Der Liberalismus ist Sünde
Die Verwerfung des Liberalismus durch Pius IX.
Auszug aus Teil 2: Liberalismus ist eine Sünde
Als aber im Laufe der Zeiten der über die Ufer tretende Strom dieser traurigen Ideen immer mehr anschwoll und unter dem Einfluß verirrter Geister sogar die Maske des Katholizismus anzog, schenkte Gott seiner Kirche Papst Pius IX., der mit vollem Recht in der Geschichte unter dem Beinamen der „Geißel des Liberalismus“ bekannt sein wird. Der liberale Irrtum in allen seinen Erscheinungsweisen und Farben ist von diesem Papst entlarvt worden. Damit in dieser Frage seine Worte mehr Gewicht erhalten würden, fügte es die Vorsehung, daß die wiederholte Verwerfung des Liberalismus von den Lippen des Papstes ausginge, den die Liberalen von Anfang an als einen der Ihrigen darzustellen bestrebt waren. Nach ihm gibt es nun für diesen Irrtum keine Ausflucht mehr. Die wiederholten Breven und Allokutionen (siehe dazu den Beitrag: Das Verhältnis des heiligen Geistes zur Kirche) des Papstes Pius IX. haben den Liberalismus dem christlichen Volk gezeigt, so wie er ist, und der Syllabus drückte schließlich seiner Verdammung das letzte Siegel auf. Laßt uns den hauptsächlichen Inhalt einiger dieser päpstlichen Dokumente sehen! Wir wollen bloß einige wenige anführen von den sehr vielen, auf die wir uns berufen könnten.
Am 18. Juni 1871 sagte Pius IX. in seiner Antwort an eine Kommission französischer Katholiken:
„Der Atheismus in den Gesetzen, die Indifferenz in Sachen der Religion und jene verderblichen sogenannten liberal-katholischen Grundsätze, dies, ja dies ist die wahre Ursache des Ruins der Staaten, dies war das Verderben Frankreichs. Glaubt mir! Der Schaden, den ich Euch verkünde, ist furchtbarer als die Revolution und auch als die Kommune. Stets habe ich den katholischen Liberalismus verdammt und werde ihn noch hundertmal verdammen, wenn`s nötig ist.“
In dem Breve vom 6. März 1873 an den Präsidenten und die Mitglieder des Vereins des heil. Ambrosius in Mailand drückte sich Pius IX. also aus:
„Es fehlt nicht an Solchen, die es versuchen, ein Freundschaftsbündnis zu schließen zwischen Licht und Finsternis und einen Vertrag einzugehen zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, und dies zu Gunsten der sogenannten katholisch-liberalen Lehren, welche auf höchst verderblichen Grundsätzen beruhend, sich den Übergriffen der weltlichen Macht auf geistliches Gebiet günstig erweisen und jene Namenskatholiken geneigt machen, ungerechte Gesetze hoch zu schätzen oder wenigstens zu dulden, als ob nicht geschrieben stünde, daß niemand zweien Herren zugleich dienen kann; diejenigen, welche so handeln, sind durchaus gefährlicher und beklagenswerter als selbst die erklärten Feinde; nicht nur insofern als sie, ohne daß es die andern merken, und vielleicht ohne daß sie selber es beachten, die Versuche und Anschläge der Bösen begünstigen, sondern auch besonders deshalb, weil sie, innerhalb gewisser Grenzen sich haltend, nach außen sich mit dem Schein der Billigkeit und der gesunden Lehre umgeben, um so die unklugen Schwärmer der Versöhnungspolitik hinters Licht zu führen und die ehrlichen Leute zu verblenden, die den offenkundigen Irrtum sicher bekämpft hätten.“
In dem Breve vom 8. März desselben Jahres an die Vereinigung der katholischen Vereine Belgiens heißt es also:
„Was Wir vor allem an diesem Eueren höchst religiösen Unternehmen loben, ist die unbedingte Abneigung, die Ihr den Berichten zufolge vor den liberal-katholischen Prinzipien an den Tag legt, und Euere angedeutete Absicht, dieselben auszurotten. Wahrlich, indem Ihr Euch bestrebet, diesen hinterlistigen Irrtum zu bekämpfen, der gefährlicher denn eine erklärte Feindschaft ist, weil er sich mehr unter dem schönen Deckmantel des Eifers und der Liebe verhüllt, und indem Ihr es Euch angelegen sein lasset, das einfältige, arglose Volk von demselben ferne zu halten, werdet Ihr eine traurige, unselige Wurzel der Zwietracht ausreissen und wirksam beitragen, die Gemüter zu einigen und stärken. Ihr jedoch, die Ihr mit so völliger Ergebenheit alle Dokumente dieses Apostolischen Stuhles verehrt, dessen wiederholte Verwerfung der liberalen Grundsätze Euch bekannt ist, habt sicherlich diese Anweisungen nicht nötig.“
In dem Schreiben an das Brüsseler Blatt „La Croix“ unter dem 21. Mai 1874 sagt er:
„Wir können nicht umhin, der in Eurem Brief angesprochenen Absicht unser Lob zu spenden; denn wie Wir wußten, entspricht Euer Blatt vollständig jener Absicht, nämlich alles das zu verbreiten, zu veröffentlichen, zu erläutern und einzuschärfen, was dieser Heilige Stuhl lehrt gegen die gottlosen oder wenigstens falschen Lehren, zu denen man sich so vieler Orts bekennt, und besonders gegen den katholischen Liberalismus, der das Licht mit der Finsternis, die Wahrheit mit dem Irrtum zu vereinbaren sich bemüht.“
Aber damit wir nicht zu weitläufig werden und ermüden, begnügen wir uns, den Wortlaut eines anderen Breves noch anzuführen, das ausdrucksvoller noch als die übrigen ist und als solches nicht übergangen werden darf. Es ist an den Bischof von Quimpar gerichtet, datierend vom 28. Juli 1873. In demselben schreibt der Papst mit Bezug auf die Generalversammlung der katholischen Vereine, die man soeben in jener Diözese abhielt, wie folgt:
„Sicherlich werden sich solche Vereine nicht von dem der Kirche schuldigen Gehorsam lossagen; nicht sich verleiten lassen von den Schriften noch von den Handlungen derer, welche diese Kirche mit Unbilden und Schmähungen verfolgen; wohl aber könnten die sogenannten liberalen Ansichten dieselben auf die schlüpfrige Bahn des Irrtums bringen.Diese liberalen Ansichten sind vielen, sonst guten und frommen Katholiken ans Herz gewachsen, die durch eben jenen Einfluß, den ihnen ihre Religiosität und Frömmigkeit verleihen, sehr leicht sich die Gemüter erobern und sie verleiten können, sich zu sehr verderblichen Grundsätzen zu bekennen. Lege darum, ehrwürdiger Bruder, den Mitgliedern dieser Versammlung an`s Herz, daß wenn Wir so oft die Anhänger dieser liberalen Ansichten tadeln, nicht so fast jene im Auge haben, welche mit offenem Helmvisier die Kirche bekämpfen, da es überflüssig ist, vor diesen zu warnen, sondern jene anderen, auf die wir soeben hingewiesen haben. Diese nämlich behalten das heimliche Gift (virus) der mit der Muttermilch eingesogenen liberalen Prinzipien in sich, das sie dann, gleichsam als wäre es nicht mit handgreiflicher Bösartigkeit geschwängert, wie sie meinen, ja sogar unschädlich für die Religion, den Gemütern gar leicht einimpfen und so den Samen der Wirren ausstreuen. Sie mögen also Sorge tragen, diesem Netz zu entrinnen und sich bestreben, ihre Wurfgeschosse gegen diesen hinterlistigen Feind zu richten; dann werden sie sich gewiß sehr verdient machen um die Religion und um das Vaterland.“
Unsere Freunde und unsere Gegner ersehen nun, daß der Papst alles gesagt hat in diesen Breven, besonders im letzten, welches man in besonderer Weise genau erwägen und studieren sollte….
Wir bitten den unparteiischen Leser bei dieser Bemerkung zu verweilen; und wenn er redlich und aufrichtig ist, wie wir annehmen, so wird er dem Worte des Papstes, welches das Wort der Kirche ist, dieses aber das Wort Gottes, die Huldigung der tiefsten Unterwerfung nicht versagen….
Es war also ein amtliches, öffentliches, feierliches Dokument allgemeinen Charakters notwendig, das überall verkündet und endgültig entscheidend wäre. (siehe dazu auch den Beitrag: Quanta cura ein unfehlbares Dokument) Die Kirche konnte die Ängstlichkeit ihrer Kinder gegenüber dieses ausdrückliche und entscheidende Wort des obersten Lehramtes ihnen nicht vorenthalten. Sie gab es: es war der Syllabus vom 8. Dezember 1864. –
aus: Félix Sardá y Salvany, Der Liberalismus ist Sünde, Brennende Fragen (mit Approbation der hl. Indexkongregation), 1889, S. 25 – S. 28; S. 29