Heiligenkalender
18. Juli
Der heilige Friedrich Bischof und Märtyrer
Friedrich, ein Enkel Radbod`s, des Königs der Friesen, machte schon als zarter Knabe großes Aufsehen durch seine körperliche Wohlgestalt und Schönheit, wie durch seine gewinnende Demut und Frömmigkeit. Eine besondere Freude war es für den lebhaften, schmucken Prinzen, am Gottesdienst in der Kirche sich zu beteiligen und die angehörte predigt dann zu Hause der Mutter in feuriger Beredsamkeit zu erzählen. Die frommen Eltern übergaben den hoffnungsvollen Erben ihrer Güter zuerst einigen Mönchen und später dem vortrefflichen Bischof Richfried von Utrecht in Unterricht und Erziehung. Dieser erkannte durch göttliche Eingebung in ihm seinen Nachfolger im bischöflichen Amt, und überwachte ihn deshalb mit der liebreichsten Sorgfalt eines zärtlichen Vaters. Der aufblühende Pflegesohn nahm zu wie an Alter so auch an Schönheit des Geistes und Herzens, an Wissenschaft und Tugend und musste nach der Priesterweihe den Unterricht der Katechumenen, d. h. der zum Empfang der Taufe vorzubereitenden Heiden übernehmen, den er mit unermüdlichem Eifer und mit den besten Erfolgen erteilte.
Als nach einigen Jahren der Bischof Richfried von dieser Welt zur ewigen Ruhe schied, wurde Friedrich von Geistlichkeit und Volk einstimmig als dessen Nachfolger gewählt. Er bat mit vielen Tränen, seine Unfähigkeit und Unwürdigkeit zu diesem Amt anzuerkennen, und flehte mit rührender Innigkeit: „Ich bin ein Sünder – wie kann ich ein Hirt der Schafe Gottes werden: Ich verstehe nicht mein eigenes Haus zu verwalten – wie werde ich die Sorge für die Kirche Gottes übernehmen können?“ Gerade diese Demut begeisterte die Wähler nur noch mehr für ihn, und auch der Kaiser Ludwig der Fromme stimmte ihnen von Herzen bei. Nun musste Friedrich dem heiligen Willen Gottes seine Demut unterwerfen und in Gegenwart des Kaisers sich zum Bischof weihen lassen.
Der neue Hirt kannte keine Ermüdung und keine Hindernisse die ihn hätten aufhalten können, seine Schafe den Gefahren des Seelenheils zu entreißen und auf gute Weide zu führen. Ganz Friesland hatte das Christentum angenommen, nur die Bewohner der Insel Walcheren hingen noch hartnäckig am Götzendienst. Friedrich ging selbst zu ihnen, lehrte sie eine gesittete Lebensweise und predigte ihnen das heilige Evangelium. Nur mit der größten Mühe, mit Tränen, gebeten und Bußwerken gelangte er nach und nach zu dem ersehnten Ziel, zur Weckung des katholischen Glaubens und Lebens.
Die bösen Geister auf der heidnischen Insel zu besiegen, gelang der Beharrlichkeit seines hochherzigen Eifers: aber der Kampf gegen das abscheuliche Ärgernis am katholischen Hof des Kaisers zu Aachen kostete ihm das Opfer seines kostbaren Lebens.
Kaiser Ludwig hatte sich nach dem Tode der ersten Gemahlin Hermengard. Welche ihm drei söhne, Lothar, Pippin und Ludwig, geschenkt, wieder vermählt mit Judith, einer Tochter des Grafen Welf von Weingarten, eines der vornehmsten Grafen in Bayern. Einige Geschichtsschreiber schildern diese Judith als ein stolzes, Ränke süchtiges, lasterhaftes Weib, welches durch Ausschweifungen und Zwistigkeiten den Zorn der Großen des Reiches reizte, so daß die drei Söhne aus der ersten Ehe gegen ihren eigenen Vater die Waffen ergriffen.
Friedrich, der als Bischof am kaiserlichen Hof zu Aachen freien Zutritt hatte und bei dem Kaiser in hohem Ansehen stand, zögerte nicht, seine bischöfliche Pflicht treu zu erfüllen und der Kaiserin mit apostolischem Freimut ins Angesicht zu klagen, daß sie durch ihren ärgerlichen Wandel die Ehre Gottes schände, das christliche Volk aufs tiefste kränke, das ganze Reich in einen fluchwürdigen Bürgerkrieg hetze. Ebenso unerschrocken und beredt sprach er zum Herzen des Kaisers. Ludwig versprach ihm, seine Fürstenpflicht zur Versöhnung und Beruhigung des Volkes zu tun; aber Judith wurde nur desto erboster und rachedurstiger. Friedrich bekam mehr und mehr die Galle dieses bösen Weibes zu verkosten: allein voll des Vertrauens auf Gott waltete er mit umsichtiger Sorge und gänzlicher Selbstaufopferung seines heiligen Amtes und betete mit glühender Andacht zur hochheiligen Dreifaltigkeit für den Frieden und das Seelenheil seiner Herde.
Schon war von der Reichsregierung der Beschluss gefaßt, daß Judith lebenslänglich sich in ein Kloster zurückziehen müsse, als Friedrich am 17. Juli 838, nachdem er in seiner Kapelle das heilige Messopfer dargebracht hatte, und zur Danksagung nieder kniete, von zwei Meuchelmördern, welche wahrscheinlich von der Kaiserin gedungen waren, erdolcht wurde. Zusammensinkend rief er noch den Mördern die eines Heiligen so würdigen Worte zu. „Meine Söhne, flieht, flieht, damit ihr nicht ergriffen werdet!“ und hauchte dann seine Seele aus mit dem Spruch des Psalmisten: „Ich werde den Herrn loben im Lande der Lebendigen.“ (PS. 114) Er wurde in der Kirche des heiligsten Erlöser zu Utrecht begraben und wegen seiner großen Heiligkeit allgemein verehrt. Ein schönes Denkmal seiner Verdienste hat ihm der gefeierte Rabanus Maurus, sein Zeitgenosse, in einem herrlichen Lobgedicht gesetzt. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 538 – S. 540