Das Pontifikat von Papst Lucius II. (1144-1145)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

 Die Päpste und das hl. Grab in Jerusalem

Das Pontifikat von Papst Lucius II. (regierte von 1144-1145)

Wenige Tage nach dem Hinscheiden des Papstes Cölestin II. wurde der Kardinalpriester Gerhard als Lucius II. gewählt und am 12. März 1144 konsekriert. Er war aus Bologna gebürtig und regulierter Domherr daselbst, bevor ihn Honorius II. wegen seiner Gelehrsamkeit und seinen untadelhaften Sitten zum Kardinal erhob. Die Regierung dieses edlen Papstes war stürmisch und dornenvoll. Um diese Zeit fanden die Lehren Arnold von Brescia allenthalben in Italien Verbreitung und riefen viele Verwirrung und gewalttätigen Aufruhr hervor. Arnold wurde in Brescia anfangs des 12. Jahrhunderts geboren. In seiner Vaterstadt, die damals eine Rechtsschule besaß, studierte er und trat hierauf in den geistlichen Stand. Durch den Ruhm Abaelard`s angezogen, begab er sich Paris und wurde dessen Schüler. Nach seiner Rückkehr erhielt er die Priesterweihe, erregte aber bald Unruhen in Brescia durch die Lehren, die er in seinen Predigten verkündete. Kein Geistlicher dürfe Eigentum, kein Bischof eine Herrschaft, kein Kloster Grundbesitz haben. Weltliche Macht und weltlicher Reichtum sei unvereinbar mit dem geistlichen Amt. Ein Geistlicher, welcher irdische Güter besitze, könne nicht selig werden. Seine Lehren fanden um so bereitwilligere Aufnahme und waren um so verführerischer, je volkstümlicher und begeisterter Arnold sie vorzutragen verstand, und je mehr er sie durch ein persönlich strenges Leben empfahl.

Der heilige Bernhard schreibt von ihm: „Sein Reden ist Honig, seine Lehre aber Gift; er hat den Kopf einer Taube und den Stachel eines Skorpions.“ „Mit Schmeichelworten“, bemerkt Bernhard ferner, „und dem Anschein von Tugenden suche er sich an Reiche und Vornehme heran zu machen; habe er sich aber einmal in ihr Wohlwollen eingenistet, so hetze er sie gegen die Geistlichkeit, stütze sich auf Waffengewalt und wüte gegen die Kirche.“ Aus Italien verwiesen, begab sich Arnold wieder nach Paris und hernach nach Zürich, wo er Vorträge hielt. In Italien wirkten seine revolutionären Lehren auch in seiner Abwesenheit weiter und fanden auch in Rom ein freudiges Echo. Die Stadt befand sich beim Regierungs-Antritt des Papstes Lucius in hellem Aufruhr. Die Römer bestritten die weltliche Herrschaft des Papstes und wollten ihm das ganze bürgerliche Regiment entreißen, so daß das Papsttum in eine unerträgliche Stellung versetzt worden wäre. Es wurde ein Senat gewählt, und ohne sich im geringsten um eine Bewilligung des Papstes zu kümmern, ein Bruder des verstorbenen Gegenpapstes Anaklet zum Patrizier ernannt. Die Römer träumten in ihrem Größenwahn, sie könnten das reich Konstantins mit Rom als Hauptstadt und Beherrscherin der Welt wieder herstellen. In dieser Bedrängnis wandte sich Lucius an König Roger von Sizilien. Dieser wollte die Notlage des Papstes zu seinem Vorteil benützen und stellte übertriebene Forderungen an ihn, die dieser ablehnen mußte. Auf die Weigerung des Papstes hin griff Roger zu Gewalt-Maßregeln und ließ seinen Sohn mit einem starken Heer in das römische Gebiet einrücken und die Kampagna verwüsten. Notgedrungen willigte nun der Papst in einen Waffenstillstand ein.

Auch an König Konrad von Deutschland, aus dem Hause der Hohenstaufen, der auf Kaiser Lothar († 1137) gefolgt war, wandte sich Lucius und forderte ihn auf, den apostolischen Stuhl zu schützen. Doch dieser war zu sehr im eigenen Land beschäftigt. Konrad und sein Neffe Friedrich, zubenannt Barbarossa, hatten mit Heinrich dem Stolzen, Herzog von Sachsen und Bayern, und nach dessen Tode mit dessen Bruder Welf harte Kämpfe zu bestehen. In der Schlacht von Weinsberg (1140) zwischen den Hohenstaufen und den Welfen stattfand, war der Schlachtruf auf der einen Seite: „Hie Welf“, auf der anderen Seite: „Hie Waiblingen“. Diesen letzten Schlachtruf hatte Barbarossa gewählt aus Liebe zu dem Ort, wo er aufgewachsen war, einer Burg nämlich an der Rems. Die Wörter „Welfe“ und „Waiblinger“  – „Guelfen“ und „Ghibellinen“ wurden Jahrhunderte hindurch der Schlachtruf für die Parteien in den größten Fragen der Zeit. Die Königlichen siegten, Welf mußte fliehen und Weinsberg sich ergeben, aber die Feindseligkeit dauerte fort.

Während in diesen Wirren und Nöten dem Papst nirgends ein Hoffnungsstern leuchtete, erlöste ihn Gott aus der Bedrängnis. Durch die auf ihn gehäuften Drangsale nieder gebeugt, starb Lucius nach einer schweren Krankheit, nach einem Bericht infolge eines auf ihn geschleuderten Steines nach nur elfmonatiger Regierung am 15. Februar 1154.

aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, II. Band, 1907, S. 381-383

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