes bestens auszubilden. Johannes lohnte ihre Opfer durch glänzende Fortschritte und tadellose Sittenreinheit, wozu sein ebenbürtiger Mitschüler und Freund, der später so berühmte heilige Basilius, sehr viel beitrug.

Nach Vollendung der Studien trat er als Advokat auf, um nach und nach zu den höchsten Ämtern des Staates empor zu steigen. Dieser Durst nach weltlichem Ruhm entkräftete seinen religiösen Sinn und erweckte in ihm die Lust nach schlüpfrigen Theaterstücken und anderen Vergnügungen. Basilius rettete ihn aus dieser Gefahr durch sein herrliches Beispiel und begeisterte ihn für das Studium der Theologie.

Einundzwanzig Jahre alt zerriss Johannes kühn alle Bande, mit denen ihn die Welt zu fesseln suchte, verschloss sich in die häusliche Stille, fastete, durchwachte Nächte im Gebet, schlief sehr wenig, und zwar auf bloßer Erde, studierte die heilige Schrift und empfing – so vorbereitet – die heilige Taufe und die kirchliche Weihe zum Vorleser. Von da an trübte keine Makel mehr den Glanz seiner Tugend, und das spottende Gelächter seiner früheren Kameraden und Bekannten über seine Zurückgezogenheit verwandelte sich in Bewunderung.

Nach dem Tode der teuren Mutter begab er sich zu den Mönchen im nahen Gebirge, nahm vier Jahre lang an allen ihren Gebeten und Abtötungen Teil und lebte noch zwei Jahre ganz einsam in einer Höhle, nur dem Gebet und der Betrachtung obliegend, so dass er die ganze heilige Schrift auswendig wusste. Eine gefährliche Krankheit zwang ihn zur Rückkehr nach Antiochia.

Kaum war er genesen, so weihte der Bischof Flavian ihn zum Priester und übertrug ihm das Predigtamt in der Stadt. Zwölf Jahre predigte Johannes mit unbeschreiblichem Eifer und Erfolg; die siegreiche Gewalt seiner Beredsamkeit brachte die Herrschaft der Laster, die Schwelgerei der Großen, den Luxus der Frauen, den Geiz der Reichen, die Lauigkeit des Volkes zum Weichen, die heilige Gottesfurcht und die sittlichen Tugenden zum Aufblühen. Leute aus allen Ständen, Christen, Heiden, Juden strömten zu seinen Predigten, keine Kirche fasste die vielen Tausende, so dass er sehr oft seine Kanzel im Freien aufstellen musste. Die ganze Welt widerhallte vom Lob seiner Beredsamkeit und gab ihm den Ehrennamen Chrysostomus, das ist: Goldmund.

Als im Jahre 397 der Patriarch von Konstantinopel starb, wünschte der Kaiser Arkadius und das ganze Volk den Chrysostomus zum Nachfolger; dieser aber lehnte die Wahl entschieden ab. Nun bemächtigte man sich seiner Person durch eine List. Der kaiserliche Statthalter bat ihn, dass er ihn zu den „Gräbern der Märtyrer“ begleite. Johann stieg arglos zu ihm in den Wagen. Wie sie vor die Stadt hinauskamen, eilte der Wagen Konstantinopel zu und – der Heilige musste sich in den Willen Gottes ergeben.

Das sehr große, achtundzwanzig Provinzen umfassende Patriarchat war in kläglichem Zustand: die untergeordneten Bischöfe vielfach durch Irrglauben entzweit, die Geistlichkeit verweltlicht, der kaiserliche Hof von liederlichen Weibern beherrscht, das Sittenverderbnis des Volkes allgemein. Johannes ging festen Mutes an das große Werk, und zwar zuerst mit dem hell leuchtenden Beispiel seiner Heiligkeit; er lebte und wohnte höchst einfach, hielt nie Tafel, ging nie zu Gast, verwendete seine reichen Einkünfte zur Linderung fremder Not, arbeitete unermüdlich lehrend, tröstend, mahnend, strafend ohne Menschenfurcht – in heiliger Liebe.

Sich selbst strafte er einst an einem Sonntag damit, dass er das heilige Messopfer unterließ, weil er kurz vorher über einen Vorfall etwas ungeduldig geworden. Dem Kaiser, welcher auf Verlangen seines Ministers im Begriff stand, den Arianern eine katholische Kirche einzuräumen, sagte er kühn: „Nie werde ich es zugeben, dass die Christen aus der Kirche, in welcher sie das Lob des Sohnes Gottes singen, vertrieben werden, damit die Gottlosen darin seinen Namen lästern; du hast wohl über die Paläste, nicht aber über die Kirchen zu verfügen; es ist dir geziemender, das du Zepter und Reich verlässt, als dass du das Haus Gottes seinen Feinden überlieferst.“

Der Kaiserin Eudoxia, welche einst einer Witwe ihr Eigentum weggenommen und nicht zurückgeben wollte, versperrte er den Eintritt in die Kirche … Die Kaiserin wütete vor Zorn, ein Soldat schwang das Schwert über dem Heiligen, aber plötzlich erstarrte sein Arm. Johannes heilte ihn und erklärte den Freunden, die ihn zur Nachgiebigkeit mahnten: „Ich fürchte nur Gott und die Sünde.“

Während die Guten solche Tugendgröße und Hirtentreue in freudiger Bewunderung verehrten, entzündete sich der Hass der Bösen wider den Schützer des Rechtes zur offenen Gewalt. An ihre Spitze stellte sich Eudoxia und Theophilus, Patriarch von Alexandria. Durch Lüge und Verleumdung erschlichen sie vom Kaiser das Urteil, dass Chrysostomus aus der Stadt verbannt wurde. Das Volk bewachte Tag und Nacht den geliebten Vater in seiner Wohnung, bereit, mit Blut und Leben ihn zu verteidigen; erst nach drei Tagen zog es sich zurück.

Johannes verließ heimlich sein Haus und ging freiwillig in die Verbannung. Am folgenden Tag widerhallten die gefüllten Kirchen von Wehklagen, die ungemein belebten Straßen von Drohungen, ein wilder Aufruhr gärte, und in der Nacht verkündete ein furchtbares Erdbeben den Zorn des Allmächtigen. Der Angst gequälte Hof rief den hohen Verbannten zurück, und der Jubel des Volkes bewillkommnete ihn in einem nie gesehenen Triumph.

Doch die Freude des Friedens war nur von kurzer Dauer. Nach zwei Monaten ließ Eudoxia sich eine silberne Bildsäule vor der Sophienkirche errichten und die Aufstellung derselben mit ärgerlichen Spielen und Tänzen feiern. Chrysostomus tadelte in scharfer Rede diese frevelhafte Störung des Gottesdienstes. Die Rache der Kaiserin bewirkte seine zweite Verbannung nach Cucusus in Armenien.

Während dort Chrysostomus von der ganzen Christenheit die ehrendsten Huldigungen empfing und durch seine Reden wie durch seine Schriften und Briefe höchst segensreich wirkte, herrschte zu Konstantinopel Schrecken unter seinen Feinden; einige erkrankten an abscheulichen Geschwüren, andere verloren die Sprache, andere fielen in Raserei, Eudoxia starb eines unseligen Todes, die Sophienkirche und der Kaiserpalast brannten nieder, das Volk jammerte um seinen Vater.

Das Licht, welches von Chrysostomus aus dem elenden Cucusus in die Welt hinausstrahlte, wurde dem Neid seiner Feinde so unerträglich, dass sie dem willenlosen Kaiser einen neuen Befehl abnötigten, welcher den Heiligen an das Schwarze Meer verbannte, und die Soldaten, welche ihn dahin führten, bestachen, ihn so zu misshandeln, dass er den Strapazen bald erliege. Sie erreichten ihre Absicht.

Nach dreimonatlichem Marsch endigte dieses Opfer ihres Hasses zu Koman im Pontus; beim Herannahen des Todes zog Chrysostomus noch ein reines, weißes Kleid an, empfing die Kommunion, bezeichnete sich mit dem heiligen Kreuz, und mit dem Lieblingsspruch: „Gelobt sei Gott über alles!“ verstummte „der Goldmund“ 407 im dritten Jahr der Verbannung.

Am 27. Januar wurde seine Leiche in einem unbeschreiblichen Triumphzug nach Konstantinopel gebracht, und der Heilige mochte vom Sitz seiner Seligkeit herabblicken auf diese feierliche Huldigung, durch welche das ganze oströmische Reich ihm gleichsam eine Sühne brachte für alle Leiden, welche er hienieden zu erdulden gehabt hatte. Seine so kostbaren Schriftwerke füllen in der Benediktiner-Ausgabe dreizehn große Foliobände. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 65 – S. 67

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