Heiliger Gregor der Wundertäter

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

17. November

Der heilige Gregor der Wundertäter

Der heilige Gregor, Bischof zu Neo-Cäsarea in Pontus, ward in dieser Stadt als Sohn sehr reicher, heidnischer Eltern geboren. Er wird Thaumaturgus genannt, das ist der Wundertätige, wegen der vielen und großen Wunder, die Gott durch ihn in seinem Leben gewirkt hat. Von Natur aus hatte er eine Neigung zum Guten und ein großes Verlangen nach Kenntnissen. Daher reiste er als Jüngling in das gelobte Land nach Cäsarea und nach Alexandria. Das Lesen der heidnischen Bücher verleidete ihm selbst sein Heidentum; denn er nahm daraus ab, wie schwach und ungewiß dessen Lehrsätze seien. Als er aber zu Cäsarea und zu Alexandria um das Jahr 235 durch Origenes und durch die Lesung christlicher Bücher die Lehren des Christentums kennen gelernt hatte, fing er an, getreu danach zu leben, und verabscheute besonders das Laster der Unreinigkeit. Dieses mißfiel einigen, und sie reizten eine unzüchtige Weibsperson an, in Gegenwart vieler anderer das für die mit ihr verübte Unzucht versprochene Geld von Gregor zu begehren. Gregor disputierte gerade mit vielen anderen Gelehrten in Gegenwart vieler Zuhörer, als die Freche ihn darum anforderte. Da verwunderten sich alle; denn nie hatten sie etwas Unanständiges von ihm gehört. Gregor kannte seine Unschuld am besten; doch wollte er mit der gottlosen Verleumderin nicht viel reden, oder sich in seinem wissenschaftlichen Gespräch stören lassen, sondern begehrte von einem seiner Freunde, er möchte dem unverschämten Weibe so viel Geld geben, als es verlangte. Kaum hatte die Lügnerin das Geld, da wurde sie von einem bösen Geiste besessen und auf das erbärmlichste gepeinigt. Sie heulte entsetzlich, bekannte ihre Bosheit öffentlich und bat Gregor um Verzeihung. Dieser, obwohl er die heilige Taufe noch nicht empfangen hatte, rief dennoch mit großem Vertrauen den wahren Gott der Christen an und vertrieb den bösen Geist aus der Besessenen. Also rettete Gott die Unschuld Gregors und machte die Bosheit seiner Feinde zuschanden. Dieses war ihm ein neuer Antrieb, den Empfang der heiligen Taufe nicht länger zu verschieben.

Nachdem er nun getauft war, befliß er sich mit allen Kräften, alles, was er bei der hl. Taufe Gott versprochen hatte, vollkommen zu erfüllen und sein Leben nach der Lehre Jesu einzurichten. Gregor hörte zu Alexandria wieder den christlichen Unterricht des Origenes; doch blieb er hier nur 3 Jahre. Als er wieder in seine Vaterstadt zu seiner Mutter zurück gekehrt war und dort nur für sein Seelenheil sorgen wollte, beschloß der Erzbischof Phädimus von Amasea, ihn der Kirche von Neu-Cäsarea als Bischof vorzusetzen. Der demütige Diener Gottes wollte sich zwar dieser Ehre durch die Flucht entziehen; allein Phädimus verharrte bei seinem Entschluss. Und erklärte den Gregor in Gegenwart des ganzen Volkes für den Bischof dieser Stadt. Demnach musste Gregor sich fügen und das bischöfliche Amt antreten 240. Es befanden sich damals nicht mehr als siebzehn Christen in der Stadt; alle übrigen Einwohner beteten nach ihren heidnischen Lehrsätzen die Götzen an. Ehe der neue Bischof seine Amtsverrichtungen anfing, brachte er einige Tage in der Einsamkeit im Gebet zu und bat Gott durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau Maria um die Gnade der Erkenntnis, wie er seine kleine Herde recht weiden und durch die Bekehrung der Ungläubigen vermehren könne. Während des Gebetes erschien ihm in der Nacht die jungfräuliche Mutter mit dem heiligen Apostel Johannes, und gab diesem den Befehl, Gregor zu unterrichten, was er lehren und tun sollte.

So vom Himmel selbst unterrichtet, kam Gregor getröstet aus seiner Einsamkeit hervor und machte den Anfang, die Heiden zu bekehren. Die Wunder verursachten den gesegnetsten Fortgang. Ehe er noch in der Stadt ankam, musste er über Nacht mit seinem Reisegefährten in einem heidnischen Tempel, welcher der aller berühmteste war, verbleiben. Der Satan pflegte dort aus den Götzenbildern zu reden und verschiedene Antworten zu erteilen. Gregor brachte die Nacht im Gebet zu, segnete dann das ganze Gebäude mit dem heiligen Kreuzzeichen und vertrieb dadurch den Satan aus seiner Wohnung. Als der heidnische Oberpriester am folgenden Tage mit seinem Opfer ankam, hörte er außer dem Tempel ein entsetzliches Geheul der Teufel, welche erbärmlich klagten, daß sie von Gregor vertrieben worden seien und nicht mehr in ihre Wohnung zurück kehren könnten. Der Götzenpriester lief dem Bischof nach, beklagte sich deswegen bei ihm und bedrohte ihn. Gregor benützte diese Gelegenheit, ihm zu erklären, wie mächtig der Christengott sei, in dessen Namen er den Satan mit seinem ganzen Anhang vertrieben habe, aber auch wieder hinein jagen könnte. Von dem letzteren begehrte der Heide die Probe. Gregor nahm einen Zettel und schrieb nur darauf: „Gehe hinein!“ und sagte zu ihm, er solle diesen Zettel auf seinen Altar legen, so würden die Teufel im Namen Jesu gezwungen werden, wieder in den Tempel zu ziehen. Der Heide tat es, und es geschah, was der heilige Bischof vorher gesagt hatte. Dieses brachte den Heiden zur Erkenntnis. Er bekehrte sich mit Weib und Kindern und empfing die heilige Taufe. Auf diese erste Bekehrung folgten fast täglich mehrere andere.

Weil nun die Christen auf solche Weise sehr zunahmen, entschloss sich der heilige Gregor, eine Kirche zu bauen. Der Platz war bestimmt; allein ein großer Berg hinderte, daß er daselbst die Kirche nicht so groß bauen konnte, als er wünschte. Was geschieht? Der heilige Mann nahm seine Zuflucht zum Gebet, und der Berg wich durch ein unerhörtes Wunder in Gegenwart des heidnischen und christlichen Volkes so weit zurück, als notwendig war, die Kirche zur gewünschten Größe zu bringen. Dieses und viele darauf folgende Wunder, die der heilige Bischof fast täglich wirkte, erschütterten die Gemüter der Heiden so mächtig, daß sie zahlreich die heilige Taufe begehrten und in allen ihren Nöten zu ihm ihre Zuflucht nahmen. – Es war in der Gegend ein Fluss, dessen Wasser im Winter öfter so hoch stieg, daß alle umliegenden Felder zum größten Schaden überschwemmt wurden. Einige kamen und ersuchten den heiligen Bischof um Hilfe. Er ging mit ihnen, betete, und steckte dann seinen Stab, den er in der Hand hatte, nahe bei dem Ufer in die Erde, wo der Fluss zuerst auszutreten pflegte. Der Stab wurzelte ein, und der Fluss hat sich künftig nie mehr über das Ufer ergossen. –

Zwei Brüder zankte sich wegen eines fischreichen Teiches. Jeder wollte denselben haben; sie wurden endlich so sehr gegen einander erbittert, daß einer den anderen zu ermorden trachtete. Gregor brachte sie öfters zur Ruhe. Als er aber sah, daß die vorige Erbitterung sich wieder zeigte, verrichtete er sein Gebet zu Gott, und in derselben Nacht trocknete der ganze Teich so ein, daß weder ein Fisch, noch Wasser übrig blieb. Auf diese Weise nahm alle Uneinigkeit ein Ende.

Durch die Gnade der Wunder unterstützt, wirkten seine Predigten so kräftig, daß im Jahre 250 während der Christenverfolgung des Kaisers Decius Jesus Christus fast von allen Menschen jener Gegend angebetet wurde.
Je mehr Gregor von Gott begnadigt wurde, um so demütiger folgte er bei der genannten Verfolgung dem Rate Jesu: „Wenn sie euch in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere.“ Um sich den Gläubigen zu erhalten, floh er mit einem ehemaligen Götzenpriester, der nun sein Diakon war, auf einen Hügel. Seine Verfolger durchsuchten den ganzen Hügel, fanden ihn aber nicht. Nur zwei Bäume, sagten sie, hätten sie nahe beisammen gesehen. Ihr Wegweiser ging allein an diesen Ort und sah jetzt statt der Bäume den heiligen Gregor und seinen Diakon, die auf den Knien beteten. Er warf sich zu seinen Füßen nieder und ward ein Christ und blieb bei ihm. Um den heiligen seiner Wunder wegen zu verspotten, stellte sich einmal einer am Wege tot, und sein Freund weinte und bat den heiligen Gregor um ein Almosen zu dessen Begräbnis. Der Heilige gab dem Betrüger seinen Mantel zur Bedeckung des vorgeblich Gestorbenen, der nun aber wirklich tot war.

Als Gregor sein Lebensende nahe sah, besuchte er noch einmal sein ganzes Bistum, verdoppelte seinen Eifer in der Unterweisung seiner Schäflein, ermahnte alle zur Standhaftigkeit und suchte sich mehr als je in guten Werken zu üben. Bald darauf erkrankte er schwer und beschloß sein Leben mit einem heiligen Tode um das Jahr 271 in einem Alter von 70 Jahren. Kurz vor seinem Ende fragte er, ob noch einige in der Stadt übrig hätten? Man antwortete ihm, daß ihrer noch 17 übrig wären. Da erhob der schon in den letzten Zügen liegende heilige Bischof seine Augen zum Himmel und sprach: „Gott sei Lob und Dank! Denn da ich mein Bistum angetreten, habe ich nur eben so viele Gläubige angetroffen. Gott wolle sie in dem wahren Glauben erhalten und allen Ungläubigen in der ganzen Welt das Licht des wahren Glaubens verleihen.“ –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 926 – S. 929

Tags: Heilige

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