Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Cola di Rienzo
Cola (= Nicola) di Rienzo, latein. Nicolaus Laurentii (daher auch C. Rienzi genannt), römischer Volkstribun, * um 1313, als Sohn des Herbergs-Besitzers Lorenzo (Rienzo, Renzo). Bei der Vertreibung der Senatoren nach Benedikts XII. Tod und bei der Gesandtschaft an Clemens VI., die diesem die höchste Gewalt übertrug und ihn um Rückkehr von Avignon nach Rom bat, hatte Cola die Führung. Er erweckte das Interesse des Papstes, der ihn 1344 zum Notar der städtischen Kammer in Rom ernannte. Zurück gekehrt, entflammte er das Volk durch Reden und Kampf gegen die Barone und kündigte, als Gesandten des Hl. Geistes sich ausgebend, die Herstellung der Ordnung und die Freiheit des Volkes an. Im stillen bereitete er die Revolution vor. Während der Abwesenheit des Stefano Colonna zog er am 20.5.1347 auf das Kapitol, beteuerte in einer Rede seine Liebe zum Papst und gab eine neue Verfassung. Das Volk übertrug ihm eine nahezu diktatorische Gewalt. Er ließ sich Tribun und Befreier nennen. Entschlossen schuf er Ordnung. Der Papst genehmigte seine Verfassung.
Aber der schwärmerisch veranlagte Cola berauschte sich an seiner Stellung. Ganz Italien suchte er unter Führung Roms zu einigen. Obwohl er die Macht des Papstes nicht zu schmälern behauptete, protestierte der päpstliche Vikar; der Legat in Italien bannte ihn und setzte eine Gegenbewegung ins Werk, die ihn 15.12.1347 stürzte. Nach öfterem Aufenthaltswechsel beteiligte sich Cola 2 Jahre lang am strengen Leben wie an den religiösen Schwärmereien der Fraticellen am Monte Majella. Dann zog er zu Karl IV. nach Prag, um ihm die Botschaft vom Angelos zu bringen. Der Kaiser nahm ihn in Haft und schickte ihn an Clemens VI., der ihn gefangen hielt. Allein dessen Nachfolger Innozenz VI. sandte ihn, da in Rom wieder blutige Wirren tobten, am 24.9.1353 zu dem mit der Neuordnung im Kirchenstaat betrauten Kardinal Albornoz, der ihn nur mit Misstrauen zum Senator ernannte. Am 1.8.1354 zog Cola unter dem Jubel der Menge in Rom ein. Doch rasch verscherzte er sich durch Prunk und tyrannisches Auftreten die Volksgunst. Bei einem vom Adel angezettelten Aufstand wurde er am 8.10.1354 erschlagen und sein Leichnam furchtbar geschändet. –
Von seiner eigenen Bedingtheit abgesehen, ist Cola nur erklärbar aus dem Wiederaufleben der klassischen Studien und des Sinnes für die Größe des antiken Roms, den traurigen Zuständen in Rom während des avignonesischen Zeitalters, dem Erstarken des italienischen Volksgeistes, verbunden mit den exzentrischen Formen eines schwärmerischen Mönchtums, und namentlich dem Überhandnehmen volkssouveräner Vorstellungen. Als Exponent dieser Erscheinungen gewinnt Cola historische Bedeutung. Er war edel und glühte für Gerechtigkeit und Vaterland; aber es mangelte ihm die klare Einsicht und ein fester, gegen Überheblichkeit gefeiter Charakter. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. II, 1931, Sp. 1004 – Sp. 1005