Heiligenkalender
4. Juni
Der heilige Quirinus von Siscia, Bischof und Märtyrer
Der heilige Quirinus war Bischof von Sisseg (Siscia) in Ungarn und ein eifriger Arbeiter im Weinberg des Herrn. Da der Kaiser Diokletian den Befehl ergehen ließ, die Christen auszurotten, namentlich aber die Bischöfe und Priester zu töten, so suchte der Statthalter Maximus diesem Befehl auch mit wütendem Eifer nachzukommen und den heiligen Bischof zu ergreifen. Dieser entfernte sich, wurde aber von den Verfolgern eingeholt und vor den Richterstuhl des Landpflegers geführt, wo er folgendes Verhör auszustehen hatte.
Maximus: Wohin hast du fliehen wollen?
Quirinus: Ich bin nicht geflohen, sondern ich befolgte nur den Befehl meines Meisters, der da gesagt hat: „Verfolgt man euch in einer Stadt, so begebt euch in eine andere.“
Maximus: Wer gab dir diesen Befehl?
Quirinus: Jesus Christus, Gottes Sohn!
Maximus: Weißt du denn nicht, daß dich die Edikte der Kaiser überall erreichen werden, und daß dir jener, den du Gott nennst, nicht zu Hilfe kommen kann, wie du jetzt siehst?
Quirinus: Jener Gott, den wir anbeten, ist stets um und bei uns, wo wir auch immer sein mögen; überall kann er uns zu Hilfe kommen. Er war auch bei mir, als man mich gefangen nahm und steht hier bei mir, und stärkt und kräftigt mich und redet aus meinem Mund.
Maximus: Mit deinem vielen Reden verlierst du die Zeit, gehorche und opfere. Lese die Befehle unserer Kaiser und tue, was sie befehlen.
Quirinus: Solchen Befehlen werde ich nimmermehr gehorchen, da sie gottlos sind; ich werde nicht vorgeblichen Göttern opfern, welche nur in eurer Einbildung leben. Doch der Gott, den ich anbete, lebt zugleich im Himmel, auf Erden und im Meer und ist erhaben über Alles, da er Alles in sich vereint.
Da nun des Landpflegers Zureden vergeblich war, versuchte er es, den heiligen Bischof durch Drohungen wankend zu machen. Er ließ ihm die Folterwerkzeuge weisen und sagte, er möge sich nur zum Schein unterwerfen, er werde ihn dann freilassen und er könne dann ungehindert seinen Glauben bekennen; ja er versprach ihm, er werde ihn zum Priester des Gottes Jupiter machen, wenn er Christum verleugne.
Qurinus aber entgegnete: „Ich versehe schon die Dienste eines Oberpriesters, indem ich mich selbst dem wahren Gott anopfere.“
Hierauf ließ ihn Maximus in Ketten legen und in das Gefängnis werfen. Kaum dort angekommen warf er sich auf die Knie und betete: „O Herr, gib, daß alle jene, welche in diesem Gefängnis sind, dich, den alleinigen Herrn, erkennen, da es außer dir keinen andern Gott gibt!“ –
Es mochte Mitternacht sein, da verbreitete sich mit einem Male in seinem Kerker ein ungewöhnliches Licht. Als es der Kerkermeister gewahrte, stürzte er auf die Knie nieder und rief: „O Heiliger! Bitte deinen Gott für mich, denn ich glaube, es gibt keinen andern Gott, als den, welchen du anbetest!“ Quirinus gab ihm eine rührende Ermahnung, unterrichtete ihn, und erteilte ihm die heilige Taufe und Firmung.
Drei Tage darnach schickte Maximus den heiligen Bischof zu Amantius, dem Statthalter von Oberungarn, um von diesem gerichtet zu werden. Mit Ketten beladen führte man ihn durch alle Städte, welche an den Donau lagen, bis endlich Amantius befahl, man solle ihn nach Sabaria bringen, wo er ihn richten werde. –
Da drängten sich nun alle christlichen Frauen ins Gefängnis und brachten dem Kämpfer Erfrischungen und als er den Wein und das Brot segnen wollte, um es ihnen darzureichen, fielen plötzlich seine Ketten von Händen und Füßen.
Nachdem Amantius über das, was sich schon bei Maximus gegeben, Kundschaft eingezogen hatte, ließ er den Heiligen im öffentlichen Theater vor sich erscheinen und fragte ihn, ob er noch auf seinem Bekenntnis verharre?
Quirinus antwortete: „Ich habe den wahren Gott zu Sisseg (Siscia) bekannt und niemals einen andern angebetet. Ich trage ihn in meinem Herzen und Niemand auf Erden wird mich von ihm zu trennen vermögen.“
Amantius bot nun Alles auf, um Quirinus wankend zu machen, er machte ihm glänzende Versprechungen und drohte ihm mit dem Tode. Doch da Quirinus unbeweglich blieb, ja sogar über den ihm angedrohten Tod lächelte, so gab Amantius den Befehl, den heiligen Bischof, mit einem Mühlstein an dem Hals, in das Wasser zu versenken, was auch auf der Stelle vollzogen wurde.
Doch statt daß der Heilige in die Tiefe hinab gezogen wurde, sah man ihn lange Zeit auf der Oberfläche des Wassers schwimmen, zum größten Erstaunen des Volkes, das am Ufer des Flusses sich gesammelt hatte; ja vom Wasser heraus gab er den Umstehenden noch die Ermahnung, Gott treu zu bleiben und sich weder durch Furcht vor den Strafen, noch durch den Tod selbst abwendig machen zu lassen. Da er aber fortwährend auf dem Wasser schwamm, ohne unterzusinken, fürchtete er die Marterkrone zu verlieren und betete: „Es ist kein Wunder für dich, Herr Jesus, daß du den Lauf der Flüsse aufhaltest, wie du es dem Jordan getan hast, oder daß du dem Menschen die Gewalt gibst, auf dem Wasser einher zu gehen, wie du sie dem Petrus gabst. Dieses Volk sieht an mir einen wunderbaren Beweis deiner Macht: verleihe aber auch mir, o mein Gott, was ich noch zu wünschen übrig habe, was allen andern Dingen vorzuziehen ist, das Glück, für dich zu sterben.“ Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so versank er in die Tiefe. Sein Leib wurde in geringer Entfernung von der Stelle, wo er untersank, aufgefunden und in der Kapelle am Ufer des Flusses begraben.
Der heilige Quirinus wird abgebildet in bischöflicher Kleidung, einen Mühlstein neben sich. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 900 – S. 903