Heiligenkalender
22. August
Heiliger Symphorian von Autun, Märtyrer
Der heilige Symphorian, ein Jüngling von 20 Jahren, der Sohn des edlen Ratsherrn Faustus zu Autun in Frankreich, wurde mit seinen Eltern von dem heiligen Benignus, einem Schüler des heiligen Polycarpus, getauft, und soviel es die Zeit zuließ, im Christentum unterrichtet. Er lebte immer, wie er es in der heiligen Taufe gelobt hatte, in der Liebe Jesu bis zu seinem Martertod und bot alles auf, alle Regungen der Sünde in sich zu ersticken. Die Überwindung dieser war die Vorbereitung zum Martertod. Die Gelegenheit dazu war folgende.
Die heidnischen Einwohner jener Stadt begingen ihrem Gebrauch nach ein besonderes Fest zu Ehren der Göttin Cybele, welche sie für die Mutter aller Götter hielten. Das Bild derselben wurde feierlich durch die Stadt getragen. Alle Heiden beugten vor diesem ihre Knie oder beteten es fußfällig an. Symphorian, der gegenwärtig war, nahm keinen Anteil an dieser Verehrung. Die blinden Heiden sahen dies als eine große, der Göttin Cybele zugefügte Unbild an und verklagten ihn deshalb bei dem Stadtrichter (Präfekten, Prokonsul) Heraklius. Dieser fragte ihn, wer er sei, und warum er die große Göttin nicht angebetet habe? „Ich bin ein Christ“, antwortete er, „mein Name ist Symphorian, Ich bete allein den wahren Gott an, der im Himmel regiert; das Bildnis des Teufels aber bete ich nicht an, sondern, wenn du es gestattest, so will ich es in Stücke zertrümmern.“ Wegen dieser Rede wurde der heilige Symphorian für einen Lästerer der Götter und einen Aufrührer angesehen und als solcher erklärt: denn er hätte die große Göttin geschmäht, und dem kaiserlichen Befehl, kraft dessen die Anbetung der Götzen allen Untertanen geboten war, sich widersetzt.
Heraklius verwies ihm beides mit ernsten Worten und drohte, mit allen erdenklichen Peinen ihn zu martern, wenn er sich nicht zur Anbetung der Götter entschließen würde. Symphorian stellte dem Richter die Nichtigkeit seiner Götter vor Augen und sprach unter anderem auf die gemachte Drohung: „Den allmächtigen Gott, der mich erschaffen hat, fürchte ich allein; ihm allein diene ich. Du hast meinen Leib auf einige Zeit in deiner Gewalt, meine Seele aber nicht.“
Der Richter wollte sich nicht lange mit dem treuen Bekenner Christi in Wortwechsel einlassen; sondern, nachdem er ihn auf verschiedene Art hatte peinigen lassen, befahl er, ihn zu enthaupten. Symphorian frohlockte über diesen Befehl. Als er nun zur Richtstätte geführt wurde, sah ihn seine fromme Mutter Augusta und rief ihm zu: „Mein Sohn Symphorian! Denke an das ewige Leben! Sieh hinauf zum Himmel und betrachte den, der dort herrscht. Das Leben wird dir nicht genommen, sondern in ein besseres verändert; es wird mit einem seligeren verwechselt.“ Diese mütterliche Erinnerung nahm Symphorian zu Herzen und ging Gott lobend an die zur Enthauptung bestimmte Stätte, ließ sich dort auf seine Knie nieder, dankte Gott für die große Gnade, ihm zuliebe sterben zu können, und empfing durch die Hand des Scharfrichters den tödlichen Streich um das Jahr 180. An dem Ort, wo der heilige Leib begraben worden war, erbaute man in der Folge eine herrliche Kirche. Die Heiden selbst waren Zeugen vieler und großer Wunder, welche Gott auf Anrufung des heiligen Symphorian wirkte. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 663- S. 664