Paulus in der apostolischen Tugend des Glaubens
Paulus will Juden und Heiden zum Glauben an Christus führen
Christus ist der Urheber, der Mittelpunkt, und der Vollender der Gnade und des Glaubens; deshalb führt der Apostel den Juden eine ganze Wolke von Zeugen aus dem alten Bund vor Augen, welche durch den Glauben Herrliches gewirkt und für den Glauben Unbeschreibliches erduldet haben (Hebr. Kap. 11), und ruft ihnen zu: „So lasset denn auch uns, da wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, alle Last und die uns anklebende Sünde ablegen, und mit Geduld dem uns vorgelegten Wettkampf zulaufen; und lasset uns aufblicken zu dem Anfänger und Vollender des Glaubens, zu Jesus, der für die ihm vorgelegte Freude das Kreuz erduldete, die Schmach nicht achtete, und zur Rechten des Thrones Gottes sitzt. Ja, denket an ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat; damit ihr nicht ermüdet, und euren Mut nicht sinken lasset. Noch habt ihr nicht bis auf`s Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde.“ (Hebr. 12, 1-5) – „Der Zielpunkt des Gesetzes ist Christus zur Gerechtigkeit für Jeden, der an ihn glaubt.“ (Röm. 10, 4) Den Heiden aber ruft er zu: „Wir halten dafür, daß der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde ohne die Werke des Gesetzes.“ (Des Zeremonien-Gesetzes des alten Bundes) Oder ist Gott nur der Gott der Juden? Nicht auch der Heiden? Ja, auch der Heiden. Denn es ist nur Ein Gott, der die Beschnittenen durch den Glauben, und die Unbeschnittenen durch den Glauben rechtfertigt.“ (ebd., 3, 28-31) – „Da wir nun durch den Glauben gerechtfertigt worden sind, so lasset uns Frieden haben mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum, durch welchen wir mittelst des Glaubens auch Zutritt haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und uns rühmen der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (ebd., 5, 1-3) So spricht der Apostel zu den bereits bekehrten Juden und Heiden; aber er ist darum auch bemüht, die noch unbekehrten Juden und Heiden, alle Menschen zum Glauben an Christus zu führen, und ruft, um Allen Rettung und Heil zu bringen, durch die Völker des Erdkreises, daß alle Menschen-Weisheit zum ewigen Heil nicht genüge, sondern nur der Glaube an Christus, und zwar an Christus, wie er der Erlöser der Menschheit ist, an Christus und sein Kreuz notwendig sei, wie sehr die verdorbene Menschennatur gegen den sie erlösenden Gottessohn, gegen den gekreuzigten Gott sich auch sträuben möge: „Das Wort vom Kreuz ist zwar Torheit denen, die verloren gehen; denen aber, die selig werden, das ist, uns, ist es Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben: Vernichten will ich die Weisheit der Weisen, die Klugheit der Klugen verwerfen. (Isai. 29, 13. 14) Wo ist ein Weiser, wo ein Schriftgelehrter, wo ein Forscher dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? (ebd. 33, 18) Denn weil die Welt durch (ihre) Weisheit Gott in der Weisheit Gottes nicht erkannt hat; so gefiel es Gott, durch eine törichte Predigt diejenigen selig zu machen, welche glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Heiden suchen Weisheit; wir hingegen predigen Christum, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Heiden aber eine Torheit; den Berufenen aber aus den Juden sowohl als auch aus den Heiden Christum, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ (1. Kor. 1, 18-25) Paulus aber besaß den Mut und die Kraft, diesen gekreuzigten Gott den Juden und den Heiden, einer Welt, der dies ein Ärgernis und eine Torheit war, zu predigen, wie wir es bereits gesehen haben, und später noch sehen werden; und das zeugt von seiner heroischen Glaubensstärke. –
aus: Georg Patiss SJ, Paulus in seinen apostolischen Tugenden, 1881, S. 161 – S. 163