Wie lautet das Vaterunser?
Lasset uns beten wie uns der Herr zu beten gelehrt hat
Matth. 6, 9-13
Ihr sollt daher also beten: (1)
9. Vater unser, der du bist im Himmel! (2)
Geheiligt werde dein Name! (3)
10. Zukomme uns dein Reich! (4)
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, also auch auf Erden! (5)
11. Gib uns heute unser tägliches Brot.
12. Und vergib uns unsere Schulden, (6)
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern
Führe uns nicht in Versuchung, (7)
sondern erlöse uns von dem Übel. Amen. (8)
Ihr sollt daher also beten:
Pater noster, qui es in coelis,
sanctificetur nomen tuum,
adveniat regnum tuum,
fiat voluntas tua,
sicut in coelo et in terra,
panem nostrum quotidianum da nobis hodie
et dimitte nobis debita nostra
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris,
et ne nos inducas in tentationem,
sed libera nos a malo. Amen.
(1) Jesus gibt uns ein Muster eines Gebetes, das ohne viele Worte die rechte Gesinnung enthält. Es gehen nämlich die drei ersten Bitten desselben auf die Verbreitung der Ehre Gottes, die vier letzten auf das eigene und des Nächsten Heil (Augustinus). Dies begreift Alles, was dem Christen obliegt.
(2) Dies ist der Eingang, und flößt dem Betenden das wahre kindliche Vertrauen ein, da es ihn Gott, seinen gütigen Vater erkennen lehrt.
(3) Mache, Herr, daß alle Menschen dich als den heiligen erkennen, ehren und lieben! Der Name steht für das Wesen Gottes, für Gott selbst (2. Mos. 23,21).
(4) Laß deine Kirche über die ganze Erde sich ausbreiten, und deine Gnade in allen Gemütern herrschen!
(5) So aufrichtig, rein und hurtig von denMenschen, wie von den heiligenEngeln im Himmel.
(6) Wörtlich: unser zur Wesenheit (Notdurft) gehöriges Brot; dies ist das tägliche. Darunter ist Alles verstanden, was zum Unterhalt der Seele und des Leibes notwendig ist – das göttliche Wort, der Leib des Herrn, die tägliche, notdürftige Nahrung (Chrys., Theophyl. Aug., Cypr.)
(7) Laß uns nicht in solche Umstände, Verhältnisse, Gelegenheiten kommen, die uns bei unserer Gebrechlichkeit zur Sünde verleiten könnten.
(8) Von der Sünde, welche der Ursprung aller übrigen Übel ist.
In einigen griechischen Ausgaben stehen am Schluß des Verses die Worte: denn dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.– Diese Worte sind unecht; die ältesten griechischen Handschriften und Väter haben sie nicht, so wie sie auch bei Lukas 11,4 nicht vorkommen. Sie befanden sich nur in den alten Kirchenbüchern der Griechen, aus denen sie in einige jüngere Handschriften sich eingeschlichen haben. Amen heißt: Es geschehe!
aus: Allioli, Joseph Franz, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes, Aus der Vulgata, Bd. 5, 1838, S. 34-35
Konzil von Trient: Beschluss über Herausgabe und Gebrauch der heiligen Bücher.
Dieselbe hochheilige Versammlung zog auch in Betracht, daß der Kirche nicht geringer Nutzen erwachsen könne, wenn aus allen lateinischen Ausgaben der heiligen Bücher, welche im Umlaufe sind, jene bezeichnet würde, welche für glaubwürdig zu halten sei. Sie beschließt und erklärt, daß dieselbe alte und allgemein übliche Ausgabe, welche durch den langen Gebrauch so vieler Jahrhunderte in der Kirche anerkannt ist, in den öffentlichen Vorlesungen, Erörterungen, Predigten und Auslegungen als glaubwürdig erachtet werde, und daß Niemand dieselbe unter welchem Vorwande immer zu verwerfen wage oder unternehme. (*)
(*) Insuper eadem sacrosancta synodus considerans, non parum utilitatis accedere posse ecclesiae Dei, si ex omnibus latinis editionibus, quae circumferuntur, sacrorum librorum, quaenam pro authentica habenda sit, innotescat: statuit et delarat, ut haec ipsa vetus et vulgata editio, quae longo tot saeculorum usu in ipsa ecclesia probata est, in publicis lectionibus, disputationibus, praedicationibus et expositionibus pro authentica habeatur, et ut nemoillam reiicere quovis praetextu audeat vel praesumat.
aus: Beschlüsse und Glaubensregeln des hochheiligen allgemeinen Concils zu Trient unter den Päpsten Paul III., Julius III. und Pius IV., 1865