Die Päpste und das heilige Grab (1073-1198)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Die Päpste und das heilige Grab in Jerusalem

Einleitung

In diesem Abschnitt regierten vom Jahre 1073 – 1198

Hl. Gregor VII. 1073-1085
Viktor III. 1087
Hl. Urban II. 1088-1099
Paschalis II. 1099-1118
Gelasius II. 1118-1119
Kalixtus II. 1119-1124
Honorius II. 1124-1130
Innozenz II. 1130-1143
Cölestin II. 1143-1144
Lucius II. 1144-1145
Eugen III. 1145-1153
Anastasius IV. 1153-1154
Hadrian IV. 1154-1159
Alexander III. 1159-1181
Lucius III. 1181-1185
Urban III. 1185-1187
Gregor VIII. 1187
Klemens III. 1187-1191
Cölestin III. 1191-1198

Die Päpste und das heilige Grab (1073-1198): Südansicht der Grabeskirche in Jerusalem

Die Grabeskirche – Südfassade (um 1900)

Palästina, das Land, welches der Erlöser durch seine Gegenwart geheiligt hat, liegt in Asien. Zwei Weltteile können sich rühmen, dass Jesus Christus während seines Erdenlebens sie berührt hat: nach Afrika ging der Sohn Gottes, als Herodes ihm nach dem Leben strebte; in Asien, in Palästina, hielt er sich den größten Teil seines irdischen Lebens auf.

Im kleinen, bis zur Ankunft Christi wenig bekannten Bethlehem begann der göttliche Heiland sein irdisches Leben. Ein Stall war seine erste Wohnung. Die Christen bezeigten gar bald eine große Verehrung für diesen heiligen Ort. Die ehemalige Grotte, bisher eine Wohnung für Tiere, wurde nun eine liebliche Kapelle, wohin Millionen von Pilgern eilten, um dort zu beten. Die kindliche Liebe errichtete in der Grotte zwei Altäre, um auf denselben das hochheilige Opfer feiern zu können. Ein Stern bezeichnet die Stelle der Geburt, Lampen den Ort, wo einmal die Krippe stand.

Heiliger noch als Bethlehem ist den frommen Christen Jerusalem. In dieser Stadt wirkte Jesus große Wunder. Hier betete und lehrte er im Tempel, wenn die Juden ihre hohen Feste feierten. Auf dem Berge Golgatha, bei Jerusalem, vollbrachte er das große Erlösungsopfer und tilgte durch seinen blutigen Kreuzestod die Sünden der Welt. Golgatha wurde in wahrem Sinne des Wortes benetzt mit dem Herzblut Jesu Christi. Bei Jerusalem wählte der Heiland auch sein Grab.

Kein Wunder, wenn seine Schüler mit besonderer Liebe an dieser Stadt hingen. Petrus, Paulus, Johannes und andere Apostel besuchten oftmals das heilige Golgatha und das Grab ihres göttlichen Meisters. Die Heiden aber stellten Götzenbilder auf die heiligen Stätten, um den Christen die Andacht dort selbst unmöglich zu machen. Als die heilige Stadt in die Gewalt der Feinde kam, da wehklagte laut die gesamte Christenheit. Es war den Gläubigen unerträglich, dort nicht beten zu dürfen, wo Jesus sein heiliges Erlösungswerk vollbracht hatte.

Wenn auch Jerusalem schon früher manche bittere Stunde sah, so wurden doch seine Leiden unerträglich am Ende des ersten Jahrtausends. Die ungläubigen Seldschuken übten eine solche Tyrannei, wie sie selbst die Römer nicht gezeigt hatten. Meistens war es bis dahin den Pilgern gestattet, für eine bestimmte Geldsumme sich den Zutritt zum Berge Golgatha und zum heiligen Grabe zu erkaufen.

Die Türken aber gestatteten das nicht mehr und mordeten sogar die unglücklichen Pilger. Als Papst Silvester II. diese traurige Lage des heiligen Landes der Christenheit schilderte, da ergriff unnennbarer Schmerz das ganze Abendland. Doch erlosch das Verlangen, das heilige Land wieder für die Christen zu erobern, bald wieder, da die Unordnung in allen abendländischen Reichen zu groß war. Frei war Rom, als es die Irrlehrer des Morgenlandes so glänzend überwand, frei war Rom, als es das abendländische Kaisertum schuf, frei musste es werden, bevor es die Kreuzzüge ins Leben rief.

Ein halbes Jahrhundert nach Papst Silvester II. trat jener gewaltige Held auf, der die Fesseln sprengte, womit die weltlichen Fürsten die Braut Jesu Christi, die Kirche, gebunden hatten. Er hieß Hildebrand und bestieg als Gregor VII. den Stuhl des heiligen Petrus. Dieser mutige Papst, den Gott seiner Kirche in sehr bedrängter Zeit gab, dachte anfangs daran, den Plan des Papstes Silvester II. aufzunehmen und den Christen des Morgenlandes zu Hilfe zu eilen. Er wollte sich selbst an die Spitze eines Kreuzheeres stellen, allein die Verhältnisse fügten sich so, daß ihm dies unmöglich wurde.

Durch den Kampf, welchen der heilige Papst Gregor für die Freiheit der Kirche führte, wurde das christliche Volk so begeistert, dass es nur einer kleinen Veranlassung bedurfte, um es zu bestimmen, Gut und Blut, Leben und Gesundheit, für die Ehre Gottes hinzugeben. Ein einfacher Einsiedler reichte hin, um ganz Europa in Bewegung zu setzen.

Der heilige Papst Urban, der zweite Nachfolger des heiligen Gregor, brauchte nur in wenigen Worten die unglücklichen Zustände des heiligen Landes zu schildern und der Kreuzzug war beschlossen. Er rief den Völkern zu: „Wo die Sonne der Wahrheit zur Erleuchtung des menschlichen Geschlechtes aufgegangen ist, wo der Sohn Gottes als Mensch unter den Menschen zu wandeln sich gewürdigt hat, wo der Herr gelehrt, gelitten hat, gestorben, auferstanden ist: in dieses Heiligtum sind die Heiden eingebrochen und haben den Tempel Gottes befleckt.“

Der erste eigentliche Kreuzzug ging im Jahre 1097 unter Anführung Gottfrieds von Bouillon von Europa ab. Es gelang diesem Helden im Jahre 1099 Jerusalem zu erobern.

Im Jahre 1146 fiel die Stadt Edessa wieder in die Gewalt der Türken und war Jerusalem selbst bedroht. Infolge dieses unglücklichen Ereignisses wurde der zweite Kreuzzug unternommen, den wir auch den Kreuzzug des heiligen Bernhard nennen können, weil er es gewesen, der durch seine Wunder und Ermunterungen ihn bewirkte.

Einen dritten und vierten Kreuzzug unternahmen Kaiser Friedrich Barbarossa und König Richard Löwenherz von England. Ihnen folgte der sogenannte Kinderkreuzzug. Auch der deutsche Kaiser Friedrich II. zog in das heilige Land. Der französische König Ludwig IX., der Heilige, war der letzte, der den Versuch machte, das verlorne Jerusalem wieder für die Christen zu erobern.

Der nächste Abschnitt wird uns einen solchen Aufschwung im ganzen Abendland schauen lassen, dass wir bekennen müssen, die Päpste haben durch die Kreuzzüge den abendländischen Völkern den größten Dienst erwiesen. Wenn sie seither die Hände untätig in den Schoß gelegt hätten, so müssten wir ihnen doch für diese ihre Bemühungen um die Befreiung des heiligen Landes aus der Gewalt der Ungläubigen den größten Dank aussprechen.

Ein höherer Geist hat sie erleuchtet, als sie riefen: „Auf, ihr Völker! Ziehet nach dem Morgenlande und befreit und behütet Europa von den Anhängern des falschen Propheten Mohammed!“ Gott segnete den guten Willen der abendländischen Welt und belohnte sie reichlich für das Blut, das sie für das Grab Jesu Christi und für die Ehre Gottes vergossen hat.

Zweifach war die Aufgabe, welche sich die Päpste dieses achten Zeitabschnittes gesetzt hatten. Im Abendland kämpften sie für die Freiheit der Kirche, im Morgenland suchten sie die Feinde aller christlichen Bildung, die Mohammedaner, zu besiegen. Und die göttliche Vorsehung gab ihnen auch für diese doppelte Aufgabe die notwendigen Werkzeuge. Bischof Altmann von Passau, Erzbischof Thimo von Salzburg, Anno von Köln, Lanfrank, Anselm unterstützten sie im Kampfe um die Freiheit der Kirche. Der heilige Bernhard diente ihnen dagegen nach beiden Seiten, da sein Riesengeist der doppelten Aufgabe gewachsen war. Er unterstützte die Päpste im Kampfe für die Freiheit der Kirche in Europa und predigte den Kreuzzug gegen die Ungläubigen.

Doch es mussten auch Männer auftreten, welche das Schwert gegen die Ungläubigen führten und sich verpflichteten, den Königen von Jerusalem beizustehen und das heilige Grab zu beschützen. Und auch solche Männer traten um diese Zeit in der Kirche auf. Es entstanden die drei großen geistlichen Ritterorden.

Diese Orden, welche der Religion die größten Dienste geleistet haben, bildeten sich, ohne dass die Päpste sie ins Leben riefen. Die göttliche Vorsehung selbst erweckte jene Männer, die für diese Zeit der Not die Ritterorden gründeten. Die Mitglieder dieser Orden legten das dreifache Gelübde der Armut, der Keuschheit, des Gehorsams ab, wie alle andern Orden. Damit verbanden sie aber noch das vierte Gelübde des Kampfes gegen die Mohammedaner.

Aus dem Gesagten geht hervor, dass Gott dann, wenn er etwas erreichen will, jederzeit auch die Mittel dazu findet. Gott wollte die Kreuzzüge und erweckte dafür auch die begeisterten Streiter.

Und nun wollen wir jene Reihenfolge der Päpste kennen lernen, die durch ihren Feuereifer Tausende zu den Kreuzzügen riefen, um im heiligen Lande Wunder der Tapferkeit zu vollbringen. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 406 – S. 411

Bildquellen

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