Heiliger Benno Bischof von Meißen

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

16. Juni

Der heilige Benno steht auf der kleinen Treppe zur Kirchentür, in der rechten Hand hält er einen Fisch; vor ihm kniet eine Frau, neben ihr steht ein Kanbe und an der Kirchenmauer ein Mauer; hinter dem Bischof stehen zwei junge Männer in geistlicher Tracht, der eine hält den Bischofsstab.

Der heilige Benno Bischof von Meißen

Im Jahre 1027 kniete am Sterbebett des hl. Bernwart, Bischofs von Hildesheim, ein blühender Jüngling, drückte dessen Hand an seine Lippen und benetzte sie mit Dankestränen. Der Sterbende legte die nasse Hand auf des Jünglings Haupt und begann: „Mein Sohn, du siehst, wie ich seit Jahren leide; aber wir können zu Gott nicht anders gelangen, als durch viele Trübsal. Wenn nun schon die gottesfürchtigen harte Mühsale zu leiden haben, wie wird es den gottlosen ergehen? Bedenke dies wohl und folge meinem Rat: fliehe die Welt; denn sie ist voll Not, Angst, List, Unruhe und Bosheit: habe stets Gott vor Augen, fürchte und meide böse Gesellen, horche auf deinen Lehrer, ehre und liebe ihn als deinen Vater.“ – Diese schönen Worte fielen segensreich in das fromme Herz des hoffnungsvollen Benno, Grafen von Bultenberg, der mit seinem vortrefflichen Lehrer, dem Abt Wiger, gekommen war, um den letzten Segen des heiligen Freundes und Gönners zu empfangen. Benno trat sogleich in das Benediktinerkloster St. Michael zu Hildesheim, widmete sich mit jugendlicher Begeisterung der Tugend und Wissenschaft, wurde Doktor der Theologie und erst zweiunddreißig Jahre alt, schon zum Abt des Klosters erwählt; doch die Macht seiner Bitten und Tränen siegte so, daß nach drei Monaten die Mitbrüder einen andern Abt wählten und ihn seiner einsamen Zelle zurück gaben.

Damals baute Kaiser Heinrich III. die prächtige Kirche zu Goslar, errichtete dabei ein Chorherrenstift und wollte es mit den gelehrtesten und frömmsten Priestern des Reiches besetzen. Unter Andern berief er auch den Benno; dieser jedoch weigerte sich, diese Ehre und Würde anzunehmen, bis Papst Leo IX., welcher die neue Kirch von Goslar 1049 selbst weihte, diese Stelle anzunehmen ihm befahl. Benno wirkte hier 17 Jahre lang unbeschreiblich viel Gutes durch seine Gelehrsamkeit, Gottesliebe und Freigebigkeit, mit der sein reiches Erbgut nebst den Einkünften verteilte.
Propst dieses Stiftes war der berühmte Hanno, der später den erzbischöflichen Stuhl von Köln mit seiner Heiligkeit, und das deutsche Reich während der Minderjährigkeit Heinrich`s IV. mit seiner Staatsweisheit erleuchtete. Er lebte mit Benno in heiliger Freundschaft und schätzte diese Perle gar hoch. Deshalb war er es, der die Wahl Benno`s zum Bischof von Meißen in Sachsen mit vollem Eifer betrieb und die Demut des Gewählten zur Annahme des Hirtenstabes zwang.

Benno rechtfertigte vollkommen das in ihn gesetzte Vertrauen. Mit erleuchteter Klugheit verbesserte er Zucht und Ordnung bei den Priestern und dem Volk, mit rastlosem Eifer besuchte er alle Teile seiner Diözese, überall seine Wohltaten spendend. Dem Eifer und der Güte seines Herzens gelang es, sehr viele noch heidnische Sachsen zu bekehren. Die Neubekehrten hatten eine solche Anhänglichkeit an ihren geistlichen Vater, daß sie in großen Zügen zu ihm nach Meißen kamen, um ihn zu sehen und zu hören.

Aus diesem schönen Friedenswerk wurde Benno plötzlich heraus- und in die Trübsale des Krieges hinein gerissen. Die Sachsen empörten sich gegen die scheußliche Grausamkeit des Kaisers Heinrich IV. Benno beteiligte sich in keiner Weise daran, kam aber doch beim Kaiser in Verdacht, weil er ihm wegen seiner Armut keine Hilfstruppen gesendet hatte. Heinrich IV. überfiel ihn in Meißen, zerstörte seine Residenz, plünderte das Bistum und nahm den Bischof gefangen. Um diese Zeit begann der traurige Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst. Gregor VII. sprach den Bann aus über Heinrich IV.; dieser berief die Bischöfe Deutschlands nach Worms, um durch sie den Papst abzusetzen. Um Sachsen für sich zu gewinnen, ließ Heinrich die Gefangenen frei: Allein Benno ging nicht nach Worms, sondern dorthin, wo das recht und die Wahrheit war, zum Papst nach Rom. Vor seiner Abreise gab er den zwei treuesten Domherren die Kirchenschlüssel mit dem Befehl, dieselben in die Elbe zu werfen, falls er exkommunizierte Kaiser und sein Anhang den Dom würden betreten wollen.

Als der Kaiser nach langem Toben zum Nachgeben gezwungen worden, kehrte Benno als unbekannter Reisender nach Meißen zurück. In dem Rachen des Fisches, der ihm zum Mittagessen aufgetragen wurde, fanden sich, wie die Überlieferung meldet, die Schlüssel zur Domkirche; die Sache erregte Aufsehen, man erkannte den geliebten Bischof. Geistlichkeit und Volk strömte jubelnd herbei und führte den teuren Vater triumphierend in die Kirche. Nun arbeitete der Heilige wieder mit aufzehrender Anstrengung n dem Wohle seiner Diözese, heilte die Wunden des Krieges und des kaiserlichen Ärgernisses nach Möglichkeit und predigte den Slawen das Evangelium mit bestem Erfolg, der von seinen vielen Wundern wesentlich befördert wurde.

Aber die Last der 96 Lebensjahre zwang ihn, die Arbeit jüngeren Kräften zu überlassen, sich in die Einsamkeit nach Naumburg zurück zu ziehen und auf den nahen, ihm geoffenbarten Tod vorzubereiten. Umgeben von der Liebe und Verehrung der Priester und des Volkes, die der Heilige noch mit der rührendsten Zärtlichkeit zur Standhaftigkeit ermunterte, beschloß er sein tatenreiches Leben am heutigen Tage 1106.

Er, der schon im Leben durch Wundertaten und Weissagungen glänzte, wurde nach dem Tode durch unzählige Wunder Wunder an seinem Grabe noch berühmter. Papst Hadrian VI. setzte ihn 1523 in das Verzeichnis der Heiligen. Als Meißen vom katholischen Glauben abfiel, rettete Herzog Albert V. 1576 die Reliquien des hl. Benno nach München in die Frauenkirche, wo wieder viele Wunder geschahen. Seit dieser Zeit wird der hl. Benno als Patron Bayerns und seiner Hauptstadt verehrt. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 460-461

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