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Feste der Juden in der Neuzeit

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Feste bei den Juden: II. Feste der Juden in der Neuzeit

Feste der Juden in der Neuzeit. Ein Klassenzimmer im Jar 1973 mit Schautafeln zu den Feiertagen

Ein Klassenzimmer der ersten Klasse in Tel Aviv im Jahr 1973 mit Schautafeln zu den Feiertagen; die Schautafel zu Lag BaOmer zeigt, Bar-Kochba auf der linken Seite.

Nach der Zerstreuung gestaltet sich der Festkalender der heutigen Juden folgendermaßen:

Pesach v. 15.-22. Nisan; Feiertage sind der 15. u. 16. , der 21. u. 22; die 4 Zwischentage sind Halbfeiertage. Schabuoth am 6. u. 7. Siwan. Rosch ha-schana (Neujahr) am 1. u. 2. Tischri. Jom kippur (Versöhnungsfest) am 10. Tischri. Sikkoth vom 15. bis 22. Tischri. Feiertage sind der 15. u. 16. u. als Schlussfest der 22., wozu noch der 23. kommt als Tag der Gesetzesfreude. Die 5 Zwischentage sind Halbfeiertage, der 7. heißt Hoschanna rabba (das große Hosanna). Von den Halbfesten sind beibehalten: Neumond (Rosch chodesch), Purim am 14. Adar mit Schuschan Purim (=Purim zu Susa) am 15. (bei einem Schaltjahr im Adar II), Chanukka am 25. Kislev.

Neu hinzugekommen sind: Lag beomer, d. i. der 33. im Omer = 18. Ijjar, auch Schülerfest genannt, an welchem Tag das große Sterben unter den Schülern des Rabbi Akiba aufgehört haben soll, der 15. Ab, Gedenktag verschiedener freudiger Ereignisse, ehedem großer Festtag, der 15. im Schebat, wo die Kräfte der Natur sich wieder zu regen beginnen (Neujahr der Bäume). –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1937, Sp. 1017

Die Feste der neueren Juden sind größtenteils die bisher besprochenen (siehe: Feste der Juden im Altertum). Die drei Hauptfeste Passah, Pfingsten und Laubhüttenfest sind geblieben, ebenso der Versöhnungstag und das vielleicht auch schon vorexilische Neujahrsfest.

Von den nachexilischen Festen fiel mit dem Aufhören des Heiligtums auch das Fest des Holztragens weg; wenigstens findet sich später nichts mehr davon, sowie auch nichts von dem Korbfest und den bloß in den deuterocanonischen Büchern erwähnten Festen, mit Ausnahme des Festes der Tempelweihe; dagegen wurde aber das eine und andere neue Fest eingeführt. Die Feier jener Feste musste sich jedoch später nach dem Untergang des Tempels und dem Aufhören des Opferdienstes anders gestalten, als in früherer Zeit, weil, was früher die Hauptsache war, die verschiedenen Opfer nicht mehr dargebracht werden konnten.

Die neuere Feier richtet sich nach dem Vorbild des alten Synagogen-Gottesdienstes, wie er schon zur Zeit des zweiten Tempels in Übung gekommen war.

Statt der Opfer wurden Gebete eingeführt, und die Befugnis dazu aus Ex. 23, 25 verglichen mit Deut. 11, 13 nachgewiesen. Die Zeit dieser Gebete wurde mit der Zeit, wo im Tempel geopfert wurde, möglichst in Übereinstimmung gebracht; und gleichwie an Festtagen im Tempel zu den gewöhnlichen Opfern noch andere hinzukamen, so in den Synagogen zu den gewöhnlichen Gebeten noch außerordentliche (Vitringa, De synag. Vet. 40 sq.). Mit diesen Gebeten wurden dann noch Vorlesungen und zuweilen Erklärungen pentateuchischer und prophetischer Abschnitte verbunden, und so bildete sich in der späteren Zeit eine von der früheren und gesetzlich vorgeschriebenen mehrfach abweichende Form der Festfeier, die man jedoch als vollgültigen Ersatz für jene frühere ansah.

Endlich hatte die unvollkommene Weise, wie man den Anfang des Jahres und der Monate bestimmte, später die Observanz zur Folge, dass man die Hauptfesttage verdoppelte, so dass z. B. das siebentägige Paschahfest acht Tage erhielt und die ersten und letzten beiden Tage Ruhetage wurden.

Die noch jetzt üblichen Feste der Juden sind:

1. das Passahfest, achttägig, vom 15. bis 22. Nisan, bei dem die ersten und letzten beide Tage ganz Feiertage, die übrigen halbe oder Zwischenfeiertage sind.

2. Das Fest Lag-Beomer am 18. Ijjar zum Andenken an das Aufhören jener Krankheit, an welcher einst in den ersten 33 Tagen nach dem Paschahfest 24.000 Schüler des R. Akiba, unter ihnen auch Simon Jochai, starben (B. Mayer, Die Juden unserer Zeit 151f).

3. Das Wochenfest (Pfingstfest) am 6. und 7. Sivan, zwei Feiertage.

4. Das Neujahrsfest am 1. und 2. Tischri, ebenfalls zwei Feiertage.

5. Das Versöhnungsfest am 10. Tischri, das jedoch nicht gleich den übrigen Hauptfesten zwei, sondern nur einen Tag gefeiert wird.

6. Das Laubhüttenfest, vom 15. bis 22. Tischri, bei dem die ersten beiden Tage ganze Feiertage, die folgenden vier Zwischenfeiertage, der siebente das Palmenfest oder das große Hosianna, der achte das Schlussfest, beide letzteren sind ganze Feiertage.

7. Das Fest der Gesetzesfreude am 23. Tischri, mit Beziehung darauf, dass am letzten des Laubhüttenfestes die Vorlesung des Gesetzes beendigt und sofort wieder von Neuem begonnen wird. 8, Das Fest der Tempelweihe am 25. Kislew. 9, Das Purimfest am 14. und 15. Adar. Der Festtag am 15 Ab zum Andenken an die Erhaltung des Stammes Benjamin (Richt. 21, 5ff) und als Neujahrstag für das Getreide (Rosch hasch. 1, 1; vgl. Mayer, Das Judentum etc. S. 162f) scheint nie allgemein üblich geworden zu sein.

Abgesehen von Opferdienst im Tempel und was mit demselben zusammenhängt, wird die Feier dieser Feste noch großenteils auf dieselbe Weise begangen, wie schon im Altertum. Die biblischen Vorlesungen aber, die Gebete und Gesänge, Lob- und Segenssprüche, die zum Teil die Stelle der Opfer vertreten sollen, sind, wie dies auch bei den letzteren schon im alten Heiligtum der Fall war, an den verschiedenen Festen teils die nämlichen, teils verschiedene.

Sie finden sich in den üblichen Gebetbüchern (Machsors), aus denen bei Bodenschatz, Kirchliche Verfassung der heutigen Juden Erlangen 1748, und B. Mayer, Das Judentum etc., Regensburg 1843, viele Auszüge, sowie auch sonstige speziellere Angaben über die neuere jüdische Festfeier und das dabei beobachtete Zeremoniell vorkommen. Auch Lundius, Die alten jüdischen Heiligtümer etc. nimmt nicht selten auf die späteren jüdischen Gebräuche Rücksicht. Näheres siehe bei Joh. Buxtorf, Synagoga Judaica, Frankfurt und Leipzig, 1737, 345-490; E Bassin, The modern Hebrew etc., London 1882, 56-83. –
aus: Wetzer und Weltes Kirchenlexikon, Bd. 4, Sp. 1446 – Sp. 1447

Zu den jüdischen Monaten siehe auf Wikipedia Stichwort Jüdischer Kalender

Bildquellen

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Feste der Juden im Altertum

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