Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Independenten
Independenten, Kongregationalisten, puritanische Sekte, von den Presbyterianern getrennt durch die Verfassung ihrer Gemeinden (congregations), die voneinander, von staatlicher und kirchlicher Obrigkeit unabhängig (daher auch Independenten), unmittelbar der Leitung Christi unterstehen und in seine unsichtbare Kirche sich eingliedern wollen. Nach H. Barrow wird jedem durch sein Charisma vom Geist Aufgabe und Stellung zugewiesen; nach R. Browne soll jede Gemeinde frei ihre Diener wählen und ordinieren, Lehre, Verfassung und Kultus festsetzen. Brownes Anhänger wurden in England unterdrückt; sein demokratisches Prinzip gewann aber gegenüber dem charismatischen größere Geltung seit John Robinson, dem „Vater“ der Kongregationalisten, der seine Gemeinde nach Leiden (Holland) führte und von dort 1620 die „Pilgerväter“ nach Amerika entsandte, wo Tausende von Puritanern den Kongregationalisten sich anschlossen. – Mit Cromwells Revolutionsheer kamen die nach Holland geflüchteten Kongregationalisten in England wieder hoch. Dort nahmen 120 Gemeinden auf der Savoy-Synode 1658 die Westminster-Konfession (Bekenntnisschriften) mit einigen Änderungen an; 1831/32 bildete sich die Congregational Union of England and Wales, die 1833 eine neue (1871 revidierte) Declaration annahm. Ebenso entstand ein Verband der Gemeinden entgegen dem ursprünglichen Verfassungs-Prinzip in Amerika; den Calvinismus halten sie strenger fest als die Kongregationalisten in England, die der evangelikalen Erweckungs-Bewegung und neuerdings dem Modernismus Eingang gewährten.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VI, 1934, S. 126