Heiligenkalender
29. März
Die heiligen Jonas und Barachjesus, Märtyrer
Die schaudervollste Verfolgung gegen die Christen ereignete sich unter dem König Sapor von Persien; es ist unbeschreiblich, was die armen Gläubigen um Jesu willen zu leiden hatten, dagegen herzerhebend ist der Heldenmut, mit dem sie die schrecklichen Peinen duldeten.
Zwei Brüder, Jonas und Barachjesus, das heißt „der von Jesus Gesegnete“, aus der Stadt Beth-Asa, erfuhren, daß mehrere Gläubige sollten hingerichtet werden. Sogleich eilten sie dahin, um ihnen Mut einzusprechen, und ihr Bemühen war so gesegnet, daß neun davon die Marterkrone erhielten. Nun wurden aber auch diese beiden Brüder gefangen und vor den Richter gestellt. Dieser drang heftig in sie, dem König der Könige, nämlich dem König von Persien, Gehorsam zu leisten und die Sonne, den Mond und das Feuer anzubeten. Die Perser beteten nämlich die Sonne, das Feuer und Wasser und den Mond als Gottheiten an. Ruhig antworteten die Brüder: „Wir können keinem König gehorchen, der dem Tode unterworfen ist, sondern wir müssen dem unsterblichen König gehorsamen, der Himmel und Erde erschaffen hat.“ Als die Magier, nämlich die Priester der Sonne und des Feuers, hörten, daß man den König sterblich nannte, beschlossen sie, die beiden Brüder zu trennen, damit Einer den Andern nicht hören könne.
Barachjesus wurde nun in ein enges Kerkerloch geworfen, und Jonas zurück gehalten, in der Hoffnung, ihn dahin zu bringen, daß er der Sonne, dem Feuer und Wasser Weihrauch streue. Allein Jonas blieb standhaft und sprach: „Ich liebe zu sehr meine Seele und mein ewiges Leben in Christo, deswegen verleugne ich Christum nicht, der die einzige Hoffnung der Christen ist:“ Auf diese Antwort ließ ihm der Obermagier einen spitzigen Stecken unter das Knie hinein schlagen, ihn dann auf den Boden nieder setzen und mit dornigen Stöcken so lange peitschen, bis man auf die Rippen hinein sah. Allein mitten in der Pein rief der Heilige: „Gott unsers Vaters Abraham, ich sage dir Dank; verleihe mir die Gnade, daß ich dir ein angenehmes Brandopfer darbringen könne; nur dieses Eine verlange ich und um dieses Eine bitte ich“; dann schrie er laut: „Ich sage ab dem ungläubigen König und allen seinen Freunden, die da Diener des Satans sind. Ich entsage dem Dienst der Sonne, des Mondes, der Sterne, des Feuers und Wassers und bekenne den Vater, Sohn und heiligen Geist.“ Da die Magier dies hörten, ließen sie den Heiligen mit einem Strick am Fuß auf das Eis hinaus schleifen, wo er die Nacht scharf bewacht bleiben sollte. Am andern Tag ließen sie den Barachjesus vor sich bringen und sagten ihm, daß sein Bruder Jonas geopfert hätte. „Das ist nicht wahr“, erwiderte er, „ich kenne ihn zu gut, als daß ich glauben könnte, daß er das Feuer anbete, welches von Gott zum Dienst der Armen und Reichen bestimmt ist“, und nun redete er über die unendliche Macht Gottes mit einer solchen Kraft, daß selbst die Magier erstaunten und sagten: „“Wir dürfen nicht gestatten, daß die Leute solche Worte hören, sonst werden sie bekehrt und spotten unser, man muss nur des Nachts über ihn Gericht halten.“ Nun ließen sie eiserne Platten glühend heiß machen und dieselben dann unter seine Achseln schieben mit dem Bedeuten, daß, wenn er eines dieser Eisen fallen lasse, es so viel gelte, als habe er den Glauben verleugnet. Allein der Heilige sprach ruhig: „Ich fürchte euer Feuer nicht, und werde keine Platte auf die Erde fallen lassen; nur bitte ich euch, ihr möget mir ohne Verzug alle Martern bereiten, denn ich habe einmal den Kampf für Gott unternommen und muss also denselben auch heldenmütig vollenden.“ Voll Zorn über diese Worte ließen nun die Peiniger dem Heiligen geschmolzenes Blei in die Augen und Nasenlöscher gießen und ihn darauf in das Gefängnis abführen, wo er an einem Fuß aufgehängt wurde.
Nun holte man den Jonas herbei, der die ganze Nacht auf dem Eis zugebracht hatte. – „Wie befindest du dich“, riefen ihm die Magier zu, „wie hast du diese Nacht zugebracht?“ „Bei Gott“, erwiderte er, „vom Tage meiner Geburt an habe ich nie eine angenehmere Nacht erlebt; denn ich verkostete das Leiden Jesu Christi.“ „Dein Gefährte hat abgesagt“, riefen die Magier. „Ja wohl“, entgegnete Jonas, „ich weiß, daß er schon lange dem Satan und seinen Engeln abgesagt hat.“ „Hüte dich, Jonas, vor dem Verderben“, schrien die Magier. „Wenn ihr Weise seid“, sprach dieser, „so sagt mir doch, ob es nicht besser sei, das Getreide auszusäen, als es aufzubewahren, um es vor Sturm und Regen zu schützen? Nun aber ist dies Leben wie ein Same, den man in die Erde wirft; es wird hervortreiben im künftigen Leben, wo es Jesus in seinem unvergänglichen Licht erneuern wird, die aber seine Gebote verachten, wird er in den Feuerabgrund stürzen, wie geschrieben steht.“ „Eure Schriften“, antworteten die Magier, „haben schon viele Leute betrogen und ihrer Religion vergessen gemacht.“ Jonas antwortete: „Wahr ist es, wenn ihr sagt, daß unsere heiligen Schriften vergessen machen; denn sie bewirken, daß derjenige, welcher von dem Leiden Christi gekostet hat, alle Vergnügungen, Ehren und Güter dieses Lebens vergißt; er seufzt nur nach der Anschauung des wahren Königs, dessen Reich ewig ist, und dessen Gewalt dauert von Geschlecht zu Geschlecht.“ Als nun der heilige Märtyrer zu reden aufhörte, schnitt man ihm die Finger und Zehen gliedweise ab, streute sie herum, dann zog man ihm die Haut vom Kopf, schnitt ihm die Zunge ab und warf ihn in einen mit kochendem Pech angefüllten Kessel; allein das Pechfloß heraus und der Heilige blieb unversehrt. Hierauf legte man ihn unter eine hölzerne Presse, wo man ihn mit unmenschlicher Grausamkeit zerquetschte. Endlich wurde sein Leib in Stücke zersägt und in einen ausgetrockneten Brunnen geworfen, wo man ihn scharf bewachen ließ, damit ihn die Christen nicht forttragen konnten.
Nun ließen die Magier von Barachjesus herbei schleppen und sagten zu ihm: „Habe doch Mitleid mit deinem Körper und richte ihn nicht ganz zu Grunde!“ Er aber versetzte ihnen: „Ich habe meinen Leib nicht erschaffen und dieser wird ihn wieder erneuern und für seine Zerstörung von euch Rechenschaft fordern.“ Ergrimmt hierüber ließen ihn nun die Magier mit Dornen geißeln; dann ließen sie Moosrohre auseinander schneiden, dieselben mit dünnen Stricken um seinen Leib binden, damit sie in das Fleisch hinein schnitten, und zuletzt wälzten sie ihn auf dem Boden, zogen die scharfen Rohre durch die Stricke und rissen ihm so stückweise das Fleisch von den Gebeinen. Während dieser Pein gossen sie ihm auch noch siedendes Pech und brennenden Schwefel in den Mund, welche Marter sein Leben endete. So errangen diese Glaubenshelden die glorreiche Marter-Krone. Ein alter Freund von ihnen kaufte die heiligen Leiber von den Magiern und begrub sie ehrenvoll. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Erster Teil, 1904, S. 478 – S. 479