Heiliger Thomas von Villanova Bischof

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

22. September

Der heilige Thomas von Villanova steht in Bischofskleidung, umringt von Männern und Frauen des Volkes; hinter dem Bischof sieht man die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß

Der heilige Thomas von Villanova Bischof 

Herrlich strahlt aus dem Geiste der hl. Hildegard die milde Weisheit Gottes, wunderbar strömt aus dem Herzen des hl. Thomas von Villanova die erbarmende Liebe Gottes. Er wurde im Dorf Fuenlar in Spanien 1488 geboren, wo sich seine Eltern, begüterte und fromme Bürgersleute, die sonst in Villanova wohnten, wegen einer ausgebrochenen Seuche eine Zeitlang aufhielten. Deshalb, und weil er in Villanova erzogen wurde, hat dieser Heilige den Beinamen Thomas von Villanova. Sein Vater war ein Müller und pflegte alles Mehl, das er Donnerstags mahlte, am Freitag unter die Armen auszuteilen, und stets stand ein voller Brotkorb bereit, die Bitten der Hungernden zu erhören.

Ebenso mildtätig war der Sohn. Schon als Knabe fastete er bis Mittag und schenkte sein Frühstück armen Schulkameraden. Oft kam er nach Hause ohne Mütze oder Halstuch oder Rock oder Schuhe. Wenn ihn die um seine Gesundheit besorgte Mutter deswegen tadelte, antwortete er: „Wohl hab` ich Schläge verdient; aber weiß Gott, ich brachte es nicht über`s Herz, den armen Knaben frieren zu sehen“, und – die Mutter strafte ihn nicht. Einmal hatte er vom Vater auf ein Fest der Mutter Gottes, die er mit innigster Kindesliebe verehrte, ein neues, prächtiges Kleid bekommen. Auf dem Wege zur Kirche dachte er bei sich: „Ich bin nicht wert, ein so schönes Kleid zutragen.“ Sogleich fragte er einen schlecht gekleideten Knaben, der ihm begegnete und von seiner Größe war: „Willst du mit mir die Kleidung tauschen?“ Natürlich war die Antwort ein freudiges Ja. Als die Mutter ihn über das neue und über das schlechte Kleid befragte, entschuldigte er sich: „O liebe Mutter, dieses Kleid paßte mir ganz gut, und der Knabe, mit dem ich getauscht, verdient das neue weit mehr als ich!“ Die Mutter schwieg und wischte sich die Tränen der Rührung aus den Augen.

Thomas widmete sich dem Studium und war die Zierde aller Studenten von Alcala, nicht nur durch den Umfang seines Wissens, sondern mehr noch durch die Reinheit der Sitten, durch die Liebenswürdigkeit des Charakters und durch die innigste Gottesfurcht. Er erhielt die Doktorwürde und durfte – eine seltene Auszeichnung – sogleich als Professor der Philosophie auftreten. Der laute Beifall, den seine Lehrvorträge fanden, erwarb ihm den ehrenvollen Ruf auf den Lehrstuhl in Salamanca. Allein Thomas folgte nicht dem Ruf der Ehre, sondern dem der Gnade, ging nach Villanova, wo sein Vater gestorben war, tröstete die Mutter, errichtete aus dem väterlichen Erbe ein Spital und reiste dann nach Salamanca, nicht um auf der Universität als Professor zu glänzen, sondern um im Kloster der Augustiner als Novize die evangelischen Räte heroisch zu befolgen. Er legte die heiligen Ordensgelübde zur Freude und zum Heil der Mitmenschen in demselben Jahr ab, in welchem ein Augustiner-Mönch in Deutschland – Martin Luther – eine Ordens-Gelübde gebrochen hat.

Thomas erfüllte alle Ordenspflichten so vollkommen, daß er schon nach zwei Jahren, was bisher unerhört war, zum Vorsteher des Klosters gewählt wurde. In den folgenden zwanzig Jahren war er Prior in verschiedenen Klöstern und dreimal Provinzial und belebte den ganzen Orden zu neuer und gesegneter Fruchtbarkeit.

Damals verherrlichte ihn Gott durch die Gabe einer unwiderstehlichen Beredsamkeit, mit der er in den Verstand und das Herz der Zuhörer eindrang und sie zur Reue, zur Besserung, zu frischer Gottesliebe zwang. Oft geschah es, daß er mitten im begeisterten Vortrage verzückt wurde; bei einer Predigt über die Fußwaschung Jesu wurde bei dem Wort des Petrus: „Herr, Du mir!“ seine innere Bewegung so mächtig, daß er plötzlich verstummte und die Augen zum Himmel gerichtet und in Tränen zerfließend, wie eine Marmorsäule da stand. Alles Volk weinte mit ihm. Wo er die Kanzel bestieg, da strömten die Leute von der Arbeit, aus den Geschäften und Gesellschaften herbei, und Niemand kehrte ohne seinen kostbaren Anteil an dem Worte Gottes, dem Brot des Lebens, zurück. Kaiser Karl V. war einmal sein Zuhörer und wählte ihn sogleich zum Hofprediger. Auf die Frage, wie er denn seine Predigten mache, antwortete er: „Der beste Lehrmeister der Prediger ist Jesus der Gekreuzigte in der Schule des Gebetes.“

Der Kaiser hatte ihn schon einmal zum Erzbischof von Granada erwählt; aber Thomas verstand es, so mächtig zu bitten, daß er diese Wahl wieder aufhob. Als er ihn aber im Jahre 1544 zum Erzbischof von Valencia ernannte, sorgte er rechtzeitig dafür, daß der Provinzial und der Papst ihm die Annahme im Gehorsam befahlen. Ohne Widerrede reiste Thomas, von einem Ordensbruder begleitet, nach seiner künftigen Residenz. Im dortigen Augustiner-Kloster bat er um Herberge für zwei Tage, erhielt aber kaum Einlass; man erwartete wohl den neuen Erzbischof, aber wer hätte in dem schlichten Pater mit dem abgetragenen Habit denselben zu erkennen vermocht?

Mit großem Festgepränge wurde Thomas in die Kathedrale eingeführt. Gleich des andern Tages ging er in die Gefängnisse, um den Hilfsbedürftigsten den ersten Trost zu bringen. Das Domkapitel schenkte ihm viertausend Dukaten zur nötigsten Hauseinrichtung; er dankte höflichst dafür und richtete damit – das (…) Krankenspital ein. Von den jährlichen Einkünften im Betrage von 18000 Dukaten verwendete er nur den sechsten Teil für sich und seine Beamten, alles Andere für die Armen.

In elf Jahren kaufte er sich nur zwei neue Talare und flickte die alten oft selbst, um für die Armen etwas zu ersparen. Sein Grundsatz war: „Tugenden und gute Werke müssen den Bischof von andern Leuten unterschieden, nicht feine Möbel und silbernes Tischgeschirr.“ Als er auf dringendes Bitten der Domherren ein halbseidene Kopfbedeckung anschaffte, scherzte er: „Seht, das ist der Erzbischof, daran erkennen mich die Kanoniker als solchen.“ Dagegen war seine Freigebigkeit ohne Grenzen, und er würzte stets seine Gaben mit weisen Lehren. Ein verkommener Priester hatte seine Güte sehr missbraucht und bewies sich unverbesserlich. Da berief ihn der Erzbischof zu sich und sprach mit tiefer Rührung stehend vor einem Kruzifix: „Meine Wohltaten haben Euch bisher geschadet; weil Christus Eure Seele von mir fordern wird und ich Eure Sünden verantworten muss, so will ich auch dafür büßen.“ Sogleich kniete er nieder, entblößte die Schultern und geißelte sich blutig. Dieser Anblick erschütterte den Sünder, weinend bat er den Heiligen einzuhalten, gelobte Besserung und – hielt sein Versprechen.

Es wäre vergebliche Mühe, wollte man erzählen, was er bei Tag und Nacht gearbeitet, gepredigt, gebetet, an Reisen und Sorgen aufgewendet hat, um den sittlichen und religiösen Zustand der Priester und des Volkes zu heben und zu pflegen. Dabei war er von einer furchtbaren Angst gequält, daß er noch zu wenig tue, daß er so nicht in den Himmel kommen könne; oft stieg diese Angst zu solcher Höhe, daß er tief in der Nacht seinen Beichtvater weckte und weinend fragte: O mein Vater, glauben Sie wohl, daß ich mit meinem Bistum selig werden könne?“ Wiederholt bat er den Kaiser und den Papst, ihm sein Amt abzunehmen. Diese wiesen ihn ab, aber der Herr des Himmels erhörte ihn und gab ihm an Maria Lichtmess die tröstende Versicherung: „Habe Geduld, am Geburtstag meiner Mutter wirst du bei Mir ausruhen.“

Ende August 1555 erkrankte er ernstlich. Sogleich legte er unter Tränen eine Generalbeichte ab und bereitete sich auf den Tod vor. Die Nachricht von seiner Erkrankung erregte allenthalben die tiefste Trauer. Das Volk eilte in die Kirchen, machte Bittgänge und bestürmte den Himmel mit Tränen und Bitten um das teure Leben seines Hirten; allein das Gebet des Heiligen um baldigen Tod war mächtiger. Er verschenkte Alles, was er noch besaß, selbst das geringe Bett, auf dem er lag und litt, und endete ganz arm sein schönes Leben der Liebe und des Wohltuns an dem von ihm stets so geschätzten Geburtstages Mariä. Die Landestrauer um den hohen Hingeschiedenen war eben so groß als allgemein, das Weinen der Armen, Witwen und Waisen überaus groß. Papst Paul V. schrieb seinen Namen in das Verzeichnis der Seligen, Alexander VII. (1658) in das der Heiligen. Als kostbares Erbe von ihm besitzt die Kirche noch einen Band Predigten in einfachem Stil voll Salbung und Herzlichkeit. Als bei der Seligsprechung 1618 der Maler den Papst fragte, wie er den Seligen darstellen solle, antwortete der Gefragte: „Zeichnet ihn im bischöflichen Ornat, umringt von Bettlern, und gebt ihm statt des Hirtenstabes einen Geldbeutel in die Hand.“ –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 691-692

Tags: Heilige

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