Heiligenkalender
27. September
Der heilige Elzear und seine Gemahlin Delphina
Der heilige Elzear (Eleazar), Graf von Ariano im Königreich Neapel, im Jahre 1285 geboren, stammte von dem berühmten Grafengeschlecht von Sabran im Bistum Apte (Provence, Frankreich). Er wurde von Kindheit an von seiner frommen Mutter in der Furcht Gottes erzogen und später unter der Leitung seines Oheims, des Abtes Wilhelm von Sabran, im Kloster zu St. Victor in Marseille in den Wissenschaften unterrichtet und zu allen Tugenden angeleitet.
Auf Befehl Carl II., König von Sizilien, musste er sich frühzeitig mit Delphina, Gräfin von Glanderès, verehelichen. Diese liebte und übte ebenso sehr die Tugend wie Elzear. Als nach der Trauung sich Delphina mit Elzear allein sah, eröffnete sie ihm, daß sie zu dieser Heirat gezwungen worden sei; sie wünschte aus Liebe zu Jesus und zur Keuschheit die jungfräuliche Reinigkeit in der Ehe zu bewahren und Gott zu geloben, wenn er es erlaubte. Elzear willigte gern in ihren frommen Entschluss ein und machte das gleiche Gelübde. Beide lebten in unversehrter jungfräulicher Reinigkeit bis an ihr Ende. Die Mittel, deren sie sich bedienten, waren das heilige Gebet, der öftere Empfang der heiligen Sakramente, die beständige Abtötung des Fleisches und der äußeren Sinne und eine kindliche Andacht zur jungfräulichen Mutter Gottes Maria. Hierdurch gelangten sie so weit, daß sie nicht allein von allen Versuchungen wider die Reinigkeit frei blieben, sondern aus dem frommen, ehrbaren Umgang miteinander nur desto mehr zur Liebe der Reinigkeit angeeifert wurden.
Die jungen Eheleute lebten auf dem Schloss Ansuin ihres Großvaters. Da hat in Elzear, der jetzt das 20. Jahr erreicht hatte, um die Erlaubnis, mit seiner Gemahlin das ihm eigens zugehörige Schloss Pui-Michel beziehen zu dürfen. Dort richtete er seine Haushaltung so ein, daß sie mehr einem Kloster, als einer gräflichen Hofhaltung glich. Seinen Bedienten und anderen Hausgenossen schrieb er folgende denkwürdige Regeln vor:
Sie sollten täglich der heiligen Messe beiwohnen; wöchentlich einmal beichten und an den Hauptfesten die heilige Kommunion empfangen und ein keusches, reines Leben führen. Damit aber alle desto leichter sich zur Beobachtung derselben entschlossen, ging er ihnen in allen Punkten mit seinem Beispiel voran. Beide Ehegatten waren Mitglieder und Zierden des 3. Ordens des heiligen Franz von Assisi.
Täglich lud der fromme Graf zwölf Arme, unter denen auch bisweilen Aussätzige sich befanden, zu sich, reichte ihnen persönlich Speise und Almosen und wusch ihnen dann die Füße. Einst besuchte er ein nahe gelegenes Siechenhaus. In diesem traf er unter anderen sechs Aussätzige an, deren bloßes Ansehen Ekel und Graus verursachte Elzear tröstete sie, beschenkte sie mit einem reichlichen Almosen und küsste sie sogar auf das Liebreichste. Gott befreite dadurch auf der Stelle alle, die der Graf geküsst hatte, von dem Aussatz. Zur Zeit einer großen Teuerung und einreißenden Hungersnot leerte Elzear seinen ganzen Speicher zum Besten der Armen. Als er einst Geschäfte halber verreiste, fingen einige Untertanen an, sich wieder ihn aufzulehnen. Nach seiner Zurückkunft fürchteten die Unruhestifter ihre Strafe. Allein der heilige Graf befreite sie von derselben und verzieh ihnen ihr böses Verfahren, wodurch er gänzlich ihre Herzen gewann.
Ein anderes Mal übte er aber strenge Gerechtigkeit, weil er das Böse ebenso wenig ungestraft, als das Gut unbelohnt lassen wollte. König Robert hatte ihn gebeten, das Amt eines Präsidenten des Hofrates zu Neapel auf sich zu nehmen, bis er wieder von einer Reise zurückkäme. Elzear tat es, zeigte aber in diesem Amte die Liebe zur Gerechtigkeit. Kein Ansehen der Person, keine angebotenen Geschenke konnten ihn von dem abwendig machen, was er als billig und recht erkannte. Einer riet ihm, gewisse Geschenke anzunehmen, und meinte, der Graf könne solches mit gutem Gewissen tun. „Es ist wahr“, sagte Elzear, „diese Geschenke kann ich mit gutem Gewissen annehmen; allein von dem, was man mit gutem Gewissen annehmen darf, kommt man gar leicht zu dem, was man nicht mit gutem Gewissen annehmen kann.“
Nach dem Tode seines Vaters sah sich Elzear genötigt, ins Königreich Neapel zu ziehen, um die Grafschaft Ariano in Besitz zu nehmen. Von hier schrieb er in einem Brief an sie selige Delphina: „Besuche oft Jesus im Altarsakrament, und kehre in sein hl. Herz ein; dort ist mein Aufenthalt, wo du mich allzeit findest.“
So unschuldig und heilig Elzear immer lebte, wollte ihn doch Gott der Herr mit verschiedenen Trübsalen und Verfolgungen heimsuchen. In diesen sah man ihn aber nie verzagt, nie unzufrieden. Er nahm seine Zuflucht zu den heiligen Wunden Christi und zu Schutze der göttlichen Mutter. Da fand er allzeit Trost und Stärke. Im Jahre 1323 wurde Elzear als Gesandter an den kgl. Hof in Frankreich abgeordnet und erkrankte zu Paris. Kein Arzt hielt die Krankheit für gefährlich; dennoch verlangte der heilige Graf einen Priester. Bei diesem legte er eine Generalbeichte ab und empfing die heilige Kommunion. Während der Krankheit ließ er sich täglich etwas aus dem Leiden Christi vorlesen. Die letzte Ölung begehrte er, da er noch bei voller Besinnung war. Als der Priester zu den Worten kam: „Durch dein Kreuz und Leiden erlöse uns, o Herr!“ rief der heilige Mann mit vernehmlicher Stimme. „Dieses ist meine Hoffnung; mit dieser will ich sterben!“
Vor seinem Ende bestand er noch einen schweren Kampf, den man äußerlich an seinem Angesicht bemerkte. Nach einiger Zeit rief er: „Groß ist die Macht der bösen Geister; aber die Kraft und Verdienste Jesu Christi haben selbe entkräftet und vernichtet.“ Bald darauf: „Ich habe überwunden. Gott sei Lob! Ich habe gänzlich überwunden.“ Als er dies gesagt hatte, wurde sein Angesicht wieder ganz heiter, ja es schien einen himmlischen Glanz von sich zu geben, welcher so lange dauerte, bis er seine Seele in die Hände seines Schöpfers übergeben hatte im Jahre 1323 den 27. September. Sein Leichnam wurde im 3. Ordenskleid zuerst in Paris beigesetzt, dann nach Apt übertragen. Papst Urban V. sprach Elzear 1369 heilig. (*) –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 771 – S. 773
(*) Papst Urban V. erhob ihn auf den Altar in demselben Jahr (1369), in welchem Delphina am 26. September ihr seliges Leben mit der süßesten Freude beschloss, daß ihr Gemahl als Heiliger von der Kirche anerkannt sei. Beide Gatten ruhen in der Franziskanerkirche zu Apt. (Bitschnau, S. 717)