Heiliger Kilian Bischof und Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

Der heilige Kilian und sein Gefährte werden in der Kirche meuchlerisch überfallen und ermordet; währen der heilige Kilian schon tot ist, wird der Gefährte, der noch das Kreuz in der Hand hält, gerade mit einem Messer umgebracht. Die haßerfüllte Frau mit Namen Geilana weist die Mörder an

Der heilige Kilian Bischof und Märtyrer

Apostel der Franken

Während an den Ufern der Donau und des Rheines die Gnadensonne des heiligen Evangeliums schon längst die Völker milde beleuchtete, ihre Herzen heiligte und ihre Sitten veredelte, lag das innere Deutschland noch in der Finsternis heidnischen Dämonen-Dienstes und trostloser Barbarei. Denn die germanischen Stämme schlossen sich so von einander ab, daß ein einheimischer Glaubens-Prediger bei Nachbarn kaum eine friedliche Aufnahme gefunden hätte. Aber die göttliche Barmherzigkeit wußte für diese Heiden einen Apostel zu finden im weit entfernten Irland. Dort lebte Kilian, der Sohn vornehmer Eltern; er genoß in einem Kloster eine vortreffliche Erziehung des Geistes und Herzens.

Da machten eines Tages die Worte Jesu: „Wer Mir nachfolgen will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge Mir nach“ (Matth. 16), einen so wunderbaren Eindruck auf ihn, daß er sich fest entschloss, das Vaterland zu verlassen und den Heiden Jesum Christum zu verkünden. Unter den Segenswünschen der Ordensgemeinde ruderte er, von elf Gefährten begleitet, nach Frankreich. Dort trennten sich neun von ihm – die Geschichte sagt nicht, wohin sie zogen. – Kilian mit dem Priester Kolonan und dem Diakon Totnan durchwanderte Austrasien und kam um das Jahr 686 zum Bergschloss Würzburg am linken Mainufer, wo zu jener Zeit Gosbert, der Herzog von Thüringen, residierte und mit seinem Volk die Göttin Diana verehrte. Die Gegend gefiel den drei Missionaren sehr wohl, obschon dichte Wälder sie bedeckten, aber noch besser die gemütsreichen Bewohner, in denen sie herrliche Anlagen zu allen schönen Tugenden fanden. Voll des Verlangens, diesen armen Leuten, die von Jagd und Fischerei sich kümmerlich nährten, die Wohltat der göttlichen Erlösung zuzuwenden, eilten sie nach Rom, um vom apostolischen Stuhl die Sendung und Vollmacht zur Verkündigung des Evangeliums zu erlangen. Denn sie ehrten den Ausspruch des Apostels: „Wie dürfen sie predigen, wenn sie keine Sendung haben?“ (Röm. 10,15)

Kilian fand beim Papst Conon väterliche Aufnahme, legte ihm sein Glaubens-Bekenntnis und seinen Plan vor und erhielt von ihm gerne die Bewilligung und den apostolischen Segen. Es ist wahrscheinlich, daß Kilian bei diesem Anlass vom Papst zum Bischof geweiht wurde. Nach Würzburg zurück gekehrt widmete Kilian sich einige Tage gänzlich dem Gebet, der Betrachtung und strenger Buße, und begann dann im Namen Gottes das große Werk. Mit herzlichstem Wohlwollen nahte er dem Volk: mit heiliger Kraft verkündete der die göttlichen Wahrheiten des selig machenden Glaubens und die milden Gesetze des christlichen Lebens. Den Eindruck seiner Worte vermehrten die Wunder, die er an Kranken wirkte, und die liebevolle Heiligkeit, mit der er unter ihnen wandelte, und wohl auch die weisen Anleitungen, wodurch er ihre Tätigkeit regelte, ihre Aufmerksamkeit dem Land- und Ackerbau zuwendete und ihren häuslichen Wohlstand ermöglichte. In großer Anzahl begehrten sie die heilige Taufe. Herzog Gosbert beobachtete aufmerksam und nicht ohne Wohlgefallen das Wirken dieser Fremdlinge, ließ Kilian an den Hof kommen und hörte seine Predigten an. Der Erfolg war ein sehr günstiger: viele adelige Thüringer traten mit dem herzog ein in die Kirche des ewigen Heiles und bestrebten sich mit ernster Treue, ihr Leben mit den Lehren der neuen Religion in Einklang zu bringen.

Nachdem Gosbert im christlichen Leben befestigt war, bat ihn Kilian, daß er aus Liebe zu Gott und zum Vorbild für das Volk seine, nach dem christlichen Gesetz unerlaubte Ehe mit Geilana auflöse – er hatte nämlich nach altem Brauch der Deutschen die Witwe seines Bruders geheiratet. Der Herzog erklärte sich bereit zu diesem schweren Opfer mit den schönen Worten: „Hab` ich bisher mit der Gnade Gottes Vieles zu verlassen vermocht, was meinem herzen lieb war, so werde ich mit derselben Gnade mich auch von meiner geliebten Gattin losreißen können, wenn ich sie ohne Sünde nicht länger behalten darf. Sobald ich von dem Feldzug, den ich jetzt unternehmen muss, zurückkehre, werde ich die Scheidung gewissenhaft vollziehen.“

Als Geilana von der Absicht des Gatten Kunde erhielt, loderte glühender Haß gegen den heiligen Bischof in ihrem stolzen Herzen auf: Rache schwur sie, blutige Rache dem, der ihr die Schande der Verstoßung bereiten wollte. Die Abwesenheit des Herzogs war ihr ganz erwünscht. Eiligst kaufte sie mit Gold und Versprechungen zwei Hofdiener; diese drangen um Mitternacht in die Wohnung der drei Missionare ein, die gerade in andächtigem Psalmen-Gesang dem allerhöchsten Herrn das Opfer des Lobes und der Anbetung darbrachten, ermordeten die Betenden und warfen ihre Leiber mit Allem, was sie hatten, Kreuz, Kelch, Bücher, Kleider… in eine Grube, damit keine Spur mehr von ihnen übrig bleiben sollte. Als Gosbert heim kehrte und sogleich fragte: „Wo sind die heiligen Männer, daß ich sie mit einem Teil meiner Beute beehren kann?“ erwiderte Geilana bedauernd: „Sie sind schon längere Zeit nicht mehr hier; sie werden wahrscheinlich in einer andern Gegend das heilige Evangelium predigen.“ Besseren Aufschluss gab ihm die Gerechtigkeit Gottes. Der eine der Mörder verfiel in Raserei, lief durch die Räume des Schlosses und die Straßen der Stadt und jammerte: „O Kilian, wie schrecklich verfolgst du mich! Mit Feuer brennst du mich, mit meinem Schwert, das mit deinem Blutgefärbt ist, drohst du mir!“ dabei zerfleischte er sich selbst. Der andere, ebenfalls von der Verzweiflung ergriffen, stürzte sich in das eigene Schwert, mit dem er die Märtyrer getötet. Auch Geilana starb im Wahnsinn eines unglücklichen und schrecklichen Todes.

Die heiligen Leichen wurden erst nach fünfzig Jahren vom heiligen Bischof Burkhard aufgefunden und in der Marienkirche auf der Herzogsburg feierlich beigesetzt; bald aber in die über dem Grab erbaute Kirche Neumünster übertragen. Wegen der vielen Wunder verbreitete sich die Verehrung des hl. Kilian und seiner Begleiter weit über die Grenzen Thüringens. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 516 – S. 518

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