Heiliger Antipas Bischof und Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

11. April

Der heilige Bischof Antipas wird von den römischen Schergen mit Gewalt hinweg geschleift; der Richter, der den Heiligen zur Marter und zum Tode verurteilt hat,, sitzt im Hintergrund erhöht auf seinem Richterstuhl und weist mit der rechten Hand in Richtung des Marterplatzes

Der heilige Antipas Bischof und Märtyrer

Die heilige Kirche des Morgen- und Abendlandes stellt uns heute, in dieser kostbaren Zeit des Heiles einen ihrer glorreichsten Fürsten zu freudiger Begrüßung und Verehrung vor: Antipas, Bischof von Pergamon, diesen großen Apostel Jesu Christi. In der Offenbarung des hl. Johannes (2,12 u.13) lesen wir: „Dem Engel (Bischof) der Gemeinde Pergamons schreibe: „Das sagt, der da hat das scharfe zweischneidige Schwert: Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist; aber du hältst meinen Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet auch in den Tagen, in denen Antipas, mein treuer Zeuge, getötet wurde bei euch, wo der Satan wohnt.“ Dieses ehrenvollste Zeugnis des heiligen Geistes hat sich der hl. Antipas, über dessen Jugendzeit und Wirken im Mannesalter die Geschichte nichts aufbewahrte, in der zweiten Christenverfolgung verdient, welche der blutdürstige Kaiser Domitian im ganzen römischen Reich mit eiserner Strenge durchzuführen befahl. Das kaiserliche Gesetz wurde zu Pergamon in Kleinasien mit solcher Grausamkeit vollzogen, die Christen wurden dort mit solcher Bosheit verhöhnt, gemartert, getötet, daß die geheime Offenbarung nur allzu wahr sagen konnte, „zu Pergamon habe der Satan seinen Thron.“

In dieser furchtbaren Bedrängnis hütete Antipas seine geliebte Herde mit kühner Unerschrockenheit und verteidigte die Christen wider die satanischen Verleumdungen mit apostolischem Freimut. Er bewies den kaiserlichen Richtern durch die handgreiflichen Tatsachen die Unsinnigkeit ihres Götzendienstes und die Ungerechtigkeit ihrer jede Menschenwürde verhöhnenden Raserei. Er wagte sich nämlich, mit heroischem Gottvertrauen bewaffnet, in die Tempel der Heiden, beschwor alle Teufel, welche sich in den Götterbildern verborgen, und zwang sie durch die Kraft des hochheiligen Namens Jesus die Stadt zu verlassen. Die Folge davon war, daß die Götzenbilder alle verstummten. Dasselbe tat er im ganzen Umfang seines Bistums und begeisterte mit flammender Beredsamkeit die Christen zu dankbarer Treue und Ausdauer im heiligen Glauben.

Die vertriebenen Geister der Hölle erschienen den heidnischen Priestern, klagten grimmig wider Antipas, daß er sie allenthalben im Lande vertreibe, und sie darum ihre Opfer nicht mehr anzunehmen vermöchten. Die Götzenpriester, voll Angst und Schrecken, daß sie unter solchen Umständen Amt, Ansehen und Einkommen verlieren müßten, erhoben einen wütenden Lärm, reizten das Volk auf, mißhandelten den Bischof Antipas und schleppten ihn vor den kaiserlichen Statthalter, schreiend: „Dieser Bösewicht ist ein Todfeind unserer Götter und vertreibt sie an allen Orten: wir verlangen von dir, daß du die Beleidigung unserer Götter sühnest und ihre Ehre verteidigst.“ Der Statthalter donnerte den heiligen Bischof an: „Bist du der Antipas, welcher die Befehle des Kaisers verachtet, welcher die Opfer in unsern Tempeln vernichtet, welcher unsere heiligen Götter aus dem Land vertreibt, damit sie uns und unser Volk nicht mehr beschützen können? Wofern du dieselben nicht sogleich wieder in die Stadt zurückholst, werde ich dich ohne Erbarmen nach der vollen Strenge des Gesetzes bestrafen.“

Der heilige Bischof entgegnete ernst und sanft: „Ich bin ein Christ und kann ein Staatsgesetz, das mich zur Verehrung falscher Götter zwingen will, nicht anerkennen. Oder wer kann solche Wesen als Gottheiten anbeten, welche selbst eingestehen und jammern, daß sie vor einem sterblichen Menschen haben fliehen müssen, welche statt eure Beschützer zu sein, euren Schutz anrufen, sogar wider mich anrufen, der ich ohne Waffe und Ansehen in eurer Mitte wohne? Hieraus folgt, doch sonnenklar und handgreiflich, daß diese vorgeblichen Götter nur Lügner und Betrüger sind, daß sie euch in einen verwerflichen Irrtum geführt haben. Denn da sie nicht im Stande sind, sich selbst zu schützen und die Schande, von mir, dem altersschwachen Greis, verjagt worden zu sein, zu rächen, woher soll ihnen die Kraft und Macht kommen, eure Stadt aus drohenden Gefahren zu retten? Werfet doch weg diesen unseligen Irrtum und glaubt mit mir an den allein wahren Gott, welcher Himmel und Erde erschaffen hat!“
Der Richter, anstatt die Beweiskraft dieser Gründe anzuerkennen und dem Licht der Wahrheit die Augen zu öffnen, behauptete: „Ihr Christen habt neue Lehren und Gebräuche eingeführt, welche ihr selbst erfunden, und verachtet die Verehrung der Götter, welcher wir von unsern Ahnen geerbt haben. Unsere Ehrensache und Pflicht ist es, in den Fußstapfen derselben treu fort zu wandeln, weil in der Religion das Alte stets sicherer und ehrwürdiger ist, als das Neue. Aus diesem Grunde ist es vielmehr deine Pflicht, daß du deinen neuen Glauben verwerfest und dich von dem Menschen lossagest, welcher vor fünfzig Jahren gelebt, durch seine Zauberkünste die Welt betört und den Lohn für seine Schlechtigkeit am Kreuz empfangen hat: gehorche dem Befehl des Kaisers, er wird dich ehren und deines hohen Alters wegen werden wir dich wie unsern Vater lieben.“

Antipas erwiderte feierlich: „Gott bewahre mich, daß ich, meiner Überzeugung untreu, vom wahren Glauben abfalle, um das mühevolle Erdenleben noch eine kurze zeit fortschleppen zu können! Und wozu sollte ich meinen Sinn ändern? Hat das Heidentum von Anfang an unter seinen tausend Göttern einen einzigen, von dem etwas Gutes herstammt? Nein, alle ohne Ausnahme haben den schändlichen Wollüsten und Lastern gefrönt und euch zu ihrer Nachfolge entwürdigt. Wenn ihr doch die aller ältesten Dinge so hoch schätzet, warum folgt ihr denn nicht dem Brudermörder Kain nach?“ Über diese scharfe Rede ergrimmt, befahl der Statthalter, diesen Frevler in den Tempel der Diana zu führen und zu zwingen, daß er ihr opfere: Antipas aber spie das Götzenbild an, kehrte ihm den Rücken, und keine Gewalt vermochte ihn zu zwingen, auch nur ein Körnlein Weihrauch zu opfern. Nun befahl der Richter, den aus Erz gegossenen Ochsen zu feuern bis zur Glühhitze, den Verächter des Kaisers und der Götter lebendig hinein zu werfen und zu verbrennen. Der heilige Greis hörte dieses Urteil mit Freude strahlendem Angesicht, kniete nieder, dankte mit lauter Stimme, mit zum Himmel erhobenen Augen und Händen für die Gnade des Glaubens an Jesus Christus, betete für alle Mitmenschen und um die Wohlfahrt des Reiches und beteuerte seine sehnsüchtige Bereitwilligkeit für Christus zu sterben. Als die Marter vollendet war, nahmen die Christen aus dem Bauch des ehernen Ochsen die heiligen Gebeine ihres teuren Bischofs und begruben sie mit hohen Ehren. Sein Grabmal ist durch die vielen, daselbst geschehenen Wunder berühmt geworden.

aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 264-265

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