Heiligenkalender
8. Oktober
Heiliger Dionysius Areopagita Bischof und Märtyrer
Athen in Griechenland war der Geburtsort des heiligen Dionysius, des großen Areopagiten. Er widmete sich in seinen jungen Jahren mit solchem Ernst den Wissenschaften, besonders der Sternkunde, daß man ihn unter die Gelehrtesten dieser Stadt zählte. Daher wurde er unter jene zwölf vornehmsten Vorsteher der Stadt aufgenommen, die man Areopagiten nannte, weil sie an einem Platz, welcher Areopagus genannt wurde, ihr Gericht hielten. Als zur Zeit der Kreuzigung Christi drei Stunden lange Finsternis die ganze Welt überzog, befand sich Dionysius zu Heliopolis, und weil er bemerkte, daß diese Finsternis wider allen Lauf der Natur stattfand, rief er öffentlich aus: „Entweder leidet der Herr der Natur, oder das Weltgebäude wird vernichtet werden.“
Als einige Jahre danach der heilige Paulus zu Athen ankam und den Bewohnern dieser Stadt den einzig wahren Gott und Heiland Jesus Christus verkündigte, führte man ihn zu jenen Richtern auf dem Areopag, damit er wegen seiner neuen Lehre Rechenschaft gebe. Der heilige Apostel tat solches mit großem Nachdruck. Da er aber am Ende seiner Rede Meldung tat von der Auferstehung Christi und bekräftigte, daß alle Menschen wieder auferstehen werden, schüttelten einige ihre Häupter, andere verlachten ihn, einige aber glaubten der Predigt des heiligen Apostels. Unter den letzteren war auch Dionysius; er lud den heiligen Paulus in seine Wohnung ein, bat ihn um weitere Belehrung und dann, nachdem er durch den Unterricht des Apostels und die Gnade Gottes von der Wahrheit des christlichen Glaubens gänzlich überzeugt war, um die heilige Taufe. Der heilige Apostel nahm an Dionysius eine große Fähigkeit wahr, die christliche Lehre weiter auszubreiten. Daher unterrichtete er ihn mit noch größerer Sorgfalt in allem, was sowohl zur Glaubenslehre, als zu einem frommen Leben gehört, und weihte ihn dann zum Bischof der Stadt Athen. In diesem Amt führte Dionysius sehr viele Heiden durch seinen Predigten und sein herrliches Tugendbeispiel zur Erkenntnis Christi und die Neubekehrten zu einem christlichen Lebenswandel. Einst reiste er nach Jerusalem, um die mit dem Blut Christi getränkten und geheiligten Orte zu besuchen, und um Maria, die Mutter des Weltheilandes, welche damals noch lebte, zu sehen. Die Anmut und Heiligkeit der Mutter Gottes machte auf ihn großen Eindruck und er bezeigte ihr die tiefste Ehrerbietung.
Nach vieljähriger eifriger Tätigkeit in der Bekehrung von Heiden und in der Anleitung der Christen zu einem frommen Leben wurde der hl. Bischof Dionys während der grausamsten Christenverfolgung unter Kaiser Domitian etwa im Jahre 95 zu Athen wegen seiner Standhaftigkeit im Bekenntnis des christlichen Glaubens lebendig verbrannt und hat sohin die Palme des Martyriums errungen.
Ein anderer Dionysius wurde von Rom nach Gallien gesendet, um das Evangelium zu verkünden. Er drang bis Paris hinauf, wurde der erste Bischof dieser und während der Christenverfolgung unter Kaiser Maximian Herculeus mit seinem Priester Rusticus und seinem Diakon Eleutherius um des christlichen Glaubens willen vom Richter Fescennius zum Tode verurteilt und dann enthauptet etwa im Jahre 288.
Ihr Verehrungstag ist ebenfalls der 9. Oktober. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 808