Heilige Enkratia Jungfrau und Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

16. April

Die heilige Märtyrerin Enkratia schaut zum Himmel hinauf, während sie mit der linken Hand auf die Marterwerkzeuge schaut; im Hintergrund sieht man, wie sie gemartert wird

Die heilige Enkratia Jungfrau und Märtyrerin

Enkratia (Enkratides, Engratia) wurde in Portugal geboren und von ihren adeligen, sehr reichen und gottesfürchtigen Eltern frühzeitig belehrt und angeleitet, Jesus Christus über alles zu lieben. Als sie erkannte, daß die jungfräuliche Reinigkeit ihm, der in der unbefleckten Jungfrau Maria durch die Mitwirkung des heiligen Geistes die menschliche Natur angenommen, vor allen Tugenden wohl gefällig sei, gelobte sie, als eine Jungfrau leben und sterben zu wollen. Allein ihr Vater, der anders gesinnt war, versprach die dem Edlen von Roussilon, der an den Grenzen von Frankreich das römische Heer befehligte, zur Ehe. Enkratia hatte zwar nicht den Mut, der väterlichen Anordnung sich ausdrücklich zu widersetzen, verharrte aber dennoch bei dem Vorsatz, in jungfräulicher Reinigkeit zu leben. Sie setzte ein großes Vertrauen auf Gott und bat ihn auf das inständigste, er wolle ihr die Kraft zur treuen Einhaltung ihres Vorsatzes verleihen.

Indessen wurden alle Anstalten zur Hochzeit getroffen. Es wurden verschiedene adelige Verwandte eingeladen, um die Braut nach Frankreich zu begleiten, nebst anderen, welche sie bedienen sollten. Die Abreise war festgesetzt, wurde auch wirklich angetreten. Enkratia verlor dennoch ihr Vertrauen nicht. Ihr tägliches, stündliches Gebet zu Gott war: „Herr! Laß mich als eine Jungfrau sterben.“ Und Gott erhörte ihr Gebet. Da sie nun auf der Reise eifriger als jemals ihre jungfräuliche Reinigkeit Gott dem Herrn empfahl, offenbarte er ihr, daß sie nicht nur als eine Jungfrau, sondern auch als eine Märtyrerin sterben würde, und zwar in der Stadt Saragossa. Diese Offenbarung erweckte in dem Herzen der heiligen Enkratia eine unaussprechliche Freude. Sie zählte fast alle Stunden, bis sie zu der bestimmten Stadt gelangte.

Es hielt sich damals in jener Stadt der Landpfleger Dacian, ein unversöhnlicher Feind und Verfolger der Christen, auf während der Christenverfolgung durch die Kaiser Diokletian und Maximian. Er reiste von einer Stadt zur Andern und ließ die Christen ohne Unterschied auf allerlei Art peinigen und um das Leben bringen. Dieser war gerade zu Saragossa, als die heilige Jungfrau Enkratia dahin gekommen war. Als Enkratia daselbst angelangt war, erzählte man ihr, wie grausam der Tyrann mit den Christen verfahre, und riet ihr, sie sollte sich bei Zeiten in aller Stille aus der Stadt flüchten, um der Gefahr zu entgehen. Allein Enkratia benützte diese Gelegenheit zur Bewahrung der Gott gelobten jungfräulichen Reinigkeit, entfloh heimlich ihren Begleitern, begab sich auf Eingebung Gottes zu Dacian und stellte ihm das Unrecht vor, die Anbeter des einen wahren Gottes zu verfolgen. Dacian wußte anfangs nicht, was er denken oder sagen sollte, da er die unerschrockene Freimütigkeit zu reden, deren sich Enkratia bediente, anstaunte. Er fragte sie, wer sie wäre, woher sie käme, und wer ihr das Recht gegeben hätte, ihn wegen seines Verfahrens zu schmähen. „Ich bin eine Christin“; antwortete Enkratia, „ich komme aus Portugal und reise nach Frankreich.“ Mehr ließ der Tyrann nicht reden, sondern gab Befehl, Enkratia vor seinem Angesicht zu schlagen. Die christliche Heldin fuhr fort, unter den Schlägen ihren Glauben zu bekennen und Jesus Christus für den wahren Gott zu erklären. Hierauf ließ Dacian die heilige Jungfrau an den Schweif eines Pferdes binden und durch die Gassen der Stadt schleifen, ihren Leib mit eisernen Krallen zerfleischen und endlich, da sie im Bekenntnis Christi freudig verharrte, dadurch töten, daß man ihr einen eisernen Nagel durch den Kopf schlug. Dies geschah im Jahre 304.

Beherzigung.

„Herr! Lasse mich als Jungfrau sterben.“ Wohl ein heiliges, aber bei den Menschen zu jetziger Zeit seltenes Gebet. Man denkt nicht an das Versprechen der heiligen Taufe, das Kleid der Unschuld unbefleckt zu bewahren bis zum Gericht Gottes, wenn man nicht zum Ehestand berufen ist; man denkt nicht an die Worte des heiligen Apostels Paulus, den Leib als Tempel des heiligen Geistes zu betrachten und ihn rein zu bewahren. Das kommt daher, weil man in der Jugend den christlichen Unterricht nur ins Gedächtnis aufnimmt, zu wenig beherzigt, nicht danach lebt. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 281 – S. 282

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