Heilige Fortunata von Cäsarea Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

14. Oktober

Heilige Fortunata von Cäsarea, Jungfrau und Märtyrerin

(Todeswunsch)

Im Jahr 1564 wollte die Äbtissin eines Klosters in Neapel den Altar der hl. Fortunata wieder herstellen lassen, weil die Gefahr war, daß er einstürze. Der Baumeister erachtete für notwendig den Altar abzubrechen; allein bevor er ans Werk ging, sah, im Traum eine außerordentlich schöne Jungfrau, welche ihm ernstlich verbot jenen Altar zu berühren, er müsse solches einer würdigeren Person überlassen. Erschrocken teilte der Baumeister den andern Morgen dieses Traumgesicht der Äbtissin mit. Diese ging alsbald in die Kirche, warf sich vor dem Altar nieder und bat inständig den gütigen Gott, daß er ihr eingeben möge, was in dieser Sache zu tun sei. Nachdem sie ihr Gebet vollendet und aufgestanden war, ging sie ungefähr zwei Schritte zurück; da stürzte auf einmal die Vorderseite des Altars zusammen. Es zeigte sich nun dahinter eine große Platte von Marmor, welche nach einer Weile, wo die Äbtissin erschrocken dastand, auch noch herab fiel. Es wurde alsbald dem Bischof Oktavian die Anzeige davon gemacht, und dieser nahm in Begleitung von andern Geistlichen eine Untersuchung vor. Es ergab sich nun, daß die Überreste der hl. Fortunata und ihrer Brüder in diesem Altar beigesetzt waren, auch wurde dabei eine Abbildung ihres Märtyrertums gefunden. In feierlicher Prozession wurden nun diese Reliquien herum getragen, ein neuer Altar dafür erbaut, und die hl Fortunata mit ihren Brüdern wurden nach langer Vergessenheit wieder eifrig angerufen und verehrt. Über ihr Leben und Sterben wird aber Folgendes berichtet:

Das Vaterland der hl. Jungfrau Fortunata war Cäsarea in Palästina; obgleich von vornehmer Familie, hatte sie schon als junges Mädchen vor Allem Abscheu, was die Welt liebt. Ihre Mutter war ganz ungläubig, hingegen die Brüder sehr gute Christen; sie aber ließ sich nicht von der Mutter abhalten, sondern begehrte die Taufe. Von nun machte sie in kurzer Zeit die größten Fortschritte in christlicher Vollkommenheit und sollte auch durch Fügung Gottes den Siegespreis des Märtyrertums erreichen. Zur Zeit, wo die Kaiser Diokletian und Maximian die Christen auf dem ganzen Erdkreis verfolgen ließen, war ein grausamer Statthalter, Namens Urban, in Cäsarea, der eine Menge Christen in den Kerker warf und mit verschiedenen Martern belegte.

Einmal ließ er mit einander 37 Christen ins Gefängnis setzen, um sie bei der nächsten Gerichtssitzung vorführen zu lassen; unter diesen waren auch drei Brüder der gottseligen Jungfrau Fortunata; ihre Namen sind Carponius, Evachrist, Proscian. Fortunata erwies in Begleitung einer Magd den Gefangenen unermüdlich alle Liebesdienste. Als sie erfuhr, daß die Bekenner in der nächsten Sitzung verhört und abgeurteilt werden sollten, rief sie aus: „O wenn ich doch auch Teil nehmen dürfte, damit ich mit jenen durch das Märtyrertum schneller zu meinem geliebten Herrn Jesus Christus käme!“ Jemand aus den Umstehenden hörte diese Worte und machte bei dem Richter die Anzeige, daß Fortunata unaufhörlich bei dem Gefängnis sich aufhalte und den Verhafteten beistehe. Darüber kam der Statthalter in großen Zorn und befahl, die selige Jungfrau sogleich vorzuführen. Als sie von himmlischem Licht umstrahlt im Gerichtssaal stand, schüttelte Urban den Kopf und sagte: „Wie heißest du?“ – Die selige Fortunata antwortete: „Der irdischen Abkunft nach werde ich Fortunata genannt; der himmlischen nach aber bekenne ich, daß ich eine Christin bin.“ – Der Statthalter sagte: „Leugne den Namen des Christentums und opfere den allmächtigen Göttern. Wenn du nicht willst, so wirst du durch verschiedene Martern dein Leben verlieren.“ – Fortunata antwortete: „Wenn du doch auch der Verehrung eines einzigen Gottes dich zuwenden wolltest, dann würdest du mir nicht mehr zureden, falschen Göttern zu dienen. Oder weißt du nicht, daß man nicht zwei Herren dienen kann? Um so weniger kann man vielen dienen. Nur einem einzigen muss man dienen und gefallen; und es gibt auch nur einen einzigen Gott, von welchem Alles ist und wir in ihm. Glaube an diesen, damit du auch das Heil deiner Seele erlangest.“ – Der Statthalter Urban sagte: „Nimm Bedacht auf dich und deine Jugend, wie ich auch darauf Bedacht nehme. Halte dich an die Religion, an welche sich die ganze Welt von jeher gehalten hat, damit du nicht durch die herbste Todesart die Blüte deiner Jugend verlierst. Ich habe einen einzigen Sohn, sei du mir die einzige Tochter, verbinde dich mit ihm, dann wirst du mir liebwerter sein, als die ganze Welt.“ – Die Jungfrau Fortunata antwortete: „Dein Sohn, mit dem du mich verehelichen willst, ist nur ein Mensch; mein Bräutigam aber ist Gott und Mensch; jener deckt fünf Fuß Erde mit mit seiner Leibeslänge, dieser aber füllt Himmel und Erde; jener besitzt ein wenig Land, dieser ist Eigentümer von Himmel und Erde; jener verderbt die Keuschheit, dieser erhält sie Jungfräulichkeit. Wenn ich ihm anhange, bleibe ich stets Jungfrau.“ – Der Statthalter sprach: „Was du da sagst, ist Unsinn, wer soll denn der sein, von dem du so große Dinge rühmst?“ – Fortunata antwortete: „Es ist der Herr Jesus Christus, den du nicht kennst.“ – Darauf befahl der Statthalter sie in den Kerker zu führen, in der Hoffnung, daß sie ihren Sinn noch ändern werde.

Als die Mutter der hl. Fortunata solches erfuhr, schlug sie sich Brust und Gesicht und erhob ein großes Jammer-Geschrei, eilte zum Kerker und zerfloß ganz in Tränen; als sie die Tochter sah, warf sie sich ihr zu Füßen und rief kläglich: „Meine liebste und süßeste Tochter, was für ein Wahnsinn, was für eine Betörung ist über dich gekommen, daß du die Freuden des Lebens verlassest und von selber in die Qualen rennst? Laß dich doch durch die einzige Liebe deiner Mutter von dieser Dummheit zurück bringen. Bedenke, daß ich dich geboren, gesäugt, bis zu diesem Lebensalter heran gezogen habe; wenn deine unsinnigen Brüder nichts nach der Mutterliebe fragen, so habe doch du wenigstens, welche immer dankbarer, immer liebreicher gewesen bist als alle, habe doch du kein steinernes Herz, verachte nicht den herbsten Schmerz der Mutter.“ – Die selige Fortunata antwortete: „Was haben ich und du mit einander gemein, Erzeugerin des Fleisches? Ich ziehe jetzt die Verwandtschaft des Geistes vor; ich verlasse die irdischen Erzeuger und werde mit den himmlischen vereinigt. Glaube an Christus, der für Alle das Leben ist, dann wird Niemand uns trennen. Du freutest dich eine Tochter auf Erden zu haben; freue dich vielmehr eine Märtyrerin im Himmel zu bekommen, wenn du nur auch zum Glauben an Christus dich bringen lassest.“

Da die Mutter hierauf schwieg und der Tochter keine Antwort gab, so bat diese den Gefängniswärter, daß er sie zu den Bekennern Christi lasse, welche im inneren Gefängnis eingeschlossen waren. Sie gab ihm einiges Geld, damit er ihr diese Bitte gewährte. Als sie eingetreten war, fiel sie den Märtyrern zu Füßen und sprach: „Ich bitte euch, Diener Christi, daß ihr mich als Begleiterin und Genossin eurer Reise annehmt, wie ihr mich auch jetzt eurer Gebete teilhaftig machen möget.“ Da solches die Märtyrer hörten, knieten sie mit der Jungfrau nieder, hoben ihre Hände zum Himmel, vergossen Tränen und beteten mit einander. Unterdessen befahl der ruchlose Urban die selige Fortunata wieder aus dem Gefängnis zu holen und ihm vorzuführen. Als er sie sah, sprach er zu ihr: „Was hast du nun während dieser Zeit über dein Heil für einen Entschluss gefaßt?“ – Die hl. Fortunata sagte: „Mein Heil ist Christus.“ – Darauf sagte Jener: „Leugne einmal den unglücklichen Namen Christi und fange an, die Götter zu verehren, oder ich werde dich zu Tode quälen lassen.“ – Fortunata antwortete hierauf: „Ich bin nicht so unsinnig, daß ich mein Heil wegwerfe, indem ich Götzenbildern anhange, und bin nicht so furchtsam, daß ich sie nicht verachte um den Martern zu entgehen.“ – Über diese Worte noch wütender, befahl der Statthalter Urban sie kahl zu scheren und zur öffentlichen Schmach in der Stadt herum zu führen. Indem aber die selige Jungfrau beschimpft wurde, redete sie nichts, sondern schaute nur zum Himmel und betrachtete die innere Schönheit ihres Bräutigams. Dies war aber dem rasenden Unmenschen nicht genug, er befahl die Jungfrau mit einer Säge wie ein Stück Holz entzwei zu sägen. Indem nun die Diener der Ruchlosigkeit Hand anlegten, wendete sich jene zum Herrn und flehte: „Ich werde nicht das Unheil fürchten, weil du, Herr, mit mir bist; Herr Jesus Christus, Kraft und Leben der Heiligen, ich bitte dich, wende diese Gattung der Marter von mir ab; ich begehre nicht dem Martertum zu entgehen, sondern daß du zur Beschämung des Statthalters deine Macht an mir geringem Mädchen zeigest.“ – Auf dieses Gebet wurden die Henkersknechte wie gelähmt und waren nicht im Stande zu vollführen, was ihnen befohlen war, sie zogen die Säge aus allen Kräften, bemühten sich aber umsonst den Leib der Jungfrau zu verletzen.

Als sie solches dem Statthalter meldeten, wie all` ihr Bemühen vergeblich sei und sie nicht einmal eine Nadelspitze groß sie zu verwunden vermöchten, knirschte der Tyrann mit den Zähnen und brüllte: „Sie soll bei ihrer Widerspenstigkeit gegen die Götter und die Landesfürsten sich nicht des Sieges rühmen. Hat sie sich mit Zauberkunst gegen das Eisen fest gemacht, so wird ihr solches vielleicht nicht auch glücken gegen die Tierzähne.“
Der Schauplatz wurde zugerichtet und als die wilden Tiere innerhalb der Schranken losgelassen waren, befahl der Tyrann die selige Jungfrau herbei zu bringen. Da sie nun unter den Tieren stand, nahm sie nach Gewohnheit ihre Zuflucht zu den Waffen des Gebetes; sodann redete sie das Volk an, welches höchst zahlreich zu diesem Schauspiel zusammen geströmt war; sie sprach: „Merkt nun auf und seht, wie gütig der Christen Gott ist, und wie viel der auf Erden vermag, welcher Himmel und Erde gemacht hat.“ Was geschah?

Der Löwe brüllt, der Bär brummt, der Leopard reckt alle Glieder zum Sprung; aber nachdem sie den Namen Christi gehört haben, werden sie plötzlich ganz zahm. Die Magd des Herrn sprach nämlich also zu den Tieren: „Christus, der euch aus Erde gebildet hat, möge euch selbst befehlen, daß ihr die tierische Wildheit zum Lob und zur Ehre seines Namens vertauscht mit Zahmheit. In dem sie ihnen mit der Hand ein Zeichen machte, kamen sie mit gesenktem Kopf und leckten ihr die Füße. Da erhob sich ein großes Geschrei unter den Zuschauern; sie riefen wiederholt: „Es gibt einen Gott der Christen, der Himmel und Erde gemacht hat; es gibt einen Herrn Jesus Christus, welchen dieses selige Mädchen predigt.“ Darüber kam der Statthalter Urban fast ganz in Verzweiflung, daß er von der Jungfrau zu Schanden gebracht sei. Auf Anraten eines Dieners ließ er ihr nun die Knöchel an den Füßen durchbohren und mit eisernen Nägeln zusammen nageln; da aber Fortunata diese Marter mit Gleichmut trug und nicht im Geringsten Nachgiebigkeit zeigte, so fällte endlich der gottlose Statthalter das Todesurteil. Fortunata war über die Nachricht, daß sie mit dem Schwert hingerichtet werde, voll Freude, wendete Augen und Hände zum Himmel und sprach: „Herr Jesus Christus, Bewahrer aller Keuschheit, der du mich von Kindheit gelehrt hast, die Liebe dieser Welt von mir weg genommen hast und nun aus der Hand des gottlosen Statthalters befreist, ich lobe und preise deinen Namen, ich sage Dank dir, meinem Bräutigam und Herrn, der du mit dem Vater und dem hl. Geist lebst und regierst in alle Ewigkeit.“ Dem Scharfrichter versprach und gab sie Geld, damit er ihren Körper nicht unbegraben liegen lasse.

ls nun die Hinrichtung stattfinden sollte, so fing der Scharfrichter an zu zittern, und als ihn Fortunata aufmunterte, den Befehl des Richters auszuführen, sprach er: „Ich sehe Männer in weißen Kleidern und eine Schar Jungfrauen um dich herum, und meine Glieder versagen mir vor Schrecken den Dienst.“ – Da rief Fortunata mit lauter Stimme: „Gott, der du die ewige Wahrheit bist, und keinen der Deinigen täuschest, der du auch mich zu deinem Reich berufen hast; Gott, wahrer, reinster Liebhaber, nach welchem die Seelen in der Fremde seufzen, den die Engel anzuschauen verlangen: laß mich ohne Verzug die Bürde der körperlichen Gebrechlichkeit verlassen, und die Süße deiner Gottheit umfangen.“ Nach diesem Gebet konnte der Scharfrichter ohne weiteres Hindernis die hl. Jungfrau enthaupten. Später kamen ihre Überreste mit denen ihrer Brüder, die auch bei dieser Gelegenheit für den Glauben hingerichtet wurden, nach Neapel, wo sie jetzt noch verehrt werden.

Ist es erlaubt den Tod sich zu wünschen

Im Anfang des Märtyrertums hat die hl. Fortunata Gott gebittet, daß die Säge und der Zahn der Raubtiere sie nicht verletzte; und zuletzt hat sie im Gegenteil gebittet, Gott möge es nicht verhindern, daß der Scharfrichter sie enthaupte. Ist es erlaubt, den Tod sich zu wünschen, oder noch darum zu bitten? Der hl. Aloysius fragte in seiner letzten Krankheit seinen Beichtvater, ob es keine Sünde sei, daß er so sehnlich den Tod wünsche. Darauf gibt es eine einfache gewisse Antwort, nämlich es ist mit dem Wunsch und Gebet bald zu sterben gerade so, wie mit dem Wunsch und Gebet länger zu leben. Wünschst du zu sterben aus Sehnsucht bei Gott zu sein, wie die hl. Fortunata oder der hl. Paulus, der gesagt hat: ich wünsche aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein, dann ist dein Wunsch gut und gottgefällig. Wünscht sich aber der kranke oder sonst geplagte Mensch bald zu sterben, bloß um seines Kreuzes los zu werden und Ruhe zu bekommen, so ist ein solcher Wunsch nichts Gutes, ja ist oft ein Ziechen von Mangel an Geduld, an Bußfertigkeit, an lebendigem Glauben. So verhält es sich auch mit dem Wunsch länger zu leben. Die hl. Fortunata betete im Anfang der Marter deshalb um Erhaltung, damit Gottes Macht verherrlicht und viele Seelen zum Glauben gebracht würden. So magst du auch immerhin beten, daß dir Gott das Leben länger lasse, wenn du hoffst noch manches Gute wirken zu können, oder manches angerichtete Böse gut zu machen hast, oder dein Leben für Andere, z. B. für unerzogene Kinder, von Wichtigkeit ist. Aber nicht sterben wollen, nur um das Leben länger zu genießen oder weil man sich von seinen Gütern und Ämtern nicht trennen mag, ist ein Zeichen von einer verkehrten Seele, die freilich nach dem Tod nichts Gutes zu erwarten hat, wenn sie sich nicht vorher noch bekehrt. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 4 Oktober bis Dezember, 1872, S. 73 – S. 79

Tags: Heilige

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