Heiligenkalender
12. Juni
Der heilige Eskil Bischof von Schweden und Märtyrer
Das Senfkörnlein, von welchem Jesus Christus spricht, bringt nicht nur Blätter und Zweige, sondern bringt auch neue Körner, welche dem ersten Körnlein vollständig gleichen. So ist zwar die ganze katholische Kirche der Baum, welcher aus dem in der die Erde gelegten Senfkörnlein, nämlich aus Jesus Christus, entstanden ist; aber die katholische Kirche bringt auch Männer hervor, welche insofern besonders Christus ähnlich sind, daß sie auch die Wahrheit verbreitet haben und für die Wahrheit gestorben, und aus ihrem Wort und Blut wieder neue Bestandteile der Kirche hervor gewachsen sind. Daher gehören die Apostel und viele Märtyrer, daher gehört auch der hl. Eskil.
Am 3. Februar ist erzählt worden, wie der hl. Ansgar auch in Schweden das Christentum verbreitet hatte. Aber wie manchmal im März schönes, warmes Wetter kommt, und in Wald und Flur es anfängt zu keimen und die Menschen sich freuen, als sei der Frühling da, und plötzlich dann wieder Schneegestöber und Kälte herein bricht, als wolle der Winter von vorn anfangen; so brach auch in Schweden das alte Heidentum wieder herein, als der hl. Ansgar nicht mehr lebte. Da entschloss sich der hl. Sigfried, Erzbischof zu York in England, nach Schweden zu reisen und das erloschene Licht des Christentums mit der Gnade Gottes dort wieder anzuzünden; mit demselben reiste der hl. Eskil. Von diesem erzählt nun eine alte schwedische Schrift Folgendes:
„Dieser Heilige verachtete von Kindheit an die Lockungen der Welt und goss sein ganzes Wesen in die Liebe Gottes. Unterrichtet in den Schriften des göttlichen Gesetzes, schöpfte er gierig aus diesen honigsüßen Fluten, wovon er dann später Vielen den Kelch des Heiles darreichte. Als er das Mannesalter erreicht hatte, erging auch an ihn der Ruf Gottes, wie einst an Abraham: „Geh` fort aus deiner Heimat und von deiner Verwandtschaft, und komm` in das Land, das ich dir zeigen werde; und ich werde dich wachsen machen zu einem großen Volk.“
„Ungeachtet der Eltern und der Annehmlichkeiten des Vaterlandes verließ er England und reiste nach Schweden in der Überzeugung, daß , je weiter er um Gottes willen von der Heimat sich entferne, er sich desto mehr dem Himmel nähere.“
Nachdem Eskil mit dem hl. Bischof das erloschene Licht des Christentums in Schweden wieder hergestellt hatte, so daß selbst der König Ingo dem Glauben sich zuwandte, kehrte der hl. Sigfried wieder nach England zurück. Auf den Wunsch des Königs und Volkes weihte er vorher den hl. Eskil zum Bischof von Schweden, und nun erzählt die alte Schrift weiter:
„Er leuchtete hier wie der Morgenstern in die Finsternis hinein, und brachte durch den Strahl heiliger Lehre Viele, welche in der Irr sich umher trieben, auf den Weg zum himmlischen Vaterland zurück. Durch die Gewalt seines vortrefflichen Predigens wurden die Gläubigen ergriffen, fingen an Kirchen zu bauen, die Heidentempel zu stürzen und die Orte zu zerstören, in welchen sie vorher Götzenopfer gehalten hatten.
„Indem aber der alte Feind (Satan) mit Neid sah, daß sein Anhang täglich abnahm, hingegen die Kirche durch Vermehrung der Gläubigen triumphierte: so ging er darauf aus, das Leben des Hirten auszulöschen, damit die zerstreuten Schafe den höllischen Wölfen zur Beute würden. Dieser Widersacher, dessen Atem Kohlen brennen macht, hetzte nun einige verkehrte Menschen, die ohnedies schon geneigt waren, wieder rückwärts dem Satan nachzugehen, zu heftigem Neid gegen den Verteidiger des Glaubens, gegen König Ingo. Da jene sahen, daß ihnen unter der Herrschaft des Königs das Unstatthafte nicht gestattet werde, so sammelten sie ein Heer, überwältigten den König in einem Krieg und trieben ihn aus dem Reich. Wie das Volk der Israeliten, um nicht unter der Herrschaft des Roboam zu stehen, wo doch der Tempel und die Verehrung des wahren Gottes war, sich den Jeroboam zum König machte, auf dessen Rat sie Götzendiener wurden und Kälber anbeteten: so wählten diese nach Vertreibung des christlichen Königs einen Götzendiener, einen gottlosen und des königlichen Ranges unwürdigen Mann, Namens Blodsmen (Blutmann), der mit Recht so hieß, weil er gestattete, daß seine Leute den Götzen geweihtes Tierblut tranken und von Götzenopfern Fleisch aßen.
„Nach erlangtem Sieg kam nun die Menge der Ungläubigen mit ihrem König an einem Platz der Abgötterei zusammen, um da ihren Götzen Ochsen und Schafe zu schlachten und ein großes feierliches Mahl zu halten. Während sie nun hier schmausten und und dem neuen König Glückwünsche zuriefen, machte sich Eskil auf, wie ein anderer Elias, der in seiner Zeit auch den Fürsten nicht fürchtete. Angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, gedeckt durch den Schild des Glaubens und bewaffnet mit dem Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, trat der heilige Bischof mit seinen Geistlichen und wenigen Andern unerschrocken vor die Götzendiener und hielt ihnen vor, daß sie, vergessen des Herrn, ihres Schöpfers, den bösen Geistern opfern, aber nicht Gott. Aber jene verstopften gleichsam ihre Ohren, um das Gesetz Gottes nicht zu hören, und bellten gegen seine Worte. Als der Mann Gottes solches sah, hob er Augen und Hände zum Himmel und rief Gott an, daß er ein Zeichen tue, damit die steinernen Herzen der Ungläubigen erkennten, er allein sei de wahre Gott.
„Auf dieses Gebet erneute sich alsbald das alte Zeichen, welches auf das Gebet Samuels gegen die Philister geschehen ist. Denn mit großem Krachen donnerte der Herr. Hagel, Schnee, und Regen stürzten auf die Altäre und Opfer der Götzendiener und zerstörten dieselben; auf den Bischof fiel aber nicht ein einziger Regentropfen. Da solches die Söhne des Belial sahen, wurden sie ganz von Wut erfüllt; Einer warf ihm einen Stein auf den Kopf, und ein anderer spaltete ihm den Schädel mit der Axt.
„Unterdessen schleppten sie den halbtoten Märtyrer zu dem König, und damit es nicht den Anschein habe, als sei er unschuldig so zugerichtet worden, sagten sie, er habe durch Zauberkünste das Wetter so gemacht, um den neuen König und die Götter zu beleidigen. Sogleich sprach der König nun das Todesurteil, und Eskil wurde auf einen Berg geschleppt und für seinen Glaubenseifer vollends zu Tode gesteinigt; und so endete er das zeitliche Leben – und fing an die ewige Glückseligkeit im Himmel zu genießen.
„Wie aber zur Zeit des Achab, als die Propheten des Herrn getötet waren und die Abgötterei herrschte, Gott noch siebentausend Männer bewahrt hatte, welche ihre Knie nicht beugten vor Baal: desgleichen hatten damals viele gute Gläubige nicht zugestimmt und mitgehalten bei den Ruchlosigkeiten der Abtrünnigen. Sie trugen den Leib des Märtyrers fort, um ihn zu begraben; als sie aber an den Ort kamen, welcher jetzt Eskilstuna genannt wird, hatte ein so dichter Neben die Luft verfinstert, daß sie nicht weiter gehen konnten. Solches hielt man für ein Zeichen, daß hier der Leib des Märtyrer beigesetzt werden solle; und man baute zu seiner Verehrung daselbst eine Kirche und ein Kloster. Als der Leib beerdigt war, geschahen so glänzende Wunder, daß im Schafstall des Herrn die Wölfe in Schafe sich umwandelten, die Verfolger der Kirche in ihre Beschützer.“
Von nun an breitete sich das Christentum in Schweden mit großem Gedeihen aus. Es erhoben sich später gegen sechzig Klöster, von wo aus Religion, Ackerbau und Künste sich verbreiteten. Das christliche Leben war so in Blüte, daß der König Erich, zehn Bischöfe und noch mehrere andere Personen in Schweden später heilig gesprochen wurden. Die Priesterschaft in Schweden war streng in den Sitten, und das Volk war der Priesterschaft in Hochachtung und Liebe ergeben. Schon waren die Zeiten der Glaubens-Trennung, die sogenannte Reformation in Deutschland angebrochen, als das schwedische Volk mit großer Freude die Heiligsprechung von zwei Landsleuten (Hemming und Nikolaus) feierte, und noch das Glück hatte, von wahrhaft frommen katholischen Herrschern regiert zu werden. Da kam aber durch siegreichen Krieg Gustav Wasa zur Herrschaft; er glaubte seinen Thron befestigen zu können, wenn er den lutherischen Glauben im Land einführe. Mit größter Gewissenlosigkeit wandte er List und Gewalt an, um das ganze Land lutherisch zu machen; vergebens erhob sich das arme Volk in manchen Teilen des Landes und suchte selbst mit den Waffen sein teuerstes Gut, den katholischen Glauben, zu verteidigen. Der König bot allen seinen Verstand und seine Macht auf, um dennoch seinen Plan durchzuführen. Und so ist dann durch ihn und spätere Fürsten zuletzt der katholische Glaube so gründlich in Schweden ausgetilgt worden, daß bis auf den heutigen Tag jeder Schwede, der katholisch wird, das Land verlassen muss.
Wenn du nun fragst: Wie konnte es Gott zulassen, daß das mühsame Werk heiliger Glaubensboten, die katholische Kirche, welche sie in Schweden gegründet hatten, durch weltliche Gewalt wieder zerstört wurde – und wie konnte Gott es zulassen daß ein ganzes Volk, das früher so herzlich und treu dem katholischen Glauben ergeben war, so jämmerlich dessen beraubt und darum betrogen wurde, so daß es jetzt schon einige hundert Jahre daliegt, wie ein großer Ast, der vom lebendigen Baum der Kirche abgehauen ist? – Wenn du so fragst, wie Gott solches zulassen konnte, gebe ich dir einfach zur Antwort: Ich weiß es nicht. Aber das macht mir keine Zweifel an Gottes unendlicher Allmacht, Güte und Weisheit, sondern zeigt mir nur, wie gering und kurz unsere Einsicht ist. Ich spreche mit dem Apostel Paulus, und wenn du deinen armen Verstand nicht für ein Licht der Welt ansiehst, so sprichst du andächtig mit: „O Tiefe der (reichen) Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte, und wie unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn Gottes erkannt? Wer ist sein Ratgeber gewesen?“ Diese Stelle steht im Brief an die Römer, wo der Apostel davon spricht, wie das früher auserlesene Judenvolk jetzt im Unglauben sei. Er setzt aber hinzu, daß gegen das Ende der Zeiten noch ganz Israel zum Glauben gelangen werde. Desgleichen mögen wir auch hoffen, daß Schweden wieder zur katholischen Kirche zurück gebracht werde – auf einem Weg und zu einer Zeit, die nur Gott bekannt ist. So oft du aber im Vaterunser betest: „zukomme uns dein Reich!“ so denke auch an das schwedische Volk und dehne deine Bitte auch dorthin, daß der Glaube und die Sakramente der katholischen Kirche ihm wieder zu Teil werden mögen. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 2 April bis Juni, 1872, S.364-368