Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Nikolaiten
Nikolaiten heißen 1. im Neuen Testament Sektierer, welcher schon zu apostolischer Zeit Unheil in der Kirche anrichteten. Daß dieses Uneil sehr groß gewesen, kann aus Offenbarung 2, 6 geschlossen werden. Deutlicher wird die Art desselben Apok. 2, 15 dahin angegeben, daß die Nikolaiten in die Fußstapfen Balaams eintraten, indem sie das Essen des Götzenopfer-Fleisches und die Unzucht gestatteten. Aus den beiden stellen erhellt, daß die Nikolaiten in Ephesus und in Pergamon ihr Wesen trieben; nach Offenb. 2, 20 aber gab es auch zu Thyatira Anhänger der nämlichen Sekte. Von diesen heißt es V. 24: “Welche immer diese Lehre nicht haben und die Tiefen des Satans, wie jene sagen, nicht erkannt haben“. Aus diesen sarkastisch zu fassenden Worten darf man wohl schließen, daß die damals auftauchende Gnosis auch von den in Rede stehenden Sktierern begierig gepflegt wurde, so daß die Nikolaiten der apostolischen Zeit in Verbindung mit einer gnostischen Sekte gedacht werden müssen. Der Ursprung der Sekte wird gewöhnlich auf den Diakon Nikolaus zurück geführt, der Apg. 6, 5 ebenso ans Ende der Reihe gesetzt zu sein scheint, wie Judas Iskariot ans Ende der Apostel-Verzeichnisse. Ob derselbe mit bösem Willen die Irrlehre aufgebracht habe, oder ob, wie Clemens von Alexandrien (Strom. III, 4; vgl. Eus., H. E. 3, 29) erzählt, eine tugendhafte Äußerung von ihm durch Mißverständnis den Irrtum hervor gerufen habe, wird schwer auszumachen sein: gewiß ist, daß das christliche Altertum ihn als den Urheber der nikolaitischen Irrlehre bezeichnet. –
2. Im Mittelalter hießen diejenigen Kleriker, welche sich den Zölibats-Gesetzen widersetzten, Nikolaiten oder Anhänger der Nikolaitischen Häresie.
Nikolaus, im Neuen Testament einer der sieben von den Aposteln eingesetzten Diakonen (Apg. 6, 5). Das christliche Altertum sah ihn als den Stifter der Sekte der Nikolaiten an, und obwohl Clemens von Alexandrien, Eusebius und Augustinus dieser Meinung nicht beipflichten zu können glauben, ist Nikolaus doch der einzige von den sieben Diakonen, welcher im römischen Martyrologium nicht aufgeführt wird.
aus: Wetzer und Welte`s Kirchenlexikon, Bd. 9, 1895, S. 273-274/S. 279