Heiligenkalender
18. März
Der heilige Cyrillus Bischof von Jerusalem
Cyrillus wurde im Jahre 315 zu Jerusalem als Sohn katholischer Eltern geboren und gottesfürchtig erzogen. Er verlegte sich besonders auf das Studium der heiligen Schrift. Mehrere Jahre versah er das Amt eines Katecheten und wurde 345 vom Bischof Maximus zum Priester geweiht. Bald leuchtete er durch Wissenschaft und Frömmigkeit hervor; sein Ruhm ward so groß, daß man ihn zum Bischof und Patriarchen der Kirche von von Jerusalem erwählte. Einem so hohen Amte stand er mit einem wahrhaft apostolischen Eifer und Starkmut vor. Besondere Mühe gab er sich, um die Unwissenden im Glauben zu unterweisen und die Arianer zu bekämpfen. Es hatten diese die Gunst des Kaisers Constantius gewonnen und unterdrückten unter seinem Schutz die Katholiken auf jede Weise. Mit apostolischem Mute widerstand ihnen Cyrillus und ward eine Stütze der bedrängten Kirche. Gegen die Notleidenden zeigte er eine wahrhaft väterliche Liebe. Es entstand zur selben Zeit eine große Hungersnot, welche die Armen und Dürftigen um so härter bedrängte. Der mitleidige Bischof verwendete alle seine Einkünfte zu ihrer Unterstützung; weil sie aber nicht hinreichten, nahm er goldene und silberne Kirchengefäße, verkaufte dieselben und gab das daraus gelöste Geld denen, die sonst vor Hunger hätten verschmachten müssen. Dieses heilige Liebeswerk musste mit der Zeit seinen Feinden zum Gegenstand der Anklage dienen.
Es ereignete sich während der bischöflichen Amtsführung dieses Heiligen eine wunderbare Erscheinung des heiligen Kreuzes. Am hohen Pfingsttag ließ sich dasselbe im größten Glanz über dem Kalvarienberg sehen und zwar in einer ungemeinen Größe. Alle Bewohner der Stadt, sogar die verstockten Juden sahen es mit freien Augen und mit heiligem Schrecken an. Der heilige Cyrillus beschrieb diese Erscheinung ausführlich und überschickte die Beschreibung an den Kaiser mit der ernstlichen Ermahnung, Jesu Christo, der am Kreuz für uns gestorben ist, mit größter Aufrichtigkeit anzuhangen und seine Feinde, die Arianer, nicht weiter zu beschützen. Diese Erscheinung bot dem Heiligen auch Anlass, am Fest des heiligen Kreuzes die Katholiken im Glauben an die Gottheit Jesu zu stärken und die Arianer, die Leugner derselben, aufs neue und klarste ihres Irrtums zu überweisen. Die Arianer, darüber erbittert, beriefen eine Versammlung von ketzerischen Bischöfen, verklagten Cyrillus wegen des Verkaufes der Kirchengefäße bei dem Kaiser und beantragten dessen Entsetzung und Verbannung. Der Bischof Akazius von Cäsarea, ein geschworener Feind des Cyrillus, unterstützte den ungerechten Ausspruch bei dem Kaiser, und so musste sich der Heilige in die Verbannung begeben. Nach einigen Jahren wurde er zwar durch den Beschluss der rechtmäßigen Kirchenversammlung zu Seleucia wieder in sein Bistum eingesetzt, bald darauf aber zum zweiten Mal verbannt. Endlich siegte dennoch der Heilige, kam zurück zu seiner Kirche und regierte dieselbe mit apostolischem Eifer.
Nach dem Tode des Kaisers Konstantius kam das Zepter des Reiches in die Hände des gottlosen Julian (361). Dieser erzeigte sich nicht nur den Irrgläubigen, sondern sogar den Juden sehr geneigt, den Katholiken aber höchst feindselig. Unter anderem wollte er nicht nur die Katholiken zu Schanden, sondern auch Christus, der die gänzliche Zerstörung des Tempels zu Jerusalem deutlich vorher gesagt, zum Lügner machen. Deswegen erlaubte, ja gebot er den Juden, den Tempel wieder aufzubauen, ihre Opfer wie im alten Bund zu verrichten und alle anderen Zeremonien nach ihrem Gesetz zu beobachten. Zur Bestreitung der Kosten reichte er ihnen selbst eine große Summe Geldes. Die Juden frohlockten darüber und gaben sich alle Mühe, den alten Tempel wieder herzustellen. Sie hatten auch schon bereits die Mauern zu einer ziemlichen Höhe aufgeführt; da kam der heilige Cyrillus und sah ihnen einige Zeit zu; endlich sprach er: „Es wird doch kein Stein auf dem andern bleiben; denn Christus hat dieses vorhergesagt, und er kann nicht lügen.“ Die Juden trieben zwar ihr Gespött mit dem Heiligen; allein bald zeigte es sich, daß er nur zu wahr geredet. Es entstand in folgender Nacht ein so entsetzliches Erdbeben, daß nicht nur alle aufgeführten Mauern zu Boden fielen, sondern sogar die Grundfesten selbst aus der Erde in die Höhe geworfen und hin und her gestreut wurden. Nicht genug. Sie wollten den Wiederaufbau erzwingen und gingen neuerdings an die Arbeit. Nun brachen Feuerballen aus der Erde hervor, zerstörten alle Werkzeuge und Baumaterialien, beschädigten und töteten viele hundert Arbeiter. Am folgenden Tage soll man auf den Kleidern der Juden kleine hell glänzende Kreuze gesehen haben, welche man weder mit Wasser auswaschen noch auf andere Weise vertilgen konnte. Erschüttert durch so auffallende Wunder, bekehrten sich viele Juden zu dem wahren Glauben; andere blieben dennoch verstockt. (siehe dazu auch den Beitrag: Die Zerstörung Jerusalems durch Titus)
Nach wiederholter Verbannung hatte der heilige Bischof Cyrillus den Trost, daß nach dem Tode der gottlosen Kaiser Konstantius, Julianus und Valens endlich der gottesfürchtige Theodosius I. Der Große 379 den Kaiserthron bestieg, unter dessen Regierung er seinem Bistum ganz ruhig vorstehen konnte. Im Jahre 386 gefiel es Gott dem Herrn, den Heiligen zur ewigen Belohnung abzuberufen den 18. März. Der heilige Cyrillus gehört zu den griechischen Kirchenlehrern. Er war 35 Jahre Bischof; 16 Jahre hiervon musste er in dreimaliger Verbannung zubringen.-
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 215-217