Heiliger Andreas Corsinus Bischof

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

4. Februar

 Der heilige Andreas Corsinus Bischof

Lob und Preis der erbarmenden Liebe Gottes, welche durch das Beispiel dieses heiligen Bischofs, der ein Sünder war, bevor er ein Heiliger wurde, uns Alle ermutigt, die Irrwege der Bosheit zu verlassen und vertrauensvoll an das gütige Herz des himmlischen Vaters zurück zu kehren!

Andreas stammte aus dem berühmten Geschlecht der Corsini zu Florenz und war die Frucht langen, inbrünstigen Gebetes seiner kinderlosen Eltern, welche ihn schon vor der Geburt durch Maria dem Dienst des Herrn weihten. Die hoch erfreuten Eltern vereinten ihre Kräfte und Sorgen, den sehr lebhaften und talentvollen Knaben recht fromm zu erziehen und und ihrem Gelübde gemäß für den Dienst Gottes heran zu bilden. Ach, die armen Eltern, wie bitter und schmerzlich wurde ihr Hoffen und Sehnen getäuscht! Alle Vatersorge und Mutterliebe reichte nicht hin, den mächtigen Versuchungen der Welt Widerstand zu leisten; wie an unsichtbaren Ketten wurde der feurige Jüngling von schlechten Kameraden in das wilde Treiben leichtsinnigen Übermutes hinein gerissen und zu entehrenden Ausschweifungen verleitet, in denen er nur zu bald seine Verführer an Frechheit und Tollheit überbot.

Die treue Mutter betete und weinte und mahnte den verlorenen Sohn ohne Unterlaß. Was tut die wahre, heilige Mutterliebe nicht! Oft kniete sie mit gebrochenem Herzen vor dem Bild Mariä und seufzte hinauf zur Mutter der Barmherzigkeit: „Habe Mitleid mit mir, o Maria, und hilf mir seinen Sohn bitten, daß mein Kind sich bekehre von seinen Sünden!“ – bis Schluchzen und Tränen ihre Stimme erstickten. So ganz in Schmerz aufgelöst traf sie Andreas eines Tages an, als er festlich aufgeputzt in seine liederliche Gesellschaft gehen wollte. Der Anblick der weinenden Mutter hemmte seine Schritte und machte ihn etwas verlegen. Die von Schmerz Niedergebeugte schlug ihre Augen auf und fragte in unbeschreiblichem Ton: „Mein Sohn, willst du wieder der Sünde nachlaufen? Wehe mir, du bist der reißende Wolf, den ich unter meinem Herzen getragen, der es nun zerfleischt! Ach, wann wird die Stunde kommen, daß dieser Wolf sich in ein Lamm verwandelt, und ich der allerseligsten Jungfrau mein Gelöbnis halten kann!“ Gebührt bat Andreas um eine Erklärung über den Sinn dieser Worte. Die Mutter antwortete: „In der Nacht vor deiner Geburt träumte mir, daß ich einen Wolf gebäre, der dann der Karmeliterkirche zulief und sich in ein Lamm verwandelte. Den Wolf kenne ich jetzt und habe seine Zähne empfunden, aber das Lamm – das Lamm! Das ich der lieben Mutter Gottes geweiht hatte!“ Die hervor brechenden Tränen ließen sie nicht weiter sprechen. Bis ins Innerste seiner Seele erschüttert, erkannte Andreas das Ungeheure seiner Schuld, fühlte bittereScham und Reue, sank in die Knie und bat: „O teure Mutter, verzeihe mir, du sollst die Freude erleben, daß der Wolf zum Lamme wird!“ Er eilte fort in die nahe Karmeliterkirche, kniete vor dem Altar der heiligen Jungfrau nieder, betete und – weinte lange. Dann stand er auf, klingelte an der Klosterpforte, bat um Aufnahme und kehrte nicht mehr zu den Eltern zurück, um jede Versuchung zum Rückfall abzuschneiden. Mit glühendem Eifer verrichtete der Novize die niedrigsten Dienste, mit unbeugsamer Strenge im Fasten und Beten bezwang er sein aufrührerisches, nach den wollüstigen Ausschweifungen zurück verlangendes Fleisch; mit kindlichem Vertrauen auf Jesus und Maria gewaffnet, kämpfte er den heißen Kampf wider die anstürmenden Versuchungen. Ein sehr lieber Verwandter beschwor ihn, die verächtliche Mönchskutte wegzuwerfen, aus den düsteren Mauern des melancholischen Klosters in die lichte Freiheit des Stadtlebens zurück zu kehren, die Freuden der Jugend zu genießen, im Glanz seines hohen Adels sich zu sonnen, in den ersten Staatsämtern an der Seite einer schönen Gemahlin die Huldigungen des Volkes zu empfangen. Andreas kehrte ihm den Rücken und ging. Bald darauf legte er die feierlichen Gelübde ab zur innigsten Freude der getrösteten Eltern.

Zum Priester geweiht wurde er von den Obern nach Paris geschickt, seine Studien zu vollenden. Nach drei Jahren kehrte er in die Vaterstadt zurück und wirkte als Prediger mit wunderbarem Erfolg. Die Ordensbrüder wählten ihn zu ihrem Obern. Hart und streng nur gegen sich selbst – zeigte und erleichterte er seinen Untergebenen mit der sanften Liebe einer Mutter den Weg der Vollkommenheit, so daß sein Orden in erneuter Frische aufblühte.

Im Jahre 1360 berief ihn die Stadt Fiesole einstimmig auf ihren Bischofsstuhl, er aber versteckte sich in einem Karthäuserkloster. Nach langem und vergeblichem Suchen wurde eine neue Wahl angeordnet; ein dreijähriges Kind mitten unter dem Volk schrie: „Andreas ist schon unser Bischof, er ist bei den Karthäusern!“ Der so Entdeckte erkannte den heiligen Willen Gottes und beugte sich unter die schwere Bürde der bischöflichen Würde. Mit dem neuen Gewand änderte er seine Sitten nur insoweit, daß er fast noch strenger fastete, ein noch härteres Bußkleid beständig trug und seine kurze Nachtruhe sich nur auf dürrem Rebholz gönnte. Seine Milde und Liebe gegen alle Untergebenen war unerschöpflich, sein Eifer in der Unterstützung der Armen und in der Tröstung der Bedrängten unermüdlich. Nebst der Gabe der Wunder und Weissagung besaß er die besondere Gnade, verstockte Sünder zu rühren, haßerfüllte Herzen zu versöhnen, feindliche Parteien in Frieden zu einigen.

Als zu Bologna die Flamme giftiger Zwietracht zwischen Adel und Volk aufloderte, und die wachsende Gärung einen blutigen Zusammenstoß befürchten ließ, ersuchte Papst Urban V. den Bischof Andreas, dort eine friedliche Ausgleichung anzubahnen. Sein Bemühen segnete Gott in so auffallender Weise, daß in kurzer Zeit die Feindschaft gänzlich erlosch freudige Eintracht herrschte, und die ganze Bürgschaft ihn als ihren Friedensengel voll des Dankes ehrte und liebte.

Am Weihnachtsfest 1372 überfiel ihn ein tödliches Fieber, und die jungfräuliche Mutter Maria offenbarte ihm, daß er am nächsten Dreikönigsfest zur beseligenden Anschauung ihres Sohnes gelangen werde. Ganz Fiesole jammerte und wehklagte über den drohenden Verlust des geliebten Vaters, nur Andreas freute sich herzlich des nahenden Todes, empfing mit rührender Andacht die heiligen Sterbesakramente und entschlief am 6. Januar 1373. Das Volk verehrte ihn sogleich seiner vielen Wunder wegen als Heiligen; die kirchliche Seligsprechung vollzog erst Papst Eugen IV. 1435, und die feierliche Aufnahme in das Verzeichnis der Heiligen erfolgte durch Papst Urban VIII. 1629, welcher sein Fest, da es am Tage der Erscheinung des Herrn nicht gefeiert werden konnte, auf den 4. Februar verlegte. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 87 – S. 88

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