Heiliger Wolfgang Bischof von Regensburg

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

31. Oktober

Der heilige Wolfgang Bischof von Regensburg

Die Kirche Deutschlands feiert heute freudig das Andenken eines ihrer ruhmreichen Fürsten, welche im Mittelalter durch ihre Gottesfurcht und Menschenliebe, durch ihre Wissenschaft und Tatkraft sich unsterbliche Verdienste um das Wohl der Völker in weiten Kreisen erworben haben.

Geboren um das Jahr 920, stammte Wolfgang aus einer adeligen Familie des Schwabenlandes und empfing seine erste Ausbildung in den Wissenschaften bei den Benediktinern des Klosters Reichenau bei Konstanz. Hier schloß er innige Freundschaft mit Heinrich, einem ausgezeichneten, jungen Edelmann, dessen Bruder Bischof von Würzburg war. Dieser hatte in seiner Residenz eine höhere Schule gestiftet und an dieselbe den berühmten Lehrer Stephan aus Italien berufen. Die beiden jungen Freunde besuchten nun die aufblühende Schule in Würzburg und wurden von Stephan mit Freuden begrüßt. Wolfgang machte in den Studien solche Fortschritte, daß er in wenigen Jahren den Ruhm seines Lehrers verdunkelte, aber dadurch dessen Stolz so sehr erbitterte, daß er ihm den ferneren Zutritt zu seinen Vorlesungen verbot. Der fromme Jüngling, erschrocken ob der Gefahr des Wissensstolzes, schloß sich um so inniger an Gott an, verlegte sich ganz auf das Studium der heiligen Schrift und machte sich mit dem Gedanken vertraut, die Welt zu verlassen und in klösterlicher Verborgenheit sich dem Dienste Gottes zu weihen. Allein sein Freund Heinrich, der inzwischen den Ruf auf den erzbischöflichen Stuhl von Trier erhalten hatte, bestürmte ihn mit Bitten, ihm dahin zu folgen und seine Talente dem Wohle der heiligen Kirche zu widmen; er bot ihm ehrenvolle Auszeichnungen an.

Wolfgang bewährte die Treue seiner Freundschaft, schlug alle Angebote aus und übernahm nur die Leitung der Domschule. Er unterrichtete die zahlreichen Jünglinge in den freien Künsten ohne Besoldung und bereicherte sie mit den Schätzen seiner Wissenschaft und Frömmigkeit. Seine opferwillige Liebe zur Jugend, die er nicht bloß an Geist und Herz vortrefflich ausbildete, sondern auch, da er selbst streng fastete, mit seinen Ersparnissen unterstützte, gewann ihm hohe Achtung, so daß er sich nicht mehr länger weigern konnte, das Amt eines Dekans über die Geistlichkeit anzunehmen. Und dank seinem Eifer und seiner Klugheit war er so glücklich, unter ihnen das gemeinschaftliche Leben wiederum einzuführen, die gesunkene Zucht und Ordnung zu heben und in ihnen den priesterlichen Geist und die Liebe zum Gebet und Studium zu beleben.

Nach dem frühen Tode des Erzbischofs Heinrich im Jahre 964 eilte Wolfgang, so sehr sich der Erzbischof Bruno von Köln auch bemühte, ihn für seine Diözese zurück zu behalten, in seine Heimat, um seinen teuren Eltern Lebewohl zu sagen und dann in Einsiedeln um das Ordenskleid des hl. Benedikt zu bitten. Der Abschied von den Seinigen wurde ihm sehr erschwert: die Eltern bestürmten das Herz ihres Kindes mit Bitten und Tränen, er möge doch seinen Adel und seine Kenntnisse nicht in dem Dunkel eines „finstern Waldes“ vergraben, sondern pflichtschuldig den erlöschenden Glanz und den zerfallenden Wohlstand ihres Hauses wieder herstellen. Mit Tränen in den Augen erinnerte Wolfgang sie an die Worte Jesu: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als Mich, der ist Meiner nicht wert.“ Er küßte die Seinigen zum Abschied und eilte dann nach Einsiedeln, wo er freundliche Aufnahme fand.

Nach dem Noviziat legte er die Ordensgelübde ab in die Hände des im Rufe der Heiligkeit stehenden Abtes Gregor und wirkte einige Jahre an der Klosterschule. Der Ruf seiner seltenen Gelehrsamkeit zog viele Jünglinge an, unter seiner Leitung die göttliche Wissenschaft und das kirchliche Recht zu studieren. Der in ganz Europa berühmte Bischof Ulrich von Augsburg, welcher öfters zum marianischen Gnadenthron nach Einsiedeln wallfahrtete und Wolfgang`s Tugenden schätzen lernte, erteilte ihm die Priesterweihe. Bald darauf zum Prior erwählt, begeisterte er seine Brüder mehr durch die Macht seines Beispiels als durch seine Ermahnungen zum beharrlichen Streben nach der klösterlichen Vollkommenheit.

Um das Jahr 971 suchte der eifrige Bischof Pilgrim von Passau Missionare für Ungarn und bat den Konvent von Einsiedeln um Hilfe. Wolfgang erklärte sich dazu bereit, und der Abt gab ihm den heiligen Segen. Er zog mit Pilgrim nach Ungarn. Sie bekehrten dort fünftausend Bewohner zum Christentum, stießen aber dann auf unbesiegbare Hindernisse, so daß sie nach Passau zurückkehren mussten. Kaiser Otto II. beeilte sich, den geschätzten Wolfgang auf den verwaisten Bischofssitz von Regensburg zu erheben und vom Abt des Klosters Einsiedeln die Zustimmung zu dieser Wahl zu erhalten.

In Demut sich dem Willen Gottes unterwerfend, eröffnete der neue Bischof seine Hirtentätigkeit mit Beweisen der großherzigsten Uneigennützigkeit und der edelmütigsten Hingebung zum Wohle der Gläubigen. Die Diözese Regensburg, welche damals das Donautal und fast ganz Böhmen umfaßte, schien für einen Oberhirten zu ausgedehnt, es sollte deshalb zu Prag ein neues Bistum errichtet werden. Wolfgang trat bereitwillig Böhmen ab und verzichtete ohne Entschädigung auf alle dort liegenden Besitzungen und erworbenen Zehntrechte. Ferner hatten seine Vorgänger schon über hundert Jahre lang das reiche Kloster St. Emmeram in Regensburg als Äbte verwaltet, dessen Güter zu ihrem Haushalt gebraucht und die Klosterzucht verkümmern lassen. Wolfgang gab ihnen einen eigenen, trefflichen Abt, versah sie mit den nötigen Gütern und ermöglichte so eine mustergültige Ordnung.

Die Ausrottung der Missbräuche in den beiden Frauenklöstern zu Ober- und Nieder-Münster in Regensburg wollte ihm nicht gelingen. Deshalb errichtete er ein neues Nonnenkloster bei St. Paul, das ein leuchtendes Muster von Frömmigkeit und Tugend wurde. Die Folge war, daß die Nonnen in den beiden andern Klöstern die Schande der Unverbesserlichkeit nicht länger mehr tragen wollten und die Ordnung bei St. Paul willig annahmen. Nicht minder bekümmert war er um die Würdigkeit der Geistlichen und um das Gedeihen der Schulen. Er besuchte wiederholt alle Ortschaften seiner Diözese, prüfte genau den religiösen Zustand der Priester und Gläubigen und predigte selbst das Evangelium mit wunderbarer Einfachheit und Salbung. Die äußerste Sparsamkeit in seinem eigenen Haushalt, und der Segen Gottes machten es ihm möglich, den armen und Kranken immer ein sehr freigebiger Vater zu sein. Deshalb wurde dieser wahrhaft große Mann von allen Ständen weit umher mit Ehrfurcht gesegnet und gepriesen.

Die ganze Schönheit der bischöflichen und fürstlichen Tugenden strahlte vom hl. Wolfgang aus im Jahre 982, als der ehrgeizige Herzog Heinrich II. von Bayern sich wider Kaiser Otto II. empörte und einen Krieg um die Reichskrone herauf beschwor. Als Fürst von Regensburg blieb er dem Kaiser treu, und als priesterlicher Vater wollte er seine Untertanen vor den Gräueln des Krieges bewahren. Deshalb verbarg er sich heimlich, nur von einem Laienbruder begleitet, in einer Felsenhöhle des Falkensteins bei Salzburg, und lebte dort wie ein Einsiedler der alten Zeit von harten Brot und dürren Kräutern. Eines Tages verschwand der Laienbruder, und der schon wohl bejahrte Bischof war genötigt, sich den Menschen zu nähern. Unschlüssig, wo im bewohnten Tal er sich niederlassen wolle, betete er vol vertrauen zu Gott, warf dann mit aller Kraft das Handbeil gegen den Obersee hinab und gelobte, dort, wo er es finden werde, eine Hütte zu bauen. Er fand es weit weg am Seeufer bei einem Felsen und baute dort mit Hilfe der Anwohner eine Klause und eine kleine Kapelle. Hier lebte er fünf Jahre dem Gebet und den geistlichen Werken der Barmherzigkeit, bis er von einem Jäger erkannt und dem Domkapitel in Regensburg verraten wurde. Sogleich wurde er von Abgeordneten heimgeholt und vom Volk mit Freudentränen empfangen.

Wolfgang weidete nun wieder seine Herde in hingebender Liebe und erwarb sich reiche Verdienste um ganz Bayern, insbesondere dadurch, daß er die Erziehung der vier Kinder des Herzogs übernahm und mit dem besten Erfolg ausführte. Im Jahre 994 nötigten ihn Geschäfte zu einer Reise nach Pechlarn in Unter-Österreich. Schon unterwegs bei Pupping, zwischen Passau und Linz, zwang ihn ein Fieber, Halt zu machen und in der dortigen Kirche die heiligen Sterbesakramente zu empfangen. Viele Leute strömten herbei, um den berühmten heiligen Bischof zu sehen. Die Kirchendiener wollten den Zudrang abwehren; der hohe Kranke aber sprach: „Lasset sie nur herein: Das Sterben ist keine Schande, da auch der Herr des Lebens sich nicht geschämt hat, für die Sünden der Welt nackt am Kreuze zu sterben. Es ziemt sich, daß ein Bischof öffentlich hinscheide, damit Jedermann selbst sehe, was er in seinem Leben zu meiden und in seinem Tode zu fürchten habe. Möge Gott mir armem Sünder jetzt und Allen zu ihrer Zeit gnädig sein!“ Alsdann schloß er seine Augen zur ewigen Ruhe am 31. Oktober 994. Papst Leo IX. bestätigte feierlich 1052 seine Verehrung als Heiliger, welche schon mit seinem Tode begonnen hatte. Die Kirche St. Emmeram, wo seine Reliquien aufbewahrt werden, die Klausen an dem Obersee und auf dem Falkenstein, die er durch sein Einsiedlerleben geheiligt hat, sind heute noch besuchte Wallfahrtsorte. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 809 – S. 811

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