Heiliger Vinzenz Maria Strambi Passionist

Christus sitzt in der Mitte, Löwe und Stier zu seinen Füßen

Heiligenkalender

1. Januar

Der selige Vinzenz Maria Strambi, Bischof von Macerata

Der selige Vinzenz (*), der Sohn eines Apothekers, wurde in der Stadt Civitavecchia in Italien am ersten Januar 1745 geboren. Schon als Knabe hieß man ihn wegen seiner Frömmigkeit „den kleinen Heiligen“. Erst 22 Jahre alt, wurde er zum Priester geweiht und trat dann in den Orden der Pasionsiten, welchen der heilige Paul vom Kreuz gestiftet hatte. Auf dem Berg Argentaro bereitete er sich in enger, armer Zelle betend, studierend und die strengste Buße übend, auf seinen Beruf vor, nämlich als Missionar mit den Waffen des Wortes Gottes zu streiten gegen den Unglauben, welcher damals fast die halbe Welt Gott entfremdet hatte. –

Vom heiligen Paul vom Kreuz ausgesendet, predigte er 20 Jahre das Wort des Herrn in Städten und Dörfern, und gewann Tausende von Seelen für Jesus und die Tugend. Bei seinen Missionen wandte er sich immer mit dem glühendsten Gebet an Maria, die Zuflucht aller armen Sünder. Als er zu Ankora in der Dominikanerkirche vor einer unermesslichen Menge Volkes predigte, geschah es, daß die Anwesenden aus den Augen des Muttergottes-Bildes Lichtstrahlen ausgehen sahen, die sich am Herzen des Missionars vereinigten. Alles weinte laut auf ob dieses Anblickes. –

Nachdem er durch seine Predigten überall die schönsten Früchte hervor gebracht, erhob ihn Papst Pius VII. zum Bischof von Macerata.

Auch als Bischof führte er ein ganz armes Leben, um den Notleidenden desto besser beispringen zu können. Morgens und Abends betete er mit seinen Hausgenossen; zum Abendgebet fügte er jedesmal den heiligen Rosenkranz, den er selbst täglich betete. Da er vollkommen nach dem geist Christi lebte, so darf es nicht wundern, daß seine unermüdlichen Arbeiten für die Angehörigen seines Bistums überaus gesegnet waren, und er deshalb auch allgemein wie ein Vater geleibt wurde. Als er auf Befehl des Kaisers Napoleon wegen seiner mutigen Verteidigung Rechte der der Kirche und seiner treuen Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl gefangen abgeführt wurde, da trauerte und weinte das Volk, als hätte man ihm den geliebtesten Vater entrissen. Und als er mit dem Sturz Napoleons wieder in sein Bistum zurück kehrte, da war die Freude über seine Ankunft allgemein. Der heilige Vater Pius VII. schenkte ihm das größte Vertrauen. –

Im Jahre 1797 wurde das wundertätige Gnadenbild zu Loreto von den Franzosen geraubt und nach Paris gebracht. Dort verblieb es zum tiefsten Schmerz von ganz Italien im königlichen Museum, jedoch vor aller Entheiligung bewahrt. Im Dezember des Jahres 1802 wurde endlich das Gnadenbild von Paris wieder nach Loreto zurück gebracht. Der heilige Vater wünschte diese Rückkehr mit möglichster Feierlichkeit zu begehen und gab zu dem Ende dem Bischof von Loreto den Auftrag, die benachbarten Bischöfe zu dieser Feierlichkeit einzuladen. Freudigen Herzens empfing der heilige Vinzenz diese Nachricht und eilte sogleich nach Recanati, um das Gnadenbild in Prozession nach Loreto zu begleiten. Eine unermessliche Menge Menschen zog mit dem heiligen Bild in glänzender Prozession in die Kirche zu Loreto. Am 8. Dezember wurde das heilige Bild wieder zur öffentlichen Verehrung ausgestellt, wobei der heilige Vinzenz ein Hochamt hielt. Ein Kardinal und acht Bischöfe waren bei der Prozession gegenwärtig, und eine Mission, welche Vinzenz hielt, schloss die herrliche Feierlichkeit. Nach Beendigung der Mission kehrte er in sein Bistum zurück, und arbeitete wieder mit rastlosem Eifer am Heil der ihm anvertrauten Seelen. Aber nur aus Gehorsam gegen den Papst hatte er die bischöfliche Würde angenommen; sie war für seine Schultern zu schwer. Sie kam ihm so furchtbar vor, daß er den heiligen Vater dringendst bat, ihn dieser Würde zu entheben und in sein Kloster zurück kehren zu lassen. Endlich nach langem Bitten gewährte ihm der heilige Vater Leo XII. die Bitte, aber mit dem Auftrag, nach Rom zu kommen, und dort im päpstlichen Palast an seiner Seite zu wohnen. –

Mit freudigem Herzen legte nun der 80jährige Vinzenz die bischöfliche Würde nieder und zog nach Rom, wo er sich nur mit Gebet und geistlicher Lesung beschäftigte. Da geschah es, daß der Papst bis auf den Tod krank wurde. –

Der Papst hatte Vinzenz ungemein lieb, und auch Vinzenz war dem heiligen Vater mit kindlicher Liebe zugetan. Da der heilige Vater schon beinahe Besinnung und Sprache verloren hatte, schickte man eilig nach Bischof Vinzenz, damit er dem sterbenden Papst beistehe. Als Vinzenz in das Zimmer trat, raffte der Papst alle seine noch übrigen Kräfte zusammen, streckte ihm die hageren Arme entgegen, drückt ihn zärtlich an sein herz, küßt ihn und spricht mit schwacher Stimme: „Ach mein Vater Vinzenz (so pflegte ihn der Papst vertraulich zu nennen), ich hoffte, Euch heilig sprechen zu können, ein anderer Papst wird dieses tun.“ Vinzenz war aufs tiefste gerührt, und sprach dem heiligen Vater Trost zu. Bald hierauf bat er ihn, sich entfernen und für seine Genesung die hl. Messe lesen zu dürfen. Der hl. Vater nickte mit dem Haupt. Beim Weggehen sagte Vinzenz: „Nur Mut, heiliger Vater! Es gibt Jemanden, der sein eigenes Leben für das Ihrige opfert.“

Vinzenz las die heilige Messe mit glühender Andacht und opferte dort mit lebendigem Vertrauen durch die Hände der allerseligsten Jungfrau sei Leben für das Leben des Papstes, und der liebe Gott nahm sein Opfer an. Als er nach der hl. Messe die Danksagung machte, brachte ihm ein Kardinal die freudige Nachricht, daß es mit dem Papst ganz gut gehe. Sogleich erwiderte Vinzenz mit ungewöhnlicher Heiterkeit: „Die Gnade ist gewährt, die seligste Jungfrau hat uns erhört, der Herr hat das Opfer angenommen.“ Der Papst wurde wirklich ganz gesund, aber nach einigen Wochen war Vinzenz eine Leiche. Am 1. Januar, seinem Geburtstag, starb er sanft im Herrn im Jahre 1824. –

Er hatte geglaubt, daß das Leben des heiligen Vaters der heiligen Kirche ersprießlicher sei, als das seine; daher flehte er zu Maria, für ihn bei Gott zu bitten, daß er ihn statt des heiligen Vaters sterben lasse, und sein Flehen fand Erhörung. –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1860, Sp. 82 – Sp. 84

(*) Vinzenz Maria Strambi wurde am 26. April 1925 durch Papst Pius XI. selig- und am 11. Juni 1950 durch Papst Pius XII. heiliggesprochen.

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