Die Kraft des heiligen Namens Jesus
Der hl. Antipas hat durch die Kraft des heiligen Namens Jesus die Teufel aus den heidnischen Tempeln vertrieben, die Christen in ihrer Trübsal getröstet und sich selbst zum Martertod gestärkt. Er hat dabei nur das befolgt, was die katholische Kirche immer und überall von der übernatürlichen Kraft des heiligen Namens Jesus glaubt und lehrt, nämlich, daß die übernatürliche Kraft des heiligen Namens Jesus nicht in den fünf Buchstaben dieses Wortes, sondern in der erlösenden, heiligenden und beseligenden Gnadenwirkung liege, welche immerfort von dem menschgewordenen, gekreuzigten und triumphierenden Gottessohn ausströmt.
1. Die heilige Kirche gründet ihre Lehre zunächst auf die Verheißung Jesu Christi selbst: „Wahrlich, wahrlich sage Ich euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird Er euch geben.“ (Joh. 16,23) „Um was immer ihr den Vater in meinem Namen bitten werdet, das werde Ich tun, damit der Vater in dem Sohn verherrlicht werde.“ (Joh. 14,13) „In meinem Namen werden sie (die Gläubigen ohne Unterschied und ohne Ausnahme) Teufel austreiben, mit neuen Sprachen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden.“ (Mark. 16,17 u. 18) „Niemand, der in meinem Namen Wunder wirkt, wird leicht Mich schmähen können.“ (Mark. 9,38)
2. Die heilige Kirche gründet ihre Lehre ferner auf die ununterbrochene Überlieferung: Der Apostelfürst Petrus heilte im Namen Jesu den Lahmgeborenen an der Tempelpforte in Jerusalem (Apg. 3), den gichtbrüchigen Äneas zu Lydda und erweckte zu Joppe die tote Tabitha zum Leben. (Apg. 9) Der hl. Paulus befreite zu Philippi im Namen Jesu eine Magd von einem Geist des Python (Wahrsagergeist) (Apg. 16) Der hl. Chrysostomus lehrt: „Durch den heiligen Namen Jesus ist der Erdkreis bekehrt, die Tyrannei aufgehoben, der Teufel unter die Füße getreten, der Himmel geöffnet worden. Wenn du issest, wenn du trinkest, wenn du ausgehest, so tue Alles im Namen Jesus und – Alles wird dir gelingen.“ Der hl. Johann Climacus ermahnt: „Schlage nieder deine Feinde im Namen Jesu; denn es gibt keine mächtigere Waffe, weder im Himmel noch auf der Erde.“ Der hl. Vinzenz Ferrer bezeugt seine eigene Erfahrung mit den schönen Worten: „Der Name Jesus heilt alle Krankheiten; hätten wir Andacht zu demselben, die Ärzte würden bei uns gar wenig zu verdienen haben. Denn alle Kräfte der Engel und der Heiligen sind in demselben enthalten. Jesus ist unser unfehlbarer Arzt, und deshalb hat Er uns, nachdem Er unseren Seelen das Heil durch die Erlösung erwirkt, eine Arznei hinterlassen, indem Er sprach: „In meinem Namen werden sie den Kranken die Hände auflegen und sie gesund machen; aber ach, wir haben keine wahre Andacht zu diesem heiligen Namen, wir setzen lieber unser Vertrauen auf eitle, abergläubische Mittel!“
Die heiligen Väter: Augustinus, Gregor von Nyssa, Gregor der Große, Paulinus Beda … haben viele Zeugnisse aufbewahrt, daß sehr schwere Krankheiten, Krebs, Auszehrung, Fallsucht, Blindheit, Taubheit, Gicht … allein durch Anrufung des heiligen Namens Jesus geheilt wurden. Auch aus unsern Tagen sind die Heilungen eines Gasser, Hohenlohe, Wolf … allbekannt. Der hl. Laurenz Justinian lehrt in Bezug auf Gemütsleiden: „Wirst du von gotteslästerlichen Gedanken geplagt: fühlst du dich zu unnatürlichen Sünden wider die Keuschheit, wider dein eigenes Leben gereizt: wirst du von Furcht, von Zweifeln gemartert, rufe mit Herz und Mund: „Jesus!“ und die Kraft dieses heiligen namens ist es, welche das Herz erfreut, das Gemüt erquickt, die Andacht nährt, den Geist zur Gottseligkeit vorbereitet.“ Der schon genannte hl. Vinzenz Ferrer sagt: „Wenn du keine Reue über deine Sünden zu Stande bringst: wenn dein Herz gefühllos ist, wie ein Stein, so knie hin vor das Kruzifix, sprich „Jesus“ und mache zugleich das heilige Kreuz auf die Brust, – es wird zur Buße erweicht.“ Wie und wozu gebrauchst du den hocheiligen Namen Jesus? –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 265 – S. 266