Strambis Vertrauen zur Gottesmutter Maria

Zwei Engel sitzen auf einer Wolke, zwischen ihnen ist eine Sonne mit Strahlen

Vinzenz Maria Strambi`s kindliches Vertrauen zur Gottesmutter Maria

Er hatte von Kindheit an ein ungemein kindliches Vertrauen zur Mutter der Barmherzigkeit. Ihr hatte er sein ganzes Herz geschenkt. Alle Tage betete er, wie wir schon gehört haben, den Rosenkranz, und er unterließ diese Andacht auch dann nicht, wenn er als Missionar und Bischof mit Geschäften überhäuft war. So oft die Glocke das Zeichen gab, betete er den englischen Gruß auf den Knien und geschah es, daß er sich auf offener Straße befand, so kniete er nieder, selbst dann, wenn der Weg kotig oder er selbst von Personen vornehmen Standes begleitet war. Auf seiner Brust trug er immer eine Reliquie der seligsten Jungfrau und segnete damit die Kranken. Bei jedem öffentlichen Unfall nahm er voll Zuversicht seine Zuflucht zu Maria, und pflegte mit den Worten Trost zu spenden: „Nur Vertrauen, Maria wird sich unser erinnern, nur Mut, Maria wird helfen.“

Kamen einzelne Personen, welche ihm ihr Unglück und ihre Not klagten und von ihm Trost begehrten, so wußte er, den süßen Namen Maria im Munde, jedes Herz zu erleichtern. Er ermunterte Alle, fest an Maria zu halten, mit den Worten des heiligen Bernard: „Denke an Maria, rufe sie an; sie weiche nicht aus deinem Munde, nicht aus deinem Herzen.“ Auf seinem Schreibtisch stand ein Marienbild, und oft richtete er während der Arbeit kurze Stoßgebetlein an seine Mutter im Himmel. Große Freude gewährte ihm der Besuch von Kirchen, welche der seligsten Jungfrau geweiht waren und in Rom verließ er wohl höchst selten sein Kloster, ohne Maria in der einen oder andern Kirche zu begrüßen. Wiederholt besuchte er das heilige Haus in Loreto.

Die Festtage Mariens waren für ihn Freudentage, und mit heiliger Begeisterung verkündete er ihr Lob, wie er denn schon als Student den Kindern seiner Vaterstadt den englischen Gruß gelehrt, und als Präfekt des Seminariums seine Zöglinge zur kindlichen Verehrung der Gottesmutter durch Wort und Beispiel ermuntert hatte. Im Kloster und auf seinen Missionen tat er das Gleiche. Die Herrlichkeiten Mariens waren ihm der liebste Gegenstand seiner Predigten.

Bei allen Missionen ließ er sich neben dem Bildnis des Gekreuzigten auch ein Bild der seligsten Jungfrau auf die Kanzel stellen und nahm bei jeder Gelegenheit Anlass, ihre Macht und Barmherzigkeit zu preisen, ja er behauptete ganz offen, die meisten Bekehrungen der Sünder geschähen auf die Fürbitte der Himmelskönigin. Um die Verehrung gegen dieselbe zu erhöhen, schrieb er auch zwei kleine salbungsvolle Bücher: „Kindliche Zuflucht zu Maria der heiligsten Jungfrau“, und „Schutz der heiligsten Jungfrau, Schatzmeisterin der Gnaden“, betitelt und empfahl als Bischof den Seelsorgern und Beichtvätern, die Andacht zu Maria nach Kräften zu befördern.

Es wurde aber auch Vinzenz schon auf Erden dafür durch manche Gnadenerweisungen belohnt. Am 27. Dezember 1823 besuchte Vinzenz den kranken Kardinal Fesch. Dieser hatte eine Nichte, die Fürstin Pauline Borghese, eine Schwester des Kaisers Napoleon, eine geistreiche aber weltlich gesinnte Dame. Dieselbe lag ebenfalls krank darnieder, und da sie von dem frommen Bischof Vinzenz Strambi so viel Rühmliches gehört hatte, faßte sie Zutrauen zu ihm und ließ ihn bitten, sie zu besuchen. Vinzenz kam am 25. Dezember zu ihr, gerade am Fest der gnadenreichen Geburt unsers Herrn, und verweilte bei ihr so lange, bis er ihr Gewissen beruhigt zu haben hoffte. Die heiligen Worte des Dieners Gottes machten auf ihr Herz den tiefsten Eindruck. Er hörte ihre Beichte und ließ ihr darauf die heilige Kommunion reichen.

Als nun Vinzenz am 27. Dezember den kranken Kardinal Fesch besuchte, kam man auch auf die Fürstin Pauline Borghese zu sprechen. Der Kardinal äußerte sich verwundert darüber, daß Vinzenz dieser so weltlich gesinnten Dame noch in seiner Gegenwart die heilige Kommunion habe reichen lassen. Ihm entgegnete Vinzenz lebhaft und entschieden: „Eminenz, ich wußte, was ich tat, und ich würde es wieder tun, wenn sich eine solche Gelegenheit darbieten würde.“ Diese Worte gereichten dem Kranken zum großen Trost, und er bat den hl. Bischof, durch sein Gebet seiner Nichte Standhaftigkeit von Gott zu erflehen. Vinzenz antwortete augenblicklich: „Ich habe von der Mutter Gottes schon die halbe Zusicherung“, und wiederholte diese Worte zweimal mit ungewöhnlicher Lebhaftigkeit. Nachdem sich beide Männer mehr als eine Stunde über andere Gegenstände unterredet hatten, rief Vinzenz auf einmal freudig aus: „Ich habe die ganze Zusicherung, das ganze Wort.“ –

Der Kardinal, welcher an die früheren Worte des Bischofs sich nicht mehr erinnerte, fragte mit Verwunderung: „Was für eine Zusicherung?“ Sogleich entgegnete Vinzenz: „Ich habe für die Fürstin das ganze Wort von der allerseligsten Jungfrau, daß sie ein erbauliches Leben führen wird.“ Der Kardinal erstaunte, daß Vinzenz auch während der Gespräche mit Anderen seinen Geist immer bei Gott und der göttlichen Mutter hatte, welche seine Bitten auf so wunderbare Weise erhörte, und ihm die Zukunft offenbarte. Und die Zukunft bewies auch, daß Vinzenz von der seligsten Jungfrau die aufrichtiger Bekehrung der Fürstin Pauline erfleht habe; denn dieselbe führte in der kurzen Zeit, die sie noch lebte, ein seh erbauliches Leben und starb eines wahrhaft christlichen Todes! –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1860, Sp. 84 – Sp. 86

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