A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Hefele

Hefele, Karl Joseph v., * 15.3.1809 zu Unterkochen (Württ.), † 5.6.1893 zu Rottenburg; studierte in Tübingen, 1833 Priester, 1834 Repetent am Konvikt in Tübingen, 1835 Professorats-Verweser am Gymnasium zu Rottweil, 1836 nach Möhlers Weggang dessen Stellvertreter und Privatdozent in Tübingen, 1837 ao., 1840 o. Prof. für KG, Patrologie und christliche Archäologie; ein ausgezeichneter Lehrer von umfassenden Kenntnissen, großer Gewissenhaftigkeit und Begeisterung für die Kirche, der am Aufschwung der kath.-theol. Fakultät in Tübingen bedeutenden Anteil hat. 1842-45 Abgeordneter für den Bezirk Ellwangen, verteidigte er in der 2. württ. Kammer furchtlose die kirchlichen Rechte (Motion des Bischofs J. B. v. Keller 1842). 1852 bis1853 war er Rektor der Universität, weilte Winter 1868/69 als Konsultor für die Vorbereitung des Vatikanischen Konzils in Rom, wurde 17.6.1869 zum Bischof von Rottenburg gewählt (22.11. präkonisiert, 19.12. konsekriert und inthronisiert). Auf dem Konzil war er eines der hervorragendsten und rührigsten Mitglieder der Minorität und brachte vor allem geschichtliche Gründe gegen die Definition der Unfehlbarkeit des Papstes vor (vgl. seine Schrift Causa Honorii Papae, Neapel 1870, dtsch. Tübingen 1870; anders später in Conciliengesch. III (1876) 145ff , 289ff). Vor der entscheidenden Sitzung (18.7.1870) reiste Hefele mit andern Bischöfen ab. Nach dem Konzil eine Zeit lang schwankend, doch entschlossen, zu einem Schisma nie die Hand zu bieten, veröffentlichte er die Vatikanischen Dekrete als letzter der dtsch. Bischöfe 10.4.1871. Wegen dieser freiwilligen, ehrlichen Unterwerfung feindeten ihn die Altkatholiken heftig an. Sein Wirken für die Diözese war sehr segensreich; sie blieb im Kulturkampf eine „Oase des Friedens“. – Hefele ist einer der gelehrtesten Bischöfe des 19. Jahrhunderts, neben Möhler, der ihn stark beeinflußte, und Döllinger ganz besonders verdient um die Ausbildung der Kirchen-Geschichtswissenschaft. Sein gewaltiges, quellenmäßig-kritisches Hauptwerk: Conciliengeschichte (I-VII 1855/74, fortges. v. J. Hergenröther VIII-IX 1887/90; I-VI 1873/90, V bis VI v. A. Knöpfler bearbeitet, französische erweiterte Ausg. v. H. Leclercq, Paris 1907ff) behandelt die Synoden pragmatische als wichtiges Glied der gesamten kirchen-geschichtlichen Entwicklung; sie ist, wenn auch in einzelnen Teilen veraltet, doch bis heute unübertroffen und sichert dem Verfasser einen Ehrenplatz unter den Kirchenhistorikern aller Zeiten.

aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IV, 1932, S. 866

Buch mit Kruzifix
Gratry
Buch mit Kruzifix
Judas Iskariot

Weitere Lexikon-Einträge

Buch mit Kruzifix

Lavigerie

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Lavigerie Lavigerie, Charles Martial Allemand, Kardinal (seit 1882), * 31.10.1825 zu Huire bei Bayonne, † 25.11.1892 zu Algier. 1850 mit den Thesen de Hegesippo un d Essai sur l’ecole chrét. d’Edesse zum Doktor promoviert,…
Buch mit Kruzifix

Medici

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Medici Medici, bürgerliches florentinisches Geschlecht, das durch Geldgeschäfte, besonders als Bankiers der Kurie, reich geworden, seit der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zu seinem Erlöschen in der Hauptlinie (1737) mit kurzen Unterbrechungen die…
Buch mit Kruzifix

Albigenser

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Albigenser Albigenser, mittelalterliche Häretiker, benannt nach der Stadt Albi. Neben Waldensern bezeichnete man so vornehmlich die von diesem aber scharf zu unterscheidenden und nur durch den gemeinsamen Haß gegen die Kirche geeinten Katharer, von…
Buch mit Kruzifix

Boleslau

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Boleslau Boleslau, Herzöge v. Böhmen: Boleslau I., 929-967, Bruder des hl. Wenzel, als Führer der heidnischen Adelspartei an dessen Ermordung beteiligt. Ursprünglich christenfeindlich, förderte er später das Christentum, ließ die Prager Kirche St. Veit…
Buch mit Kruzifix

Jesuitenmoral

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Jesuitenmoral Jesuitenmoral, ein hauptsächlich durch den Jansenismus eingeführtes Schlagwort. Um die Sittenlehre und Praxis des Ordens verächtlich zu machen, schrieben Ant. Arnauld sein Théologie morale des Jésuites (Paris 1643, anonym), sein Freund Pascal die…

Weitere Lexikon-Beiträge

Es wurden keine Ergebnisse gefunden.