Heiligenkalender
9. Januar
Die heiligen Eheleute Julian und Basilissa
Unter die berühmtesten Blutzeugen Christi wird der heilige Julian gezählt, welcher zu Antiochia in Syrien von christlichen Eltern geboren und in aller Frömmigkeit erzogen wurde. Aus Liebe zu Jesus und zu Keuschheit gelobte er schon in jungen Jahren die jungfräuliche Reinigkeit. So wuchs er in Gottseligkeit zum Jüngling heran; nun drangen die Eltern in den Sohn, er möge sich verehelichen. Da kam eine tiefe Betrübnis über Julian; er wollte weder sein Gelübde offenbaren und brechen, noch auch den Eltern ungehorsam sein. In solcher Not verlangte er Bedenkzeit von sieben Tagen und rief während derselben unablässig zu Gott um Erleuchtung und Erkenntnis dessen, was er zu tun hätte. In der siebenten Nacht wurde ihm im Schlaf bedeutet, er solle den Eltern gehorchen; Gott werde wegen des gemachten Gelübdes Sorge tragen, damit es unverletzt bleibe. Julian, ganz getröstet, zeigte den Eltern an, daß er bereit sei, nach ihrem Willen in den Ehestand zu treten. Bald darauf folgte die Verlobung und die Verehelichung selbst mit Basilissa, einer wegen Tugend und Reichtum in der ganzen Stadt berühmten Jungfrau.
Am Tage der Hochzeit, als beide Eheleute nach geendigtem Hochzeitsmahl in das ihnen bestimmte Zimmer traten, merkte Basilissa einen unaussprechlich lieblichen Geruch von Rosen und Lilien. Sie verwunderte sich, weil es Winterszeit war, wo man dergleichen Blumen nicht haben konnte; darum fragte sie ihren Bräutigam Julian, woher denn dieser Geruch komme, und was er bedeute? Julian antwortete ihr: „Dieser Geruch kommt von Christus dem Herrn, der unter den Lilien Welt und ein Liebhaber der Reinigkeit ist, auch denjenigen eine besondere Belohnung in dem Himmel erteilt, die ihm zu Liebe die beständige Keuschheit bewahren.“ Hierauf entdeckte er ihr sein gemachtes Gelübde und fragte sie, ob sie nicht auch dasselbe tun wolle? Basilissa, innerlich ganz bewegt, sank auf ihre Knie und gelobte, mit ihrem Ehegemahl in jungfräulicher Reinigkeit zu leben. Sobald dieses geschehen, wurde das ganze Zimmer mit himmlischem Glanz erfüllt. Christus der Herr und seine jungfräuliche Mutter würdigten sich, sichtbar zu erscheinen und beide Eheleute ihres Beistandes zu versichern. Diesen Beistand verspricht Jesus durch das Konzil von Trient noch immer allen, die in beständiger Enthaltsamkeit leben wollen, was nach Tertullian in den ersten christlichen Jahrhunderten viele Eheleute getan haben. Dies ist aber nur ein Rat, keineswegs eine Pflicht. Es ist sogar nicht zu empfehlen, ein solches Beispiel nachzuahmen ohne besondere Erleuchtung von Gott. Julian und Basilissa brachten die ganze Nacht in Danksagung und im Lob Gottes zu; das gemachte Gelübde aber hielten sie, so lange sie lebten, ganz unverletzt. Nach dem Tod ihrer Eltern teilten sie ihre Erbschaft unter die Armen und erbauten zwei Häuser für jene, welche in jungfräulicher Reinigkeit Gott dem Herrn zu dienen verlangten: eines für das männliche und das andere für das weibliche Geschlecht. In das erste begab sich Julian, in das andere Basilissa, und beide führten einen tugendhaften, ja heiligen Lebenswandel.
Nach einigen Jahren, als die Kaiser Diokletian und Maximian die Verfolgung der Christen im Orient erneuerten, kamen Julian und Basilissa in große Angst ihrer Untergebenen wegen; daher flehten sie inständig zu Gott um Gnade und Stärke für sich und die bei ihnen in beständiger Keuschheit Lebenden in der bevorstehenden Verfolgung. Der gütige Gott zeigte der heiligen Basilissa in einem Gesicht alles, was sich während der Verfolgung besonders mit ihrem jungfräulichen Gemahl Julian zutragen würde; deutete ihr zugleich an, daß sie mit allen untergebenen Jungfrauen noch vor Anfang der Verfolgung zu Antiochia durch einen ruhigen Tod in den Himmel würde abgerufen werden. Dies alles erzählte sie dem Julian, der sich zu dem bevorstehenden Kampf vorbereitete, welcher einige Jahre nach dem Tode der Basilissa erfolgte. Julian empfing nach vielen Leiden aus Liebe zu Jesus die Martyrerkrone mit Celsus, einem Kind, Natonius, einem Priester, Anastasius und Marcionilla, der Mutter Celsus, und anderen am 9. Januar 303. Der Verehrungstag beider Heiligen ist der 9. Januar. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 25 – S. 26