Heiligenkalender
31. Dezember
Heilige Kolumba von Sens, Märtyrerin
Die heilige Kolumba wurde in Spanien als Tochter sehr reicher, heidnischer Eltern geboren. Gott flößte ihr schon in den ersten Jahren eine solche Neigung zum christlichen Glauben ein, daß sie nie von ihren Eltern zur Anbetung der Götzen verleitet werden konnte. Weil sie in dem väterlichen Hause keine Gelegenheit fand, in dem Christentum unterwiesen zu werden, so entfloh sie heimlich mit einigen Jungfrauen ihres Alters nach Frankreich, ungeachtet sie kaum das sechzehnte Lebensjahr erreicht hatte. Zu Vienne in Frankreich ließ sie sich unterweisen und taufen. Von da begab sie sich in die Stadt Sens, wo sie sich dem Gebet, Fasten und anderen guten Werken hingab und durch ihr auferbauliches Leben viele Seelen zu Gott bekehrte. Kaiser Aurelian, der bekannte Christenfeind, kam in diese Stadt, um die Christen aufzusuchen. Kolumba war mit ihren Gefährtinnen eine aus den ersten, die ihm zugeführt wurden. Er fragte, wer sie wäre, und wie sie in diese Stadt gekommen sei? Sie antwortete unerschrocken: „Ich bin eine Christin, wie diese meine Gefährtinnen. Und du sollst zum voraus wissen, daß du weder mich, noch eine aus diesen durch Versprechen oder Drohen, ja durch keine Pein und Gattung des Todes von dem Glauben an Christus abwendig machen wirst.“ Der Tyrann, über diese Antwort ergrimmt, ließ im Angesicht der heiligen Kolumba ihre Gefährtinnen grausam peinigen und enthaupten, in der Meinung, sie würde sich dadurch auf andere Gedanken bringen lassen. Aus dieser Absicht ließ er sie in den Kerker werfen bis auf den folgenden tag. Als er sie wieder zu sich berufen hatte, begegnete er ihr auf das Freundlichste, und versprach, ihr sogar seinen eigenen Sohn zur Ehe zu geben, wenn sie ihm gehorchen und die Götter anbeten würde. Kolumba erwiderte: „Ich bin schon mit Christus dem Herrn vermählt. Von dessen Treue wird mich weder Ehre noch Reichtum, weder Pein noch der Tod absondern. Du aber, o Kaiser! Wirst zu den ewigen Peinen und Qualen verstoßen werden, wenn du nicht in dich gehst, Buße tust, und den wahren, einzigen Gott anbetest.“ Eine so unerwartete Freimütigkeit der Rede brachte den Tyrannen in völlige Wut.
Er wußte, daß den christlichen Jungfrauen nichts schmerzlicher falle, als der Verlust ihrer Reinigkeit; daher befahl er, Kolumba in ein schändliches Haus zu führen und preiszugeben. Barucha, ein frecher Jüngling, wagte sich zuerst in das Zimmer, wo die keusche Jungfrau sich befand. Kolumba schrie zu Gott um Hilfe und Schutz in der größten Gefahr, wendete sich dann zu dem Jüngling und sprach mit drohender Miene: „Rühre mich nicht an, du Werkzeug des Teufels. Der Engel des Herrn ist da; der wird mir beistehen und dich nicht ungestraft lassen.“ Der Jüngling schaute sie an und bemerkte, daß sie mit einem hellen und furchtbar blendenden Glanz umgeben sei. Er hatte nicht den Mut, hinzugehen und sie zu küssen oder anzutasten, sondern lief eilends davon und rief überlaut: „O! Wahrhaftig, der Gott, den Kolumba verehrt, ist allein der wahre Gott.“ Er erzählte allen, was er gesehen, und keiner getraute sich mehr, einen Fuß in das Zimmer zu setzen. Als der Tyrann dies vernahm, ließ er die keusche Jungfrau mit Ruten grausam zerfleischen, die Brust mit eisernen Kämmen zerreißen und sie dann auf einen angezündeten Scheiterhaufen werfen. Da aber ein heftig aus einer Wolke herab fallender Regen das Feuer ausgelöscht hatte, wurde die christliche Heldin enthauptet im Jahre 273.
Ihr heiliger Leib blieb einige Zeit auf Befehl des Tyrannen unbegraben liegen, ward dann aber von dem Grafen Autbertus, der durch dessen Berührung sein Gesicht wieder erhalten hatte, mit aller Ehrerbietung begraben. Gott wirkte auf Anrufung der heiligen Kolumba viele und große Wunder. Daher wurden derselben zu Ehren viele Kirchen und Klöster an verschiedenen Orten erbaut, namentlich zu Vienne in Frankreich, wo sie die heilige Taufe empfangen, und in der Stadt Sens, wo sie ihre Wohnung gehabt hatte. Zu Köln am Rhein hat die vornehmste Pfarrkirche den Namen von dieser heiligen Jungfrau und Märtyrerin. Der heilige Elegius, Bischof von Noyon, erbaute zu Paris eine Kapelle zu deren Ehre und verschloß ihre Reliquien in einen silbernen Schrein, den der König Dagobert hatte verfertigen lassen. Der heilige Bischof Lupus hat täglich das Grab derselben besucht, und zu den Füßen der heiligen Märtyrerin begraben zu werden verlangt. Als der heilige Thomas, Erzbischof von Canterbury, in dem Kloster der heiligen Kolumba zu Sens verweilte, brachte er ebenfalls täglich einige Zeit bei diesem Grab mit Gebet zu. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 1049 – S. 1050