Heiligenkalender
13. Juli
Der heilige Eugen Bischof von Karthago
(Sünde gegen den hl. Geist)
Die Teile von Afrika, wo jetzt Algier liegt, gehörten früher zu dem römischen Reich, und blühten im Anfang des fünften Jahrhunderts nicht nur durch Wohlstand, Wissenschaft und Kunst, sondern das Volk war auch allgemein gut katholisch. Da brach das wilde Volk der Vandalen mit ihrem fürchterlichen König Genserich in Afrika ein und eroberte die römischen Provinzen. Die Vandalen waren aber sämtlich der arianischen Ketzerei ergeben und haßten den katholischen Glauben, und wollten ihn deshalb mit Gewalt in Afrika ausrotten. Die Kirchen wurden den Katholiken zum Teil genommen oder zerstört, die Bischöfe vertrieben und verschiedenartige Verfolgung und Druck gegen die Rechtgläubigen ausgeübt. Der Bischofssitz in der Hauptstadt Karthago war deshalb 24 Jahre schon verwaist; endlich erlaubte der König Hunnerich, daß die Katholiken wieder einen Bischof wählten. Man suchte auch wirklich hierzu den würdigsten Mann heraus, den hl. Eugen. Selbst die Andersgläubigen mussten Achtung und Ehrfurcht vor ihm haben wegen seiner Demut, Liebe und Frömmigkeit.
Allein eben diese allgemeine Hochachtung, worin Eugen stand, weckte den Neid der arianischen Bischöfe. Sie beredeten den König, er solle es nicht dulden, daß Vandalen zu Eugen in den katholischen Gottesdienst gingen. Der König ließ Wächter an die Türen der Kirche stellen, welche jeden Mann oder Frau, die an der Kleidung als Vandalen erkannt wurden und in den katholischen Gottesdienst gingen, grausam mißhandeln mussten als abtrünnig vom arianischen Glauben. Der König wurde überhaupt immer bösartiger und verfolgungssüchtiger gegen die Katholiken; er wollte mit aller Gewalt die Katholiken in Afrika nötigen, daß sie auch die falsche arianische Religion annähmen, wozu er und seine Vandalen sich bekannten. Beim Beginn der Verfolgung wollte Gott durch ein auffallendes Wunder die Katholiken stärken in ihrem Glauben und im Festhalten an dem hl. Bischof Eugen. Es lebte in Karthago ein blinder Mann Namens Felix, welchen die ganze Stadt kannte. Dieser bekam in der Nacht auf den hl. Dreikönigstag eine Mahnung, er solle aufstehen und zu dem Diener Gottes Eugen gehen; wenn dieser das Taufwasser weihe, solle der Blinde von ihm die Augen berühren lassen, dadurch werde er sein Gesicht wieder bekommen. Felix meinte, er habe nur einen gewöhnlichen Traum gehabt und fand es nicht der Mühe wert aufzustehen. Zum zweiten Mal ermahnt, blieb der Blinde wieder liegen; erst als er zum dritten Mal strenger aufgefordert wurde, weckte er den Knaben, welcher ihn gewöhnlich führte, und ließ sich eilig in die Kirche geleiten; nachdem er hier sein Gebet verrichtet hatte, ließ er dem Bischof melden, er habe ihm etwas Besonderes mitzuteilen. Eugen ließ ihn zu sich kommen; denn wegen des hohen Festes wurden schon in der nacht heilige Lieder in der Kirche gesungen. Felix erzählte nun dem Bischof, was ihm in der nacht vorgekommen sei, und begehrte, daß ihm Eugen nach dem Befehl des Herrn zum Augenlicht verhelfe. Eugen antwortete: „Geh` weg von mir, Bruder, denn ich bin nur ein unwürdiger Sünder.“ Der Blinde aber umfaßte die Knie des Bischofs und rief unaufhörlich: „Gib mir mein Augenlicht, wie der Herr befohlen hat.“
Da Eugen die Beharrlichkeit dieses Glaubens sah, und die Zeit drängte, ging er mit ihm in Begleitung der übrigen Geistlichkeit zum Taufwasser und verrichtete die Weihung desselben. Als die üblichen Gebete vollendet waren, stand er auf und sprach zu dem Blinden: „Bruder Felix, ich habe dir schon gesagt, daß ich ein sündhafter Mensch bin; aber Der, welcher dich heimgesucht hat, gebe dir nach deinem Glauben und öffne deine Augen“ – zugleich zeichnete Eugen das Kreuz auf die Augen des Blinden; auf der Stelle bekam dieser das Gesicht. Er begleitete nun den Bischof zum Altar, und alsbald wurde das Wunder dem ganzen anwesenden Volk bekannt, und es entstand vor Freude darüber ein ungeheurer Jubel in der Kirche. Das Ereignis wurde auch dem König Hunnerich hinterbracht. Felix musste vor ihm erscheinen und Auskunft geben, was mit ihm geschehen und auf welche Weise. Da nun Felix Alles der Ordnung gemäß erzählte, sagten die arianischen Bischöfe: „Eugen hat dieses durch Zauberei bewirkt“; ja sie hätten gern diesen Sehend Gewordenen von der Welt geschafft, wie einst die Juden den auferweckten Lazarus, weil ihn die ganze Stadt kannte und er ein lebendiges Zeichen war von dem Wohlgefallen Gottes an Eugen und an dem katholischen Glauben. Auf solche Weise gereichte dieses Wunder den Katholiken zur Befestigung im Glauben und sollte sie stärken in dem, was ihnen bevorstand; den Arianern aber gereichte es zu ärgerer Verbostheit. Bald wurde eine ganz grausame Verfolgung gegen die Katholiken vom König angeordnet auf Anstiften der arianischen Bischöfe. Kaum die Heiden haben solche Unmenschlichkeiten gegen die Christen ausgeübt, als diese vorgeblichen Christen, die Arianer, gegen die Katholiken; ganz besonders wurden solche Vandalen abscheulich verstümmelt, ihnen z. B. Nasen, Ohren, Hände abgeschnitten, welche zur katholischen Kirche übergetreten waren.
Der Bischof Eugen wurde in eine wüste Landschaft verbannt und der Gewalt eines arianischen Bischofs übergeben, der den heiligen Mann boshaft mißhandelte und ihm das Leben zu verkürzen suchte. Eugen hatte ein so väterliches Herz für seine Gemeinde, daß er ungeachtet seines eigenen Elendes sich noch schwere Bußwerke auflegte, damit Gott um so eher sich über die Seinigen erbarme. Er trug ein rauhes Bußkleid, schließ auf dem harten Boden, bedeckte sich nur mit einem Sack, der oft ganz naß war von seinen Tränen. In einem Sendschreiben, welches noch von ihm vorhanden ist, beschwört er seine Herde „durch den schauderhaften Gerichtstag, den schrecklichen Glanz der Ankunft Jesu, standhaft im Bekenntnis des katholischen Glaubens zu beharren; die nicht zu fürchten, welche nur den Leib töten können, und durch Beten, fasten und Almosen die Barmherzigkeit Gottes zu erwecken.“ Der alte Mann wurde zuletzt ernstlich krank. Der Arianer-Bischof bemerkte solches mit Freude; und um den Tod des Kranken desto sicherer und schneller herbei zu führen, nötigte er ihn den schärfsten Essig zu trinken, mit dem Vorgeben, es sei eine heilsame Arznei. Die Krankheit verschlimmerte sich auch wirklich dadurch, später aber schenkte der Herr seinem Diener doch wieder die Gesundheit.
Gott strafte die fürchterliche Grausamkeit, welche der arianische König und seine Anhänger ausübten, durch eine solche Hungersnot, daß die Straßen, die Gebirge, selbst die Marktplätze der Städte voll Leichname lagen. Ganze bevölkerte Ortschaften starben aus bis auf den letzten Mann. Eine unermessliche Menschenmenge strömte in der Hauptstadt Karthago zusammen um Hilfe zu suchen; aber statt Brot zu bekommen, ließ sie der König gewaltsam forttreiben, und so verhungerten sie elend auf dem Weg. Während Hunnerich dieses schreckliche Gericht Gottes an seinem Volk sehen musste, faßte es ihn selber noch schrecklicher. Er wurde bei lebendigem Leib von Würmern verzehrt und zuletzt fiel ihm das Eingeweide heraus. Sein ganz verfaulter Leichnam zerfiel in Stücke, bevor man ihn nur begraben konnte. –
Des Königs Nachfolger Guntamund erlaubte den hl. Eugen aus der Verbannung wieder zurück zu kehren. Eugen bewirkte auch bei dem neuen König, obschon derselbe ebenfalls ein Arianer war, daß die katholischen Kirchen wieder geöffnet und Gottesdienst darin gehalten werden durfte, nachdem sie schon seit zehn Jahren gesperrt waren. Aber zwei Jahre später starb Guntamund und sein Bruder Trasimund kam an die Regierung. Dieser hatte wieder ganz feindseligeGesinnungen gegen die Katholiken. Während er abwesend von Karthago war, fingen auf seine Anordnung die Verfolgungen wieder an. Der hl. Eugen wurde gewaltsam wie ein Verbrecher aufgepackt und gefangen fort geführt an den Ort, wo der König sich aufhielt; denn so hatte es dieser befohlen.
Trasimund tat sich etwas zu gut auf seine Gescheitheit und seinen Geist: als wolle er selbst gründlich die Wahrheit untersuchen, ließ er den obersten Bischof der Arianer, Cyrila, kommen, damit dieser und Eugen in seiner Gegenwart eine Disputation über die strittigen Glaubens-Wahrheiten hielten.
Eugen widerlegte hier gründlich den arianischen Irrtum; ja es kam noch ein Ereignis hinzu, wodurch Gott selbst der katholischen Wahrheit ein Zeugnis gab. Weil es nämlich eine allbekannte Sache war, daß vor mehreren Jahren ein Blinder sehend geworden war, als Eugen ihm das Kreuz auf die Augen machte, so wollte nun Cyrila seinem falschen Glauben durch ein scheinbares Wunder auch Ansehen verschaffen, und durch Betrug den Irrtum befestigen. Cyrila beredete einen Arianer und bezahlte ihn mit fünfzig Goldstücken, daß er sich blind stellte; sobald ihm dann Cyrila die Hände auflege, solle er tun, als habe er jetzt wieder sein Augenlicht bekommen. Der arianische Bischof ließ nun diesen Menschen herbei bringen, um in Gegenwart von Eugen und der übrigen Versammlung mit demselben die verabredete Komödie aufzuführen; aber es wurde ein fürchterlicher Ernst daraus. Sobald nämlich der arianische Bischof jenem Mann die Hände auflegte, wurde er plötzlich blind und zwar unter so heftigen Schmerzen, daß er meinte die Augen fallen ihm heraus. Indem er auf diese Weise leiblich blind wurde, gingen ihm die Augen des Geistes auf; er erkannte, daß Gott seiner nicht spotten läßt, gestand seinen Betrug und wie ihn Cyrila dazu bestochen habe; er erklärte von nun an dem katholischen Glauben anhängen zu wollen und bat Eugen sich seiner annehmen zu wollen. In Gegenwart der Arianer, welche die Dreieinigkeit leugnen, machte Eugen das Kreuz über den Augen des Blindgewordenen und sprach: „Deine Augen öffnen sich im Namen des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes, an welche wir glauben als einigen wahren Gott in drei gleichen Personen von gleicher Allmacht.“ Auf diese Worte folgte sogleich die Wirkung; die Schmerzen hörten ganz auf und bekam sogleich sein Gesicht wieder. Allein weder der Kaiser Trasimund noch der Betrüger Cyrila dachten daran, nun an die katholische Lehre zu glauben, sondern wurden noch starrköpfiger in ihrer Verblendung.
Sünde wider den Heiligen Geist
Als der Heiland auch einmal ein Wunder verrichtete, um den Juden die Wahrheit seiner Lehre zu beweisen, konnten sie zwar das geschehene Wunder nicht hinweg leugnen, wollten aber auch die Wahrheit nicht annehmen und sagten deshalb, der oberste Teufel habe ihm geholfen. Da tat der Herr den merkwürdigen Ausspruch, daß jede Sünde vergeben werden könne, nur die Sünde gegen den heiligen Geist werde weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben. Solche Sünder gegen den heiligen Geist waren auch diese verstockten Arianer, welche nicht nur von den klaren Beweisen, welche Eugen in Erleuchtung des heiligen Geistes für die Wahrheit der katholischen Lehre vorbrachte, das Auge ihres Geistes verschlossen, sondern auch das offenbare Wunder, den Fingerzeig Gottes, für nichts ansahen. Die Sünde gegen den heiligen Geist besteht nämlich hauptsächlich darin, daß der Mensch starrköpfig nicht glauben will und sich selbst absperrt gegen die geoffenbarte Wahrheit, obschon ihm durch Gottes Fügung Alles gesagt und gezeigt ist, was einen vernünftigen Menschen überzeugen kann. Der Glaube ist der Keim und die Wurzel, aus dem das christliche Leben entsprießt und in den Himmel hinein wächst. Der Glaube ist aber eine Gnade des heiligen Geistes und etwas Freiwilliges mit einander. Wer nun freiwillig gerade in Glaubenssachen von der angebotenen Gnade des heiligen Geistes und seiner Erleuchtung sich abkehrt, was soll denn noch helfen? –
Es gibt nichts mehr, er verschließt und tötet seine eigene Seele für das sonnige Einstrahlen des heiligen Geistes. Hüte dich, o Leser, mehr als vor jedem Übel, vor der Sünde gegen den heiligen Geist, und streite nie gegen eine religiöse Behauptung, weil sie dir nicht angenehm ist, wenn sie geoffenbarte Wahrheit, katholische Glaubenslehre ist.
Trasimund beharrte in seiner Ketzerei; er wollte den hl. Eugen schrecken. Er ließ ihn wie einen Verbrecher zur Gerichtsstätte bringen; der Scharfrichter war bereit mit seinem Schwert. Da wurde Eugen gefragt, ob er entschlossen sei, des katholischen Glaubens wegen zu sterben; er antwortete, er sei bereit; denn für die Gerechtigkeit sterben heiße für die Ewigkeit leben. Auf diese Antwort nahm der König seinen Todesbefehl zurück und schickte Eugen nach Frankreich in die Verbannung. Dort nahm der heilige Mann seine Wohnung bei dem Grab des Märtyrers Amarand. Eines Tages warf er sich mit ausgebreiteten Armen auf das Grab des Märtyrers und betete – und stand nicht mehr auf, sondern entschlief im Frieden, selbst ein Märtyrer, obschon gestorben ohne vergossenes Blut. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 3 Juli bis September, 1872, S.77 – S. 82